Für die “Bill Gates” von Holzkirchen

Startup-Feeling für Holzkirchen: Damit sich nicht nur etablierte Firmen im neuen Gewerbegebiet ansiedeln, entsteht dort ein Impulszentrum. Das Ziel: Unternehmensgründer zu fördern.

Für den Wirtschaftsstandort ist das eine große Chance, sagt Alexander Schmid. „Wo heute keine kleinen Firmen sind, sind morgen auch keine großen.“ Und Initiator Marcus Duttler betont: auch Bill Gates habe einmal klein angefangen.

Das neue Impulszentrum bietet Möglichkeiten zum kreativen Austausch - wie hier in sogenannten "Co-Working-Spaces" in Berlin.
Das neue Impulszentrum bietet Möglichkeiten zum kreativen Austausch – wie hier in “Co-Working-Spaces” in Berlin.

Holzkirchens Gewerbe boomt: Mit Bosch kommt ein neues Zugpferd in den Ort. Das Technologie-Unternehmen baut im Gewerbegebiet in Föching ein Entwicklungs- und Forschungszentrum. Auch Josef Weiss Plastic kommt in die Marktgemeinde. Die Firma stellt unter anderem Plexiglasprodukte her, die bei Flugzeughauben verbaut werden. Den ersten Spatenstich gab es Ende vergangener Woche.

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Doch nicht nur diese „Big Player“ sollen im Ort eine Chance haben. Damit auch in Holzkirchen das frische Lüftlein ankommt, das derzeit überall von aus Großstadtböden sprießenden Startup-Unternehmen ausgeht, entsteht hier nun auch ein sogenanntes Gründer- bzw. Impulszentrum. Alexandra Killisperger, die für die Marktgemeinde die Standortförderung leitet, freut sich über das Projekt: „Wir haben lange daran gearbeitet. Es war nicht einfach, einen Investor dafür zu finden.“

Das Zentrum richtet sich an “Einzelkämpfer”

Der Investor wurde aber schließlich doch gefunden: Das Projekt wird von der Tölzer Unternehmer-Familie Duttler verwirklicht, die im März vergangenen Jahres die ersten Gespräche mit Alexander Schmid von der Standortmarketing-Gesellschaft Miesbach führte. „Das Impulszentrum wendet sich an jede Firma, die moderne Büroräume haben will. Es richtet sich an Gründer und Einzelkämpfer, die eine Bürofläche von bis zu 60 Quadratmeter suchen”, sagt Franz Duttler.

Die Idee ist vielversprechend, Duttler ist motiviert. Wie er erklärt, sei die Gründerthematik „vollkommen unterbelichtet“. Er ist der Meinung:

Die Gründerszene müsste viel mehr Beachtung finden. In Amerika gibt es beispielsweise Bill Gates. Der hat auch mal klein angefangen. Vielleicht kommt der nächste Bill Gates ja aus Holzkirchen.

Da es aber derzeit noch an staatlicher Unterstützung für Unternehmensgründungen fehle, wolle man dieses Defizit durch privates Engagement ausgleichen. Zwar wurden seit Mitte der Neunziger Jahre viele Unternehmensgründungen von der High-Tech-Offensive Bayern unterstützt, diese Fördermittel stehen jedoch inzwischen nicht mehr zur Verfügung. „Wir wollen Konzepte entwickeln, wollen Gründern beim Startup behilflich sein, weil hierfür keine öffentlichen Mittel zur Verfügung stehen“, sagt Duttler.

“Geburtshilfe” für neue Firmen

Im Angebot des Impulszentrums stehen zwei Säulen: Einerseits werden Räumlichkeiten angeboten, andererseits sorgt eine Gründerinitiative dafür, dass Unternehmensgründer verbal, finanziell und logistisch unterstützt werden.

Es solle sich ein Kreis bilden, der Nägel mit Köpfen mache, so Duttler. Man wolle auf die Firmen zugehen. In der Unterstützung von Unternehmensgründern sieht er auch eine persönliche Herausforderung: „Uns gefällt es, wenn wir für eine neue Firma quasi Geburtshilfe leisten können“, sagt er.

Im Impulszentrum könnten bis zu 100 Arbeitsplätze entstehen. Von den insgesamt 3.400 Quadratmetern Fläche werden 400 speziell für Jungunternehmer reserviert. Killisperger sieht in dem Gebäude die Chance, dass sich Unternehmensgründer, die sonst vielleicht nur vom „Kämmerlein daheim“ aus arbeiten, professionell aufstellen können. Da das Gebäude keine tragenden Innenwände hat, ist eine flexible Grundrissgestaltung möglich: Kleine Startups können sich so problemlos vergrößern. Außerdem können sich Jungunternehmer Räume teilen und somit Kosten sparen.

Das Projekt stieß auf offene Ohren

Das Impulszentrum ist zudem das einzige Gebäude im neuen Gewerbegebiet, in das sich Unternehmer einmieten können. Ansonsten haben die Firmen alle für sich selbst gebaut. Mit der Idee einer solchen Gründerinitiative stieß Duttler bei der Standortmarketing-Gesellschaft des Landkreises auf offene Ohren. So sagt deren Geschäftsführer Alexander Schmid:

Das Thema Gründerförderung halte ich für eines der wichtigsten und spannendsten Themen im Bereich Wirtschaftsförderung.

Südlich von München gäbe es bislang fast nichts an Technologiezentren, Holzkirchen sei aufgrund der Lage und Anbindung ein bestens geeigneter Standort. „Das ist ein wahnsinniges Alleinstellungsmerkmal für die ganze Gegend“, betont Schmid.

Der Spatenstich für das Impulszentrum fand bereits statt.
Der Spatenstich für das Impulszentrum fand bereits am 25. April statt.

Um eine Marketingstrategie für das Impulszentrum zu entwickeln, findet derzeit eine Kooperation mit einer Studiengruppe der International School of Management München (ISM) unter der Leitung von Dieter Schlesinger statt. „Wir fragen nach den Bedürfnissen der Unternehmensgründer“, erklärt der Professor das Forschungsprojekt. „Was brauchen die zukünftigen Nutzer?“

Seine Studenten befragen hierfür die Zielgruppe – also Unternehmensgründer – und entwerfen ein entsprechendes Untersuchungsdesign. Ein Treffen mit der Standortförderung und den Investoren hat bereits stattgefunden, erste Ergebnisse werden in den kommenden Wochen erwartet.

Wie Schmid erklärt, sei eine solche Zusammenarbeit nicht nur wegen der innovativen Ideen der jungen Akademiker, sondern auch aufgrund der damit vollzogenen Anbindung an die Hochschulzentren sinnvoll. Die Studenten sollen sich dabei nicht nur eine Marketingstrategie überlegen, sondern auch eine Bezeichnung für das Zentrum.

Die Studenten gehen auf Namenssuche

„Impulszentrum ist derzeit nur der Arbeitstitel“, erklärt Schmid. Meistens hießen derartige Zentren Technologie- und Gründerzentrum, kurz TGZ. Doch Schmid plädiert für etwas anderes, nicht allzu technisches: „Ein griffiger Name muss her“, sagt er. Schlesinger fragt: “Mit welcher Marke wollen wir rausgehen?” Der Name soll, so Schmid, Potential zum Markennamen haben.

Dabei glaubt nicht nur Schmid an die zukunftsträchtige Strategie des Zentrums. Er ist überzeugt: „Wo heute keine kleinen Firmen sind, sind morgen keine großen.“ Dem pflichtet Killisperger bei: „Viele Firmen starten klein und werden groß.“ Auf diesen Effekt hoffe man von Seiten der Gemeinde.

Auch Marcus Duttler, der gemeinsam mit seinem Vater das Impulszentrum betreut, wagt einen großen Vergleich: „In Amerika gibt es Bill Gates. Der hat auch mal klein angefangen. Vielleicht kommt der nächste Bill Gates aus Holzkirchen.“

Der Erfolg bleibt abzuwarten

Ob sich der erhoffte Erfolg einstellt, ist zunächst freilich noch unklar. Immerhin schätzt Schlesinger die Chancen gut ein – auch wenn er betont, dass ihm derzeit noch keine empirischen Ergebnisse seiner Studenten vorliegen. „Die Innovationsfähigkeit des Großraums München ist da“, sagt er. Man müsse viele Jungunternehmer lediglich beim Schritt in die Selbstständigkeit unterstützen.

Die Tatsache, dass vielen ein solcher Schritt in die Selbstständigkeit als besonders wagemutig erscheint, offenbart auch ein Problem, das so manchen Traum der Investoren und Projektunterstützer als zu hoch gegriffen erscheinen lässt.

Im Gegensatz zur USA sei die eigene Unternehmensgründung in Deutschland bei weitem nicht so akzeptiert, sagt Schlesinger. Dies sei nicht zuletzt ein gesellschaftliches Problem. Selbstverwirklichung assoziiere man in Deutschland nicht primär mit Unternehmensgründung, in Amerika sei dies jedoch nicht ungewöhnlich und erführe eine breite gesellschaftliche Akzeptanz.

Ob ein potentieller Bill Gates in Holzkirchen es also tatsächlich so einfach hat, bleibt abzuwarten.

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