Haslbergers Highway zum Bauer in der Au

Wiessee lebt vom Tourismus. Doch eines der wichtigsten Ausflugslokale gehört dem Freisinger Unternehmer Haslberger. Der aber denkt nicht daran, den Bauer in der Au der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Haslbergers Luxus-Gäste dürfen trotzdem durch den Wald kutschiert werden. Und das stört einige Gemeinderäte.

Das Ausflugslokal “Bauer in der Au” sieht aus, als könnte es jederzeit für Ausflügler eröffnet werden. Doch der Schein trügt. / Archivbild

Der Freisinger Unternehmer Franz Josef Haslberger besitzt inzwischen zahlreiche Ländereien und Immobilien im Gemeindegebiet von Bad Wiessee. Angefangen von der Söllbachau-Alm, einem Futterstadl unweit der ihm gehörenden Ausflugsgaststätte Bauer in der Au, der Söllbachklause, dem Wohn- und Geschäftshaus mit den Niederstub‘n in der Ortsmitte bis hin zu einer Villa in Holz und einem großen Jagdrevier zwischen Hirschberg und dem Golfclub Marienstein in Waakirchen.

Doch bei all seinen Vorhaben denkt der Wahl-Wiesseer oft mehr an den Eigennutz als an das Gemeinwohl. Denn bis auf die Niederstub’n hat die Öffentlichkeit nirgends durchgängig Zugang, bestenfalls in seltenen Momenten gewährt er diesen. Früher waren es Fürsten, heute sind es Oligarchen, wie die Süddeutsche Zeitung Haslberger einmal nannte, die ihren Besitz als Tabuzone erklären. Bestes Beispiel dafür ist das einstige Ausflugslokal Bauer in der Au, das vor Jahren Touristen wie Einheimische anlockte und seit über zwei Jahren aufwendig renoviert ist.

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Doch wer wie Wiessees Bürgermeister Peter Höß glaubte, Wanderer könnten dort wieder einmal einkehren, sieht sich getäuscht. Denn inzwischen avancierte die Ex-Traditionswirtschaft zur Event-Location mit Caterer. Martin Frühauf richtete beispielsweise am 28. sowie am 29. Dezember ein Drei-Gänge-Menü für 89 Euro aus. Zuvor wurde bereits von pompösen Hochzeitsfeiern befreundeter Unternehmer berichtet, die dort die Korken knallen ließen.

Luxus-Gäste werden kutschiert

Dass die illustren Gäste Haslbergers dabei nicht selbst den rund 30-minütigen Marsch übers Söllbachtal oder Bucherbauern auf sich nehmen, ist klar. Führt aber offensichtlich zu einigen Problemen mit den dafür organisierten Shuttle-Bussen. Denn das Areal samt Zufahrtsstraßen zum Bauer in Au gehört zwar Haslberger, kann aber nur über eine jeweils öffentliche Forststraße erreicht werden. So zumindest sah das unter anderem Ingrid Versen (CSU) bei der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend:

Da fahren die Autos an den Wanderern vorbei. Und Haslberger lacht über uns.

Fritz Niedermaier (Wiesseer Block), der das Thema aufbrachte, sieht das ähnlich. Er erklärte am Ende der Sitzung sichtlich aufgeregt: “Es geht doch nicht, dass da die dicken Mercedes hochfahren, aber für die Bürger ist da seit Jahren nichts”. Laut Niedermaier werde man als Wanderer auf den Wegen öfter von noblen Vans und anderen Autos überholt.

Dabei steht die Frage im Raum, ob Haslberger überhaupt ein Fahrtrecht für die eigenen Gäste hat. Denn die Straße zum Bauer in der Au sei, so Niedermaier, doch eigentlich für den Verkehr gesperrt.

Verwaltung uneins

Doch ob das wirklich so ist, ist dabei aktuell nicht mal den Experten aus der Wiesseer Gemeindeverwaltung ganz klar. Laut Geschäftsleiter Hilmar Danzinger besitze die Gemeinde aktuell keine Handhabe, um die Fahrten zu unterbinden. Denn nach Ansicht der Pläne, grenzt der Privatgrund von Haslberger direkt an die öffentliche Straße. Damit dürften auch die Gäste des Unternehmers sogar mit eigenem Auto anreisen.

Bis 2013 konnten Gäste mit dem Bergzügerl zum Bauer in der Au fahren. / Archivbild

Doch Bauamtsleiter Helmut Köckeis widersprach Danzinger. Die Rechtslage sei aus seiner Sicht so: nur Land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge sowie der Eigentümer selbst dürften den Fahrweg hoch zum ehemaligen Ausflugslokal nutzen. Eine Erlaubnis, die für Gäste nicht gelten würde, so Köckeis. “Wenn ein normaler Mensch vom Jäger im Wald mit dem Auto erwischt wird, kostet es 20 Euro. Das ist dort nicht anders.”

Der Dissenz soll nun verwaltungsintern geklärt werden. Das kündigte Bürgermeister Peter Höß an.

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