Drei mal Sex

Sucht man nach echten Holzkirchner “Exportschlagern”, dürfte den meisten nicht mehr einfallen als Hustenlöser und Co. des bekannten ortsansässigen Pharmakonzerns. Dabei macht derzeit eine junge Holzkirchner Autorin mit ihren Romanen bis hinüber in die USA mächtig Wirbel – und das in einer recht speziellen bis pikanten Nische.

xenia-melzer-autorin-holzkirchenDie Autorin beherrscht es sehr gut, wortgewaltige Sätze zu schreiben und den Leser mit auf eine ganz besondere Reise zu nehmen. Interessant fand ich auch den Gegensatz zwischen Krieg und Kampf einerseits und Erotik auf der anderen Seite. Mal was ganz anderes!” , schreibt einer der mittlerweile zahlreichen Rezensenten auf Amazon.

Diese Autorin ist Mutter zweier kleiner Töchter und lebt mit ihrem Mann in unmittelbarer Nachbarschaft des sakralen Neubaus an der Holzkirchner Sankt-Josef-Straße. Sie ist passionierte Reiterin, studierte Amerikanistin und unterrichtet Englisch.

Unter ihrem Künstlernamen Xenia Melzer machte sie mit dem ersten Band “Casto-Gefährte des Feuers” ihrer Romanreihe “Gods of War” – sozusagen einem schwulen Heldenepos – innert weniger Monate international von sich reden. Als “Gay Fantasy Romance” werden ihre Bücher im Markt eingeordnet, zwischen deren Deckeln eine schillernd-bunte Fantasy-Welt voller Halbgötter, Sklaven, Heilern und Dämonen wartet, in der es auf etwa 350 Seiten nicht nur mit dem Schwert reichlich und beherzt zur Sache geht.

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America first!

Nach der ersten Auswertung der Verkaufszahlen ist klar: Melzers schwuler Fantasyschwank um den Halbgott Renaldo, den Sklaven Casto und die anderen appetitlichen wie kampflustigen Bewohner dieser weit entfernten Welt wird der Renner. Sie ist dem Rat ihres ehemaligen Professors aus den USA gefolgt, ihren Stoff zunächst in Nordamerika zu lancieren – mit Erfolg: Nur spaßeshalber, so Melzer, habe sie sich mit ihrem Manuskript bei einer Handvoll US-Verlagen beworben – und postwendend einen Vertrag von Dreamspinner über drei Bände im Briefkasten gehabt.  Von da an ging alles ganz schnell: Promotion der englischen Buchreihe auf der einschlägigen Berliner Fachmesse “Love Letter Convention”, Gespräche mit deutschen Verlagen, Vertrag mit Ullstein, ebenfalls drei Bände.

Doch dieser erste Ritterschlag der Verlagsindustrie und die hohe Erwartungshaltung der teils überschwänglich begeisterten Leserschaft, bedeuten für die Holzkirchnerin nicht nur einen Vertrauensvorschuss, sondern auch eine Menge Arbeit: Bis zum geplanten Erscheinen des dritten und letzten Bandes Mitte 2017 will an Worten, Bildern, Wendungen, konsistenten Erzählperspektiven, herrlich grausamen Schlachten, schlüssigen Charakteren und geschmeidigen bis orgiastischen Sex-Passagen gefeilt sein. Zuerst in der englischen Urfassung, dann in der deutschen Übersetzung, der sich Melzer im Übrigen auch höchstpersönlich annimmt.

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Bemerkenswert dabei ist immer wieder – sei es in Blogs, Buchbesprechungen oder Gesprächen mit Lesern – der Diskurs, was eine selbst heterosexuelle Autorin antreibt, so intelligent wie bisweilen explizit in das Moment der Sexualität zwischen Männern einzusteigen:

Die Begründung ist eigentlich gar nicht so gesellschaftspolitisch, wie ich anfangs immer gedacht hatte. Als ich mich mit den Hauptfiguren meiner Geschichte angefreundet habe, habe ich gemerkt, dass eine Mann-Frau-Romanze einfach zu schnell erzählt gewesen wäre, dass die Rollen literarisch einfach starrer verteilt gewesen wären.  Eine Geschichte zwischen Männern zu schreiben war aber nicht von Anfang eine Prämisse – ich habe nach und nach einfach die Fülle an Möglichkeiten gesehen.

Zum Erfolg der Reihe – oder zur Beliebtheit des Genres im Allgemeinen – dürfte auch die Tatsache beitragen, dass die Zielgruppe gar nicht so nischenhaft zu sein scheint wie gemeinhin angenommen. Während eines Gesprächs auf der Love Letter Convention in Berlin bringt es eine Besucherin für die Autorin ganz gut auf den Punkt:

Wenn ich eine Sexszene zwischen zwei Männern lese, kann ich mich zurücklehnen und es genießen. Ich bin Feministin, wenn ich also eine Sexszene über ein heterosexuelles Paar lese, ärgere ich mich oft über Stereotypen. Bei zwei Männern habe ich dieses Problem nicht.”

Als Schriftstellerin könne sich Melzer mit dieser Aussage identifizieren. Ernsthaft über die Beziehung zweier Männer zu schreiben habe seine eigenen Tücken, aber stereotypische Fallen, die durch Gender Studies und politische Korrektheit forciert würden, gehören nicht dazu. “Was, um es milde auszudrücken, befreiend ist”, so die Autorin.

Der zweite Band der Trilogie erscheint am 13. Dezember in deutscher Sprache, Band drei wird im Juni 2017 erwartet.

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