Höß verteidigt Badehaus-Pläne

Nach den kritischen Stimmen beim CSU-Ortstermin zum Badehaus war es Peter Höß ein Bedürfnis, mit einer „Chronologie der Entscheidungsfindung“ dagegenzuhalten. Manches erscheint nun in einem anderen Licht.

Verhärtete Fronten im Wiesseer Gemeinderat: Gestern wurde erneut über die Badehaus-Pläne diskutiert.

Am 19. Januar sprach sich nur eine knappe Mehrheit mit 8:7 Stimmen für die Kostenrechnung zur Förderung des neuen Badehauses aus – CSU und ranBW waren wegen der hohen Kosten dagegen. Nun zeigt die Auflistung von Bürgermeister Peter Höß aber deutlich, dass die jetzige „Opposition“ lange die Planungen von Architekt Matteo Thun mitgetragen hat.

Etliches davon geschah in Klausurtagungen, ohne dass es der Öffentlichkeit bekannt wurde. So lichteten sich nun erst in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend die Nebel, dass bereits am 20. Oktober 2015 Thun einstimmig mit der Vor- und Entwurfsplanung beauftragt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war auch schon Thuns Honorar bekannt: knapp 80.000 Euro.

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Auch in der Folge gab es keine Gegenstimmen, ob beim Architekten-Vorentwurf oder bei der Beauftragung der Fachplaner. Zum Bruch kam es erst Mitte Juli vergangenen Jahres, als die Kostenberechnungen des Planungsbüros Hirner & Riehl auf dem Tisch lagen, und statt von vier Millionen nun von 6,7 Millionen Euro samt der Quellensanierung die Rede war.

Höß verteidigt Thuns Pläne

Da bekamen dann bereits sechs Gemeinderäte kalte Füße. Als dann im Januar mögliche Kosten von insgesamt 9,5 Millionen Euro genannt wurden, stimmte nur noch eine hauchdünne Mehrheit für Thuns Entwurf. Diesen verteidigte Höß nun erneut:

Wir haben uns damals für Matteo Thun entschieden, weil sein Name ausstrahlt und wir neue Wege gehen müssen.

Als Beispiel nannte Höß die Therme im schweizerischen Vals. Der Graubündner Ort habe tausend Einwohner und 1996 eine architektonisch eigenwillige Lösung für sein Felsenbad gefunden: Der Schweizer Architekt Peter Zumthor nutzte die Gesteinsarten der Bergwelt, vor allem Schiefer.

Dies sei so gut gelungen, dass das Bergdorf mit seinem Thermalwasser eine Ganzjahressaison habe, da die Therme immer ausgebucht sei. „Um den Markt wieder für uns zu gewinnen, müssen wir auch das architektonische Thema spielen“, warb Höß (Wiesseer Block).

Nur eine knappe Mehrheit sprach sich im Januar für das Badehaus aus. / Quelle: Matteo Thun

Die reinen Baukosten für das Badehaus würden bei 4,6 Millionen Euro liegen. Mit den Nebenkosten von weiteren 1,2 Millionen ergeben diese insgesamt 5,8 Millionen Euro. Hinzu kämen noch weitere Kosten wie beispielsweise die Quellensanierung mit zwei Millionen Euro. Ein Zweckbau werde nicht billiger und habe „null Ausstrahlung“. Man müsse heute mit „Architektur klotzen“. Der Fehler sei gewesen, so Ortsplaner Eberhard von Angerer, dass man anfangs „nicht gleich eine belastbare Zahl nennen konnte, in der alles enthalten ist“.

„Erfolgsmodell Tegernseer Seesauna“

Mit Blick nach Tegernsee und das „Erfolgsmodell Seesauna“ meinte Höß, dass diese Investition von 6,5 Millionen Euro anfangs auch kritisch gesehen worden sei. Inzwischen sei das Monte Mare aber ein wichtiger touristischer Faktor. Nochmals in Erinnerung rief Höß das Vorhaben der Schweizer Investoren Sports Medicine Excellence AG (SME) mit dem medizinischen Zentrum und dem angeschlossenen Hoteltrakt. „Die Planungen werden mit Hochdruck vorangetrieben“, so Höß.

Klar sei, dass dieser Teil Wiessees eine eigene Architektursprache erhalte und kein Durcheinander werden könne. Sein Credo: „Der Name Thun wird uns noch viel helfen. Er sollte nicht beschädigt werden“. (Beifall). Höß legte auch Wert darauf, dass es sich beim Jodbad im Badepark nur um eine Interimslösung für etwa zwei Jahre handeln könne.

Eine Nutzung darüber hinaus sei nicht möglich, hätte ihm Planer Michael Brünner versichert. Das Provisorium werde gut angenommen, die Belegung sei täglich fast ausgelastet. Dennoch sollen die Betriebszeiten ausgeweitet werden. Für die Mitarbeiter seien dort aber erschwerte Rahmenbedingungen.

Erneute Klausur

Auf wenig Gegenliebe stieß der Vorschlag eines Arbeitskreises, den Höß vergangene Woche machte. Sein Ziel war der bessere Informationsaustausch im Gemeinderat. Doch CSU-Fraktionssprecher Kurt Sareiter zeigte sich wenig angetan von der Idee. Zum einen gebe es bereits einen Arbeitskreis Jodbad. Eine Neuauflage mache für ihn wenig Sinn, wenn jeweils nur ein Parteienvertreter diesem Gremium angehöre.

Wichtig für ihn sei aber, „dass der gesamte Gemeinderat informiert wird“. Gleicher Meinung war sein Parteikollege Florian Sareiter. Das CSU-Ortsgespräch mit Vertretern des Gemeinderates habe gezeigt, „dass es noch großen Diskussionsbedarf gebe“. Dies könne ein Arbeitskreis nicht leisten, das sei „absurd“.

Er halte nichts davon, wenn man in jeder Sitzung immer wieder über das Gleiche diskutiere, ärgerte sich Bernd Kuntze-Fechner (SPD), „ich sehe keinen neuen Status“. Man habe dies anfangs einstimmig geplant. „Nun bekommen einige Bauchschmerzen“, kritisierte er über den Tisch zur CSU, „das müsst ihr mit eurem Gewissen verantworten“. Es sei schlimm, wenn man eine so wichtige Entscheidung für den Ort kaputtmache. „So werden wir zum Totengräber des Jodbads“, klagte Kuntze-Fechner.

CSU will Planungen einfrieren

Das Thema Badehaus kommt wieder in einer Klausur und anschließend im Gemeinderat am 6. April auf den Tisch.

Wenn wir nicht bald zu Potte kommen, fliegt uns die Interimslösung in zwei Jahren um die Ohren.

Auch wenn Planer Eberhard von Angerer für Ende März den Förderbescheid der Regierung für das neue Badehaus erwartet, so wird das Thema wohl nicht so schnell zur Ruhe kommen. Die CSU hat für die April-Sitzung bereits einen Antrag angekündigt. Sie will darin für das Einfrieren der Planungen und einen alternativen Architektenentwurf plädieren.

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