Andere wären vielleicht gescheitert

Das E-Werk Tegernsee hatte am gestrigen Donnerstag Abend geladen und zahlreiche Gäste aus dem Tal gaben dem scheidenden Direktor Dr. Norbert Kruschwitz die Ehre. Die Laudatoren zeichneten das Bild einer markanten, visionären und durchsetzungsstarken Persönlichkeit.

Nicole Posztos von der Lokalen Stimme  zusammen mit Dr. Norbert Kruschwitz beim Empfang anlässlich seiner Verabschiedung / Foto: Bronisch
Nicole Posztos von der Lokalen Stimme zusammen mit Dr. Norbert Kruschwitz beim Empfang anlässlich seiner Verabschiedung / Foto: Bronisch

Mildes, herbstliches Abendlicht beleuchtet das Tal. Der See, um diese Stunde vollkommen leergefegt, zeigt sich von seiner schönsten Seite. Von den Panoramafenstern der Bar im Hotel „Das Tegernsee“ aus bietet sich in der Abenddämmerung ein traumhafter Blick.

Dort haben sich die Gäste des Tegernseer E-Werks zur Verabschiedung ihres langjährigen Direktors Dr. Norbert Kruschwitz eingefunden: alle Bürgermeister der Talgemeinden, Unternehmer, Mitarbeiter des E-Werks, Freunde und Geschäftskontakte auch aus den Nachbarlandkreisen. Man kennt sich und steht in Gruppen plaudernd beieinander.

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Der Ringschluss war eine strategische Entscheidung

In seiner Rede hebt Bürgermeister Johannes Hagn wichtige Meilensteine und Erfolge des scheidenden Direktors hervor: die behutsame Rationalisierung in den 90er Jahren, den Ausbau des Erdgasnetzes, seinen Anteil an der Gründung der Monte Mare GmbH und an der anteiligen Übernahme der Tegernseer Bahngesellschaft. Schließlich den Ringschluss um den Tegernsee durch die Übernahme des Gmunder Stromnetzes. Auch die deutlich gestiegene Zahl der Strom- und Gaskunden sowie den jährlichen Gewinn des Unternehmens lässt Hagn nicht unerwähnt.

Wie vorausschauend Kruschwitz auch im Detail gearbeitet hat, verdeutlicht der Tegernseer Rathauschef an der Verlegung von Leerrohren, die Kruschwitz zusammen mit der Neuverlegung von Erdgasleitungen veranlasst hat. Jetzt können durch diese bereits bestehenden Rohre die Leitungen zur Versorgung mit Breitbandanschlüssen problemlos gezogen werden. Der Bürgermeister macht deutlich: Kruschwitz ist gelungen, woran andere durchaus hätten scheitern können.

20 Jahre und sechs Monate lang hat Norbert Kruschwitz die Geschicke des Unternehmens bestimmt und mit seiner markanten Persönlichkeit das Tal mitgeprägt. „Geduld ist angeblich nicht Ihre Eigenschaft“, wagt der Bürgermeister eine Charakterisierung und verweist vorsichtshalber auf die Gattin des Geehrten, von der er das erfahren haben will. „Er kann schon sehr entschieden sein“, bestätigt sie im persönlichen Gespräch.

Aber er hat immer nach oben getreten und nicht nach unten und damit hat er sich Anerkennung verschafft.

Auch Manfred Pfeiler, der neue geschäftsführende Werksleiter, dem Kruschwitz an diesem Abend den Generalschlüssel übergibt, verrät in seiner launigen Laudatio manche Anekdote, die er zusammen mit seinem bisherigen Chef erlebt hat. Die Zusammenarbeit zwischen dem E-Werksdirektor und einem früheren Tegernseer Bürgermeister vergleicht Pfeiler mit einer Szene aus Don Camillo und Peppone, als beide sich einmal verbissen, ehrgeizig, dann aber doch verschmitzt und kameradschaftlich ein Radrennen liefern. „Political correctnes“, daran lässt Pfeiler keinen Zweifel, ist keine (Un-)Tugend des Geehrten.

Dr. Norbert Kruschwitz, wie ihn der Karikaturist Hans Reiser sieht. / Foto: Bronisch
Norbert Kruschwitz wie ihn der Karikaturist Hans Reiser sieht / Foto: Bronisch

Dem hohen Respekt, den man ihm entgegenbringt, hat das keinen Abbruch getan; wohl deshalb, weil sich in seiner Person nicht nur ein Hang zu ungeschminkten Formulierungen, sondern auch Humor und Selbstironie vereinen. Die beweist Dr. Kruschwitz bei der Übergabe eines Porträts, gezeichnet vom bekannten Karikaturisten Hans Reiser. „Darauf bin ich ja viel schöner als in Wirklichkeit“, meint er trocken und präsentiert das Bild für Fotografen und Publikum.

„Es war unheimlich schön, diese Aufgabe wahrzunehmen“, so lautet das Fazit, das Kruschwitz in seiner kurzen Rede zieht. Er weiß, dass er viel erreicht hat, „aber nur, weil die Mannschaft perfekt mitgezogen hat“. Seinen Dank richtet er auch an die Bürgermeister, an die Gemeinderäte und an die Verwaltung, ohne die er vieles nicht hätte bewerkstelligen können. Aber er endet mit einer Mahnung: „Nicht alles konnte ich erledigen, meine Nachfolger haben noch einiges zu tun“.

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