Einsatz bis zur Erschöpfung

Als am Dienstag um 15:38 Uhr der Notruf bei der integrierten Leitstelle eingeht, ahnen die ersten schon: das wird ein langer Tag. Dass es am Ende bis kurz vor 6 Uhr am nächsten Morgen dauert, bis die letzten Feuerwehrler nach Hause können, weiß zu der Zeit noch keiner. Die Chronik eines Großeinsatzes.

Feuerwehr - Gefahrgutunfall
Eine riesige Menge an Heu musste bei dem Einsatz gestern gelöscht werden / Bild: Thomas Gaulke

Am Dienstagnachmittag um 15:38 Uhr bemerkt ein Anwohner die Rauchsäule über einem Bauernhof in Waakirchen. Das Anwesen liegt direkt am Bahnweg. Der Waakirchner wählt die Nummer des Notrufs. Die integrierte Leitstelle in Rosenheim setzt um 15:38 Uhr die Alarmkette in Gang.

160 Feuerwehrler im Einsatz

Da unklar ist, wie groß der Einsatz wird, fahren nur Minuten später mehrere Feuerwehren zum Einsatzort. Aufgrund der dichten Rauchschwaden sind die Einsatzkräfte aus Waakirchen, Schaftlach, Dürnbach, Gmund, Bad Wiessee, Tegernsee, Wall, Reichersbeuern und Greiling zu Beginn vor allem damit beschäftigt, sich einen genauen Überblick über die Lage zu verschaffen.

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Am Anwesen führt die Bahnstrecke zwischen Bad Tölz und Schaftlach vorbei. Schnell wird klar: es braucht viel Wasser, um die große Hitze im Stadl, in dem ein rund 800 Kubikmeter großer Heustock in Brand geraten ist, abzukühlen. Um das zu schaffen, wird das Dach und einige Wände des Gebäudes abgenommen. Zusätzlich pumpen die rund 160 Einsatzkräfte tausende Liter Wasser in das Gebäude. Nur so kann der massive Brandherd gekühlt werden, um einen sogenannten “Flash-Over” – also einen schlagartigen Übergang des Brandes auf den gesamten Hof – zu verhindern.

Dabei ist der schnelle Einsatz ein Glücksfall für die Tiere und den betroffenen Landwirt. Ein Großteil des Hofes bleibt vom Feuer verschont. Sogar der Stadl kann zum Teil gerettet werden. Auch die Tiere werden nach Eintreffen der Einsatzkräfte schnell evakuiert.

Warum die BOB-Strecke gesperrt wurde

Gegen 16:30 Uhr – die Löscharbeiten sind in vollem Gange – sperrt die Bayerische Oberlandbahn die Strecke zwischen Bad Tölz und Schaftlach. Die Gleise verlaufen direkt am Anwesen vorbei. Doch nicht hauptsächlich der dichte Qualm, sondern die Versorgung mit Frischwasser und der spätere Abtransport des Heus ist der Grund für die Sperrung.

Um die für den Großeinsatz notwendige Löschwasserversorgung sicherzustellen, müssen lange Förderleitungen, die zu einem extra herbeigerufenen Tanker führen, errichtet werden. Die Leitungen werden zwar unter dem Gleis verlegt, doch die Arbeiten und der Pendelverker sollen nicht durch einen Zug gefährdet werden. Vor allem nachdem einige Zeit später der Bahnübergang benutzt wird, um das aus dem Stadl geschaffte Heu abzutransportieren.

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Unter den Gleisen verliefen die Leitungen für das Löschwasser.

Wie ein Sprecher der Feuerwehr erklärt, sei Heu nämlich nur schwer zu löschen. So muss es an einen sicheren Ort gebracht werden. Mehrere Landwirte kommen im Verlauf des Abends mit Traktoren und transportieren das Heu zu einem nahegelegenen Steinbruch. So bleibt die BOB-Strecke bis 23 Uhr gesperrt. Ein Schienenersatz-Verkehr bringt Pendler direkt per Bus von Holzkirchen nach Bad Tölz.

Dabei ist der Großeinsatz auch da noch nicht zu Ende. Aufgrund der Menge des Heus kommen am späten Abend noch die Miesbacher und die Warngauer Feuerwehr zum Ort des Brandes. Erst gegen 1 Uhr kann das Gros der Einsatzkräfte abziehen – darunter auch die Schnelleinsatzgruppe Tegernseer Tal. Übrig bleiben die Waakirchner sowie die Warngauer Feuerwehrler, die jeweils am Steinbruch und am Stadl die Brandwache übernahmen.

Offen bleibt auch am Tag darauf noch die genaue Schadenshöhe und die Brandursache. So sei es laut Kripo bisher noch nicht möglich gewesen den Stadl zu betreten. Der Schaden dürfte sich allerdings, soviel ist schon klar, im sechsstelligen Bereich bewegen.

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