Amtsschimmel gegen Ausbau

Der Anbau des Obstpressenhäusls war schon in trockenen Tüchern, die Bagger bestellt, als nun überraschend ein vorläufiges Veto von ganz oben, nämlich vom Landesamt für Umwelt aus Hof, kam.

Eine Welle des Erstaunens, aber auch des Unverständnisses wogte durch den Gemeinderat in Weyarn, als Bürgermeister Leonhard Wöhr die Ablehnung des Bauantrages mitteilte. Trotzdem könnte die Posse am Ende ein positives Ende finden.

Viel Ärger um ein kleines Häusl.
Viel Ärger um ein kleines Häusl.

“Ich war sehr überrascht: Wir sind davon ausgegangen, dass wir das Saftpressen-Häusl erweitern können“, sagt Monika Marstaller, Vorstandsmitglied des Kreisverbandes für Gartenbau Miesbach, als sie von der Absage aus Hof hörte. Die begeisterte Gärtnerin aus Schaftlach wundert sich sehr, dass ein drei Meter tiefer Keller so einen Einfluss auf das Grundwasser haben kann.

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Auch der Weyarner Gemeinderat fühlte sich bei seiner letzten Sitzung von der Entscheidung des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) Hof, dass der Gartenbau-Kreisverband sein beliebtes Obstpressen-Safthäuschen in Gotzing nicht erweitern darf, überrumpelt. Diese Botschaft teilte die oberste zuständige Behörde der Gemeinde nicht direkt mit, sondern über das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Rosenheim. Bürgermeister Leonhard Wöhr (CSU) und die Vertreter des Gartenbauvereins verhehlten ihren Ärger nicht und zeigten sich „stocksauer“.

Keller zu tief

Das Erstaunen ob der Absage war umso größer, weil sowohl Gemeinde wie die Stadtwerke München und das Landratsamt den Antrag bereits genehmigt hatten. Das war die baurechtliche Seite. Anders sieht es unter dem wasserschutzrechtlichen Aspekt aus. Da das Obstpressen-Häusl, das 2006 eingeweiht wurde, in dem Wasserschutzgebiet liegt, das die Münchner versorgt, scheint besondere Vorsicht geboten zu sein. Der Antrag ging zunächst ans WWA Rosenheim, dann von dort weiter an das Landesamt in Hof.

Die Argumentation der Behörde lautet: Drei Meter Aushub für den Keller sei zu tief. Da der Verein aus allen Nähten platzt, hat der Vereinsvorstand eine Erweiterung des ehemaligen Feuerwehrhauses in Gotzing, in dem die Obstsaftpresse steht, geplant. „Wir benötigen vor allem Lagerflächen für die Säfte, da ist ein kühler frostfreier Keller ideal, besonders da wir uns nachhaltigen Energieverbrauch auf die Fahnen geschrieben haben“, erläutert Sepp Killy, der zweite Vorsitzende.

Beim Apfeltest im Safthäusl
Beim Apfeltest im Safthäusl

Die Gemeinde, die das Grundstück an den Kreisgartenverein verpachtet hat, kann das Problem mit den drei Metern Tiefe nicht so ganz nachvollziehen, denn vor kurzem sei ein Abwasserkanal „direkt daneben“ gebaut worden. Dabei habe die Gefährdung des Trinkwassers keine Rolle gespielt. Argumentiert wurde damals, dass der Kanal letztlich dem Schutz des Wassers diene, deshalb sei ein gewisses Risiko einzugehen.

Der Stein des Anstoßes, so erläutert Gemeindechef Wöhr auf Anfrage, sei weniger die Tiefe als eine gewisse Gefährdung in der Bauphase. Für den Keller werde ein 2,90 x 9 Meter großes Loch ausgekoffert.

Während der Bauzeit könne es hineinregnen und die Versickerung beschleunigen, so die Befürchtungen aus Hof. Der Vorschlag, das Loch mit einer Folie abzudecken, sei abgeschmettert worden.

Erstaunlich ist für den Weyarner Bürgermeister auch, dass eine neue Verordnung herangezogen wird, obwohl sie noch gar nicht rechtskräftig ist. „Die alte hat zwei Seiten Verbote, die neue 16 Seiten: Und demnach sind nicht nur Neubauten von den Einschränkungen betroffen, sondern auch Erweiterungen“, zitiert er.

„Ich kann mir die Entscheidung nur so erklären, dass ein Sachbearbeiter sich 300-prozentig absichern wollte“, sagt Wöhr kopfschüttelnd. So könne auch wirklich keiner einen Vorwurf machen, dass nicht alles für die maximale Sicherheit des Wassers getan worden sei. Frage bleibe, ob diese Entscheidung auch im Sinne der Betroffenen ist. Und das ist definitiv nicht der Fall. Die Gartler warten händeringend auf die Baufreigabe. Die Bagger waren sogar schon bestellt. Denn schließlich beginnt im August die Ernte. Und bis dahin sollte der Anbau fertig sein. Killy zeigt sich kompromissbereit:

Lieber hätten wir natürlich den Keller. Aber wir gehen jetzt eine Änderungsplanung ohne Keller an, wo wir den obenerdigen Teil etwas größer planen.

Wöhr möchte den Kreisgartenverein in Gotzing unbedingt für die Bürger aus dem Kreis erhalten. Er habe bereits mit dem WWA in Rosenheim telefoniert. Doch das Amt mache wenig Hoffnung, dass die Bürokraten in Hof sich umstimmen lassen. Trotzdem will der Rathaus-Boss nicht aufgeben. „Ich finde die Entscheidung etwas kleinlich und werde nächste Woche nochmals in Hof anrufen“, verspricht er.

„Dass es so große Auswirkungen haben kann, wenn man eine so kleine Maßnahme plant, das hätte ich nie gedacht“, wundert sich Monika Marstaller vom Gartenverein, „wie wird das nur, wenn das neue Wasserschutzgesetz genehmigt ist!“

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