„Das ist doch kein Wochenmarkt!“

„Auf einem Wochenmarkt muss man etwas erleben“, sagt Sepp Gerold. Stattdessen herrscht auf dem Dourdanplatz in Bad Wiessee tote Hose. Der Besitzer des Hendlstands ist deshalb wieder an seinen alten Standort zurückgekehrt. Doch Besserung ist in Sicht.

djid
Der Wiesseer Wochenmarkt auf dem Dourdanplatz steht einen Monat nach der Eröffnung schon vor dem Aus.

Gerade mal einen Monat ist es her, dass der Bad Wiesseer Wochenmarkt eröffnet worden ist. Und schon wirft der erste Händler das Handtuch. Es ist der Hendl-Griller Sepp Gerold. „Ich mache dort nicht genug Umsatz“, begründet er seine Entscheidung. Es lohne die 160 Kilometer Fahrt von München und zurück nicht.

Das Problem liege am Konzept, so Gerold: „Nur zwei, drei Stände sind dort. Geöffnet von 13 bis 17 Uhr. Das ist doch kein Wochenmarkt.“ Ein solcher müsse ab 6 Uhr offen sein – und das den ganzen Tag über. Mindestens sieben oder acht Händler brauche es. Am besten wären 15 bis 20. Doch dafür sei der Platz zu klein, findet er. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass kein Schild in der Gemeinde den Wochenmarkt ankündigt.

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Verwaltung schwerfällig, Händler ohne Ausdauer

Auch Birgit Moser, Inhaberin von Feinkost Moser, wünscht sich mehr Werbung seitens der Gemeinde: „Die Verwaltung ist sehr schwerfällig. Entscheidungen dauern sehr lange“, findet sie. Auch hätte sie sich ein kleines Fest zur Einweihung gewünscht, wie es in anderen Gemeinden üblich sei. Auch sie findet, dass das Angebot noch ausgebaut werden kann.

Hinzu komme, dass man einen Wochenmarkt nicht im Sommer beginne, findet sie: „Wenn, dann im Herbst.“ Denn Eis und Schnee im Winter hielten die Kunden nicht so sehr ab wie große Hitze und Sommerferien: „Da geht man lieber ins Freibad, viele sind verreist.“ Von den Touristen alleine könne ein Marktstand nicht leben: „Die kaufen vielleicht mal drei Semmeln und 100 Gramm Heringssalat, in den jeder mal tunken kann. Das bringt nichts.“

Händler müssen zuverlässiger werden

Am Mittwoch war Mosers Stand der einzige auf dem Dourdanplatz. Ihre Kritik gilt auch den anderen Händlern. Die bräuchten mehr Durchhaltevermögen. Die Bekanntheit bei der Bevölkerung müsse man sich auch erarbeiten: „Manche nehmen das recht locker. Mal kommen sie, mal kommen sie nicht und gehen stattdessen lieber ins Schwimmbad oder unternehmen etwas mit den Kindern“, vermutet sie. So könne man keinen Markt bedienen.

Ob schwerfällig oder nicht: Der Gemeindeverwaltung ist die geringe Resonanz auf dem Dourdanplatz nicht entgangen. „Ich habe feste Zusagen von weiteren Händlern“, sagt Geschäftsleiter Michael Herrmann auf Anfrage der TS.

Im Spätsommer soll es besser werden

Ab Ende August oder Anfang September werden diese ihre Waren auf dem Wiesseer Wochenmarkt anbieten – unter anderem ein Hersteller italienischer Feinkost. Einen Obst- und Gemüsestand habe die Verwaltung bewusst nicht auf den Wochenmarkt geholt. „Wir wollten den ansässigen Händlern keine Konkurrenz machen“, so Herrmann.

Ob die neuen Stände den Wiesseer Markt noch einmal beleben können, will Birgit Moser noch abwarten: „Bis zum Winter schauen wir uns das noch an. Wenn es so bleibt, gehen wir vielleicht wieder zurück zu unserem alten Standplatz.“ Auch Sepp Gerold hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Für ihn ist eine Rückkehr zum Dourdanplatz grundsätzlich denkbar: „Ich mache ja gerne mit“, sagt er. Für seine Rückkehr benötige er aber einen weiteren Hendl-Wagen. Und diese Anschaffung müsse sich eben auch lohnen.

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