Fronten bleiben verhärtet

Die Wiesseer Pfarrei, die schon lange im St. Josefsheim untergebracht ist, muss bis 2016 ausziehen. Eine neue Bleibe hat die Pfarrgemeinde schon in Aussicht. Doch dafür soll das historische Amts- und Pfarrhaus auf dem Kirchbichl abgerissen werden. Der Widerstand wächst.

Nach Ostern will die Pfarrgemeinde den Architektenwettbewerb ausschreiben.
Nach Ostern will die Pfarrgemeinde den Architektenwettbewerb ausschreiben.

Das 1934 errichtete Pfarrhaus neben der katholischen Kirche Mariä Himmelfahrt soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die Pfarrei Bad Wiessee sieht diese Entscheidung als notwendig an. Denn sie muss bis Ende 2016 aus dem St. Josefsheim im Löblweg ausziehen. Die Schwestern aus Speyer vom Orden der Heiligen Maria-Magdalena haben den Pachtvertrag mit der Pfarrgemeinde über 2016 hinaus nicht verlängert.

Doch diese hat bereits ein neues Objekt in Aussicht, den 80 Jahre alten Pfarrhof am Kirchbichl. Er soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Das Ordinariat hat diesem Vorhaben bereits zugestimmt. Doch der Widerstand bei Bürgern und Familienangehörigen des Erbauers wächst.

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Warum soll alter Pfarrhof abgerissen werden?

Das vom Münchner Erzgießer Fritz von Miller errichtete Gebäude wurde als Gesamtensemble der Mariä Himmelfahrtskirche von Rupert von Miller geplant. Der Wiesseer Johannes von Miller ist der Urgroßenkel des damaligen Münchner Erzgießers. Er hängt mit Herzblut an dem Pfarrhof, denn er sieht ihn als Teil der Millerschen Familie. Die Entscheidung, das Traditionsgebäude abzureißen, sieht er als völlig überstürzt und unnötig an.

Anstatt das komplette Anwesen dem Erdboden gleichzumachen, plädieren von Miller und seine Anhänger für einen Anbau. Daher suchte von Miller das Gespräch mit Pfarrer Steinmetz. Aus seiner Sicht wäre es sinnvoll, beim Architektenwettbewerb beide Möglichkeiten näher zu betrachten: sowohl den Abriss als auch einen Anbau an das bestehende Gebäude. Miller berichtet:

Pfarrer Steinmetz war meinem Vorschlag nicht abgeneigt. Jedoch sieht er leider keine Möglichkeit, die Idee eines Anbaus umzusetzen.

Nach Angaben des Kirchenpflegers Herbert Stadler ist ein Abriss nötig, weil das alte Haus auf dem Kirchbichl nicht mehr sanierbar ist. Dies hätten mehrere Gutachter bestätigt. Stadler argumentiert weiter für den Abriss: „Die Kirchengemeinde braucht schon bald neue Räumlichkeiten und das Grundstück, auf dem der alte Pfarrhof steht, ist außerdem schon katholisches Kircheneigentum.“

Doch von Miller meint dazu: „Ein Abriss erscheint vielleicht als die einfachste Lösung, aber ist nicht immer die Beste.“ Außerdem erklärt er, dass ihm ein Wiesseer Architekt bestätigt habe, dass das Haus vor 15 Jahren von Grund auf saniert worden sei. Damals habe man unter anderem das Dach erneuert und gegen Holzschädlinge behandelt. Außerdem stehe das Haus auf trockenem Baugrund, erklärt der selbstständige Restaurator von Miller.

Der Wiesseer Pfarrer Steinmetz wollte sich zu den Umständen auf Nachfrage nicht äußern. Nach den Planungen des Neubaus sollen auf dem Grundstück ein Pfarrbüro, Hausmeisterwohnungen und ein großer Saal, der bis zu 100 Leuten Platz bietet, gebaut werden.

Unterschriftensammlung geht weiter

In Bad Wiessee geht derzeit eine Unterschriftenliste herum, auf welcher jeder Wiesseer Bürger seine Unterschrift gegen den Abriss hinterlassen kann. „Die Liste ist nicht von mir initiiert, aber ich unterstütze das natürlich. Ich habe eine Liste bei mir, aber soweit ich weiß, liegen keine aus“, erklärt Miller. Auf seiner Liste stehen derzeit rund 100 Unterschriften.

In dem Millerschen Pfarrhof auf dem Kirchbichl ist derzeit noch die afghanische Flüchtlingsfamilie Sethi untergebracht. Bis Ende April muss sie aus dem Haus ausziehen. Dann wird die Familie in eine gemeindeeigene Wohnung am Hügelweg umgesiedelt. Geschäftsleiter Michael Herrmann erklärt: „Die Familie hat sich im Ort sehr integriert. Deshalb haben wir uns dafür eingesetzt, dass sie in Wiessee bleiben können.“ Die Gemeinde hat die Wohnung hergerichtet und mit einer neuen Küche ausgestattet.

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