Mit Leichtigkeit Farbe verbrauchen

Die Leichtigkeit das Wesentliche zu erfassen. Perspektiven darstellen. Das ist es, was Jutta Stumböck an der Aquarelltechnik reizt. Ein Aquarell auf Seide – das war eines ihrer Exponate bei ihrer ersten Ausstellung in der Röntgenabteilung des ehemaligen Tegernseer Krankenhauses im Jahre 1990.

Viel Farbe – wenig Platz im Treppenhaus

Seitdem hat die Wiesseerin viel Farbe verbraucht. In den vergangenen Jahren, seit die ehemalige Krankenschwester im Ruhestand ist, hat sie sich zu einer aktiven Künstlerin entwickelt. Mindestens drei Stunden pro Tag verbringt sie in ihrem Atelier. „Während mein Mann auf die Berge steigt,“ lacht sie.

Die Tür zu ihrem Atelier steht Besuchern meist offen. Im Treppenaufgang zum Dachgeschoss hängen dichtgedrängt zahlreiche ihrer Exponate. Auch eines ihrer Lieblingsbilder ist darunter: ein Herz in Aquarell-Acryl-Mischtechnik pocht einem in kräftigen Rot- und Blautönen regelrecht entgegen – den Lieblingsfarben der rührigen Mitt-Sechzigerin.

Im Atelier von Jutta Stumböck
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Die Aquarelltechnik hat einen großen Vorteil: sie führt schnell zu finalen Bildern. Im Gegensatz zu vielen anderen künstlerischen Fertigkeiten ist der “Startaufwand” gering. So kann man als geübter Maler durchaus ein Aquarellbild in drei Stunden fertig stellen.

Außerdem ist der Trockungsprozess sehr kurz. Bei einem Bild mit Acrylfarben sitzt man dagegen an die zwei bis drei Tage dran. Diese Eigenschaft kommt Jutta Stumböck sehr entgegen. Denn manchmal kann es die Malerin gar nicht erwarten, bis ihre Werke an der Wand hängen. „Man muss aber aufpassen. Denn rahmt man die Bilder zu früh ein, so könnte es passieren, dass sie anfangen, zu schimmeln.

Aquarell, Acryl, Pastellkreiden…

Um dem vorzubeugen, hat es sich die Wiesseerin angewöhnt, fertige Bilder erst einmal einige Zeit unter ihrem Bett trocknen zu lassen. Besonders bei der ebenfalls von ihr angewandten Technik – dem Malen mit Pastellkreiden – ist der Trockenprozess extrem wichtig.

Im Gegensatz zur Aquarelltechnik, bei der zuerst die hellen Farben auf den Hintergrund kommen, trägt die Künstlerin am Beginn eines Pastellbildes die dunklen Farben auf. Ganz weich fühlen sich die Pastellkreiden an, die im Atelier zu finden sind. Damit vernetzt man das Pastellpapier regelrecht beim „Auftüpfeln“ der Kreiden. „Das ist wie häkeln,“ erzählt die Künstlerin.

Führt man diesen aufwendigen Prozess eine Weile lan aus, so passiert es häufig, dass mehr Kreide an den Händen bleibt als auf dem Papier. Ein Zeichen dafür, dass das Papier „satt“ ist und keine weitere Farbe aufnehmen kann. Dann empfiehlt sich eine Präperation mit „Fixativ“, einer Art Lack, auf den eine weitere Schicht Kreide aufgetragen werden kann.

Häufig nutzt Stumböck diese Zwangspause dazu, an einem zweiten Bild weiterzuarbeiten – meist einem Aquarell. „Ich bin eine Ateliermalerin“, bekräftigt Stumböck. Das macht sie unabhängig von Wetter und Uhrzeit. Eine Vorlage – etwa ein Foto – auf den Tisch gestellt und schon kann es losgehen.

… oder besser in Mischtechnik?

In der Regel malt sie dabei in Mischtechnik, um ein möglichst optimales Ergebnis zu erzielen. „Ich will es dann ganz gut machen“, sagt die Perfektionistin. Dabei setzt sie auch ungewöhnliche Materialien ein: dann dient schon mal ein in seine einzelnen Lagen zerrissenes Tempotaschentuch als Untergrund. Gemeinsam mit Fotos, Ausrissen aus Zeitungen, dick aufgetragener Strukturpaste oder schwungvoll aufgebrachter Tusche entstehen Exponate, die dynamisch und frei wirken.

Häufig mit nur schemenhaft angedeutete Konturen, die dem Betrachter viel Fantasie zur eigenen Ausgestaltung lassen. Diese Freiheit teilt die Bildnerin gerne mit anderen. Ganz zwanglos will sie Kinder und Jugendliche in ihren Malkursen an die Kunst heranführen. Ebenso treffen sich Gruppenrunden alle vierzehn Tage zum Austausch im Atelier.

Landschaften und Blumen von Jutta Stumböck. Gezeigt in Einzel- oder Gemeinschaftsausstellungen – beispielsweise dem Künstlerwürfel Gmund oder dem Kunstverein Tölzer Land.

Gemalt als Aquarell, in Acryl, mit Pastellkreiden oder in mehreren Ebenen als Mischtechnik: einerseits lassen sie Spielraum für Interpretation und Fantasie. Andererseits wirken sie strichstark und prominent, dreidimensional und stets umwoben von einer Direktheit, die eindeutig auffällt.

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