Baum fällt – Wanderer kreuzt

Für die einen ist der Wald Erholung. Für die anderen bedeutet er besonders gefährliche Arbeit. Wenn Waldarbeiter Bäume fällen und dafür Wege sperren, haben Touristen dort nichts zu suchen.

Dennoch bringen sich Waldbesucher immer wieder in teils lebensgefährliche Situationen, indem sie Absperrungen missachten. Das erlebten zuletzt auch Mitglieder des Wiesseer Gemeinderats bei einer Exkursion.

Bürgermeister Peter Höß und die Gemeinderäte aus Bad Wiessee besuchten eine Hiebsmaßnahme der Staatsforsten am Höhenweg.
Bürgermeister Peter Höß und die Gemeinderäte aus Bad Wiessee bei einer Hiebsmaßnahme der Staatsforsten.

„Der Beruf des Waldarbeiters ist einer der gefährlichsten überhaupt“, sagt Klaudia Martini. Die Wiesseer SPD-Gemeinderätin hat als ehemalige Forstministerin des Landes Rheinland Pfalz Erfahrung damit. Wenn die Stämme aus dem Wald transportiert oder – wie im Gebirgswald üblich – gar abgeseilt würden, könne es zu schlimmen Unfällen mit Wanderern oder Radlern kommen. So könne es passieren, dass Holz trotz aller Sicherungen beispielsweise aus der Verankerung rutsche: „Für ihre Aufgabe brauchen die Waldarbeiter ihre ganze Konzentration“, so Martini.

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Doch diese wird immer wieder durch Wanderer und Mountainbiker gestört: „Leider werden die Hinweise und Absperrungen bei Hiebsmaßnahmen nicht immer beachtet“, erklärt Bürgermeister Peter Höß auf Anfrage. Bei einer Exkursion der Gemeindeverwaltung und des Gemeinderats in der vergangenen Woche konnten sich Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) und die Räte Klaudia Martini, Bernd Kuntze-Fechner (beide SPD), sowie Jupp Brenner (Wiesseer Block) und die Mitglieder der ranBW Fraktion Rolf Neresheimer und Armin Thim auf dem Höhenweg selbst ein Bild von der Situation machen.

Wanderer und Biker halten sich nicht an Absperrung

Wegen Baumfällarbeiten der Staatsforsten war der Weg gesperrt worden. Am Eingang zum Weg wiesen Schilder auf die Arbeiten und die Gefahrenlage hin, berichtet Martini. Diese Schilder seien eigentlich gut sichtbar: „Trotzdem sind uns bei dem Termin einige Biker und Wanderer begegnet.“ Wenn dann ein Unfall passiere, seien zuerst die Waldarbeiter in der Verantwortung, sagt sie.

„Unverantwortlich“ nennt es Isabella Wieser, wenn Wanderer und Radler die Hinweise missachten und die Gefahr unterschätzen. Die stellvertretende Sprecherin der neugegründeten Interessengemeinschaft Bayerische Voralpen zeigt sich auf unsere Nachfrage entsetzt:

Auf diesen gesperrten Wegen haben Mountainbiker und Wanderer nichts zu suchen. Das ist lebensgefährlich.

Sperrungen seien in jedem Fall einzuhalten, sagt sie. Vor allem die gespannten Seilwinden könnten bei Radlern zu schweren Unfällen führen. Außerdem zögerten die ungebetenen Wanderer die Arbeiten sogar hinaus, sagt Klaudia Martini.

Wenn es nach Bella Wieser geht, sollten solche Informationen auch im Internet abrufbar sein / Bild: Fotobella
Wenn es nach Isabella Wieser geht, sollten solche Informationen auch im Internet abrufbar sein / Bild: Foto Bella

Würden die Menschen die Warnhinweise beachten, könnten die Arbeiten viel schneller abgeschlossen werden. Denn der Wald müsse bewirtschaftet werden. Daran führe kein Weg vorbei. Zu möglichen Lösungen des Problems wollte sich Martini auf Nachfrage aber nicht äußern. Darüber werde erst der Wiesseer Gemeinderat zu beraten haben, so die SPD-Politikerin.

Dagegen schwebt Isabella Wieser bereits eine ganz konkrete Verbesserung der Situation vor: Gesperrte Waldwege müssten im Internet sichtbar sein, fordert sie und verweist auf die international geltende Trail-Regel „Plane im Voraus“. „Ich wüsste nicht, wo man gesperrte Waldwege im Internet einsehen kann“, sagt sie. Dann könne man noch vor der Tour Ausweichrouten planen.

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