Ringbahn um den Tegernsee als Lösung?

Lange Staus und dementsprechend verstopfte Straßen sind rund um den Tegernsee keine Seltenheit. Obwohl die Bürgermeister der Talgemeinden um das Problem wissen, konnten bislang keine echten Lösungsansätze gefunden werden. Auch ein einheitliches Konzept existiert bislang nicht.

Doch das könnte sich nun ändern. Ein landkreisweites Verkehrskonzept soll her, dafür plädierte gestern der Kreistag. Dieses könnte indes auch die vielbeschworene Ringbahn um den Tegernsee enthalten.

Der Kreistag plädierte gestern dafür, zeitnah ein Verkehrskonzept für den Landkreis zu entwickeln
Der Kreistag plädierte gestern dafür, zeitnah ein Verkehrskonzept für den Landkreis zu entwickeln.

Zwischen 20.000 und 30.000 Autos fahren täglich ins Tegernseer Tal. Ein Problem für Einheimische wie auch Touristen. Vor allem der Ziel- und Quellverkehr schlage hier besonders zu Buche. Damit sind die Leute gemeint, die aus dem Tal kommen und dort auch bleiben wollen. Mit fast 90 Prozent bilden sie die größte Gruppe der Verkehrsteilnehmer im Tal.

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Deswegen arbeiten die Gemeinden zusammen mit dem Landkreis derzeit an einem neuen Verkehrskonzept, das die gewünschte Entlastung bringen könnte. Doch das ist leichter gesagt als getan. Trotz stetig fortlaufender Gespräche konnte bisher keine Lösung gefunden werden, die alle Gemeinden zufriedenstellt. Gestern war das Thema erneut auf der Tagesordnung des Kreistages.

Weichen für die Zukunft stellen

Heino Seeger, Chef der Tegernsee Bahn und ehemaliger Geschäftsführer der Bayerischen Oberlandbahn (BOB), legte in seinem Vortrag den anwesenden Politikern verschiedene Maßnahmen zur Verkehrsentlastung vor. Man müsse jetzt die Weichen für die Zukunft stellen, so Seegers Appel. Die Straßen seien nur begrenzt belastbar. „Besonders das Tegernseer Tal leidet unter dem stärker werdenden Verkehr.“ In seinen Augen wäre eine Ringbahn rund um den See die ideale Lösung.

Die Idee einer elektrifizierten Bahn von Tegernsee über Gmund nach Wiessee ist indes keineswegs neu. Bereits im Januar 2012 hatte Seeger diese Möglichkeit auf einer CSU-Infoveranstaltung im Hotel Bachmair Weissach zur Sprache gebracht. Problematisch könnte es dabei zwischen Tegernsee und Rottach-Egern werden. Aufgrund der relativ dichten Bebauung seien dort kaum noch Flächen für eine Ringbahn vorhanden, so Seeger weiter.

Könnte so eine Ringbahn aussehen? / Quelle: Archiv Tobias Stürzl
So könnte die Ringbahn aussehen / Quelle: Archiv Tobias Stürzl

Für Wolfgang Rzehak (Grüne) macht eine Ringbahn mit Lücken jedoch nur wenig Sinn. „Einheimische wie Touristen nutzen die Bahn nicht, wenn sie nur in eine Richtung um den See fährt, gab er zu bedenken.

Der Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing (CSU) appellierte daher an die Bürgermeisterkollegen, mögliche Flächen für eine solche Bahn bei der Fortschreibung der Flächennutzungspläne in Betracht zu ziehen. So oder so ist eine Ringbahn aber nicht kurzfristig umsetzbar. Daher wurden gestern auch andere Maßnahmen diskutiert.

Busse attraktiver machen

„Welchen Vorteil hätte eine Ringbahn gegenüber einer Taktverdichtung der RVO-Busse?“, hakte Christine Negele (SPD) nach. Es bringe wenig, wenn man mehr Busse einsetzt, die sich dann auch in den allgemeinen Stau einreihen. Man wolle die Straßen ja nachhaltig entlasten, antwortete Seeger. Ganz ersetzen will er die Busse allerdings nicht.

Momentan sind diese im Tal und im gesamten Landkreis aber nicht ausgelastet und fahren so ein erhebliches Defizit in den Kassen des Landkreises ein. „Hier muss man auch die Informationspolitik an den Haltestellen verbessern, um den Menschen zu zeigen, wo sich der Bus gerade befindet und wie lange er noch braucht“, betonte Seeger. So soll das Angebot für die Menschen wieder verlässlicher werden.

Technische Möglichkeiten für solche elektronischen Anzeigen gäbe es schon längst. In Großstädten wie München werden sie auch schon lange eingesetzt. Einzig die Anschaffung und Installation seien relativ teuer. Ein Grund, weshalb man wohl bislang darauf verzichtet. Darüber hinaus wurde auch eine Taktverdichtung der Schifffahrt auf dem Tegernsee angesprochen.

Heino Seeger erläuterte den Mitgliedern des Kreistages heute unter anderem die Möglichkeit einer Ringbahn um den Tegernsee
Heino Seeger (rechts, stehend) erklärt im Kreistag seine Ansätze für ein neues Verkehrskonzept.

„Gerade im Sommer und im Frühjahr ist das sicherlich ein geeignetes Mittel, um die Straßen im Tal zu entlasten“, so Seeger weiter. Unabhängig aller geäußerter Ideen fehlt es dem Tegernseer Tal und dem Landkreis Miesbach jedoch weiterhin an einem schlüssigen Konzept, wie die Verkehrsbelastung zu reduzieren ist. Dazu Paul Fetl von der SPD:

Wir brauchen einen Fahrplan mit kurz-, mittel- und langfristig einzuleitenden Maßnahmen.

Eben dieser Fahrplan soll nun nach und nach entwickelt werden. Bereits Anfang des Jahres hatte der Landkreis die Standortmarketing Gesellschaft (SMG) damit beauftragt, sich Gedanken zu machen. Im März wurde dann ein erstes Verkehrsforum mit Experten und Politikern abgehalten. Im November folgt das nächste. Vor einigen Wochen äußerte sich SMG-Geschäftsführer Alexander Schmid gegenüber der Tegernseer Stimme allerdings verhalten zu den Chancen eines übergreifenden Ansatzes.

Was bringt es uns, wenn wir für viel Geld ein Verkehrskonzept entwickeln lassen und dieses dann nicht umgesetzt wird? Wir wollen hier keine Erwartungen schaffen, die dann enttäuscht werden.

Schmid mahnte an, dass ohne Budget keine großen Sprünge machbar seien. Durch die gestrige Kreistagssitzung hat sich die Ausgangslage möglicherweise verändert. „Am 19. November werden wir ein weiteres Seminar am Margarethenhof abhalten“, so Schmid. Dort sollen bereits erste Konzepte zur Sprache kommen. Spätestens dann wird sich auch zeigen, ob man in der Frage, wie eine Verkehrsentlastung vor allem kurzfristig umsetzbar wäre, weitergekommen ist oder nicht.

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