Rummenigge steht zu Kovac

Das erste „Tegernseer Seegespräch“ entpuppte sich gleich als Expertenrunde zum Thema Fußball. Geladen hatte die Tegernseer Bürgerstiftung den FC-Bayern Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge und den Journalisten und Verleger Wolfram Weimer, der dem Europameister erstaunliche Details entlockte.

Der zweitmächtigste Mann des FC Bayern vor Wiesseer Kulisse / Foto: Klaus Wiendl

Die Tegernseer Bürgerstiftung setzt sich mit der Veranstaltungsreihe zum Ziel, interessante Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft“ einzuladen. Doch mit Karl-Heinz Rummenigge als Gast landete Josef Paul, Vorsitzender des Stiftungsrats und Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Gmund, bereits eine Steilvorlage.

In diesen unruhigen Zeiten für den Münchner Club, in dem Tabellenstand und Trainerwechsel die Schlagzeilen beherrschen, machte der unaufgeregte Diskurs zwischen Bayern-Manager und Weimer wohl eine Ausnahme. Andächtig lauschten etwa 100 Zuhörer am Donnerstagabend im Saal des Gasthofs Post in Bad Wiessee vor allem Rummenigges Plänen, wie es beim FC Bayern weitergehen soll.

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„Wir müssen uns rechtzeitig über die Zukunft des Vereins auseinandersetzen und nicht versuchen, es auszusitzen. Dieser Verantwortung werden wir gerecht“, meinte Rummenigge. Er habe keine Sorge, dass das Schiff des FC Bayern „zum Schlingern“ komme. Von Weimer zum Verlauf der Saison gefragt, sprach sein Gegenüber zwar von einem guten Start, bei dem alle schon wieder über eine langweilige Saison gesprochen hätten, doch mit der Niederlage in Augsburg habe die Mannschaft den Erfolgskurs verlassen. „Wir müssen schauen, dass wir wieder schnell die Kurve bekommen“.

Kovac noch Trainer im neuen Jahr?

„Geben sie Trainer Nico Kovac noch eine Chance“, fragte Weimer. „Er verdient eine Chance, denn er kämpft und ist bereit zu Veränderungen“, meinte der Weggefährte von Uli Hoeneß. Kovac wisse, dass er Dinge verändern müsse, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen. „Der Wunsch von uns allen beim FC Bayern ist, dass wir lange mit Niko Kovac zusammenarbeiten. Ich wünsche mir, dass er nicht nur an Heiligabend 2018 unser Trainer ist, sondern auch an Heiligabend 2019 und 2020“.

Karl-Heinz Rummenigge gewährte Interviewer Wolfram Weimer “wichtige Einblicke”/ Foto: Klaus Wiendl

Rummenigges klares Bekenntnis zum Trainer setzt aber den Aufwärtstrend voraus, der beim 5:1-Sieg in der Champions League gegen Benfica Lissabon zu beobachten war. Denn in der Liga läuft der FC Bayern noch seinen sportlichen Zielen hinterher. “Am Ende des Tages müssen natürlich die Ergebnisse stimmen. Platz fünf ist nicht der Platz, der am Ende der Saison belegt werden darf.” Nach diesen Wochen mit „nicht so guten Ergebnissen“ sei es wichtig, wieder stabil auf Kurs zu kommen.

Bereit sein, loszulassen

Die erfolgreiche Formation des FC Bayern komme jetzt in ein Alter, in der man sich der Nachfolgerfrage der Bayern AG stelle müsse, versuchte Weimer den 63-Jährigen aus der Reserve zu locken. Für den Europameister von 1980 ist allerdings klar, dass er seinen derzeitigen Posten nicht mehr ewig ausführen wird.

“Man muss auch bereit sein, irgendwann loszulassen. Ich möchte nicht zum Friedhof der Kuscheltiere gehören”, so Rummenigge, dessen Vertrag als Vorstandsvorsitzender 2019 ausläuft. Da der Verein aber ziemlich stabil ausgerichtet sei, würde „mein Nachfolger und der von Uli Hoeneß ein Schiff vorfinden, das gradlinig auf Kurs ist“.

Trainiert der FC Bayern wieder am Tegernsee?

In der Aktiengesellschaft gebe es Gremien, die Beschlüsse fassen müssten, das werde „ab einem gewissen Alter“ auch mit dem Aufsichtsrat „offen und ehrlich diskutiert“. Es werde nicht einfach, „für Uli Hoeneß und mich einen Nachfolger zu finden“, denn es brauche einen „fließenden Übergang“, so Rummenigge über seine Zukunftspläne. Die auch „schmerzfrei für den Club“ sein müssten.

Gut 100 Zuhörer lauschten Rummenigges Details aus dem FC Bayern / Foto: Klaus Wiendl

Ein Bekenntnis zum Trainingslager Tegernsee legte Rummenigge in einer kleinen Fragerunde ab. „Es war eine schöne Zeit hier und ich kann mir dies auch wieder im nächsten Jahr vorstellen“. In diesem Jahr habe die Weltmeisterschaft einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Weimer bedankte sich am Ende des „Tegernseer Seegesprächs“ für die „offenen Einblicke“, die man sonst nicht erhalte. Zum Dank gab es für beide von Paul noch Naturalien der Naturkäserei TegernseerLand.

Die Stiftung über sich:

„Vor über einem Jahr, im August 2017, haben engagierte Bürgerinnen und Bürger aus dem Tegernseer Tal auf Initiative von Josef Paul die Tegernseer Bürgerstiftung ins Leben gerufen. Die Stiftung hat zum Ziel, einzelne Bürgerinnen und Bürger, Einrichtungen und Projekte im Tegernseer Tal bis nach Waarkirchen einfach und unbürokratisch zu fördern und zu unterstützen. Das kann eine Einzelperson im Tegernseer Tal sein, die unverschuldet in Not geraten ist und schnell Hilfe braucht. Bildungseinrichtungen können sich an die Stiftung wenden für Stipendien, Lehrmaterial oder Unterstützung geeigneter Projekte.

Auch Themen des Umweltschutzes, der Heimatpflege und Heimatkunde oder sonstige wohltätige Zwecke, die den Bürgern und dem Tal zugutekommen können finanziell unterstützt werde. Allerdings ist die Tegernseer Bürgerstiftung noch eine kleine Stiftung mit einem Stiftungsvermögen von nur 105.000 Euro. Daraus ergibt sich ein Betrag von 3.000 Euro, welchen die Stiftung jährlich für Förderprojekte zur Verfügung hat. Dazu kommen erste Spenden an die Stiftung. Bereits 25.000 Euro sind zusammengekommen. Sie sei eine gute Ergänzung zu den bereits bestehenden Institutionen im Tal“.

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