Gegen 17 Uhr alarmierte die Leitstelle Rosenheim die Bergwacht Rottach-Egern. Nach ersten Informationen waren zwei Kletterer, Vater und Tochter, am Ross- und Buchstein in Not geraten. Der Grund: Ihr Kletterseil war plötzlich zu Ende. Das Mädchen hing frei an der Wand, der Vater konnte nichts tun.
Der Einsatzleiter der Bergwacht forderte nach telefonischer Klärung mit dem Melder umgehend einen Hubschrauber mit Rettungswinde an. Bis zum Eintreffen der Maschine bereiteten sich zudem zwei Bergretter für eine sogenannte Kapprettung vor. Mit diesem Rettungsverfahren kann eine Seilschaft mit dem Hubschrauber schnell aus einer Felswand gerettet werden.
Das Kletterseil war zu kurz
Für die Bergretter zählte jede Minute – sie stiegen noch bei laufendem Rotor am Landeplatz bei der Bergrettungswache in Rottach Kalkofen in den Rettungshubschrauber Christoph 1 ein. An der Einsatzstelle angekommen, fanden die Retter den Vater am Gipfel der Roßsteinnadel vor und die Tochter am unteren Seilende – zirka 20 Meter über dem Boden in der Luft hängend.
Beide waren augenscheinlich unverletzt und der erste Bergwachtler wurde mit der Rettungswinde des Hubschraubers zum Vater abgelassen. Dort sicherte er die Seilschaft zusätzlich. Der zweite Retter wurde zur Tochter abgelassen, fixierte sie mit einer Kapprettungsschlinge am Windenhaken des Hubschraubers und kappte das zur kurze Kletterseil.
Sowohl Vater als auch Tochter mussten so schnell wie möglich in den Hubschrauber gebracht werden – denn während der ein Kletterer im Windenhaken und gleichzeitig noch im Kletterseil hängt, ist der Hubschrauber an den Felsen gefesselt. Beide wurden sicher zurück zur Rettungswache gebracht. Der Einsatz dauerte zirka eine Stunden. Neben sechs Bergwachtler waren die Hubschrauber-Crew aus München und der Einsatzleiter an der Rettungsaktion beteiligt.
Das angewandte Kapprettungsverfahren erfordert laut Rottacher Bergwacht ein hohes Maß an Disziplin und Training. Es ist standardisiert und wird regelmäßig im Trainingzentrum in Bad Tölz geübt. Der Bergretter und der Windenoperator im Hubschrauber verständigen sich über festgelegte Handzeichen. Größtes Augenmerk liegt auf der Sicherung beider Partner der zu rettenden Seilschaft und dem flüssigen und zügigen Ablauf, um den Hubschrauber so kurz wie möglich an den Fels zu fesseln.
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