Neuer Zeuge soll Hoeneß entlasten

Aktualisierung vom 9. März 2014 / 14:39 Uhr
Der Bayern-Präsident wolle zu Beginn der Verhandlung seines Strafverfahrens vor dem Münchner Landgericht eine Erklärung abgeben, in der er seine Tat als großen Fehler bezeichne. Dies meldet “Bild am Sonntag”.

Das Blatt will auch erfahren haben, dass die Verteidigung einen neuen Zeugen präsentieren will. Der Stuttgarter Finanzbeamte soll vor Gericht bestätigen, dass Hoeneß sich selbst anzeigte, als seine Straftat weder von den Medien noch von den Behörden entdeckt worden war.

Morgen beginnt der Prozess gegen Uli Hoeneß vor dem Münchner Landgericht.
Morgen beginnt der Prozess gegen Uli Hoeneß vor dem Münchner Landgericht.

Ein schlichter, schwarzer Drehstuhl im Sitzungssaal 134 wird morgen für Uli Hoeneß zur Anklagebank werden. Erwartet wird ein großer Ansturm auf den Justizpalast. Vor dem Gebäude am Stachus stehen bereits mehrere Übertragungswagen großer Fernsehsender. Neben den zahlreichen Medienvertretern aus der ganzen Welt rechnet die Justiz auch mit vielen Fans und Gegnern des Bayern-Bosses.

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Das Gerichtsgebäude wird zum Hochsicherheitstrakt. Allein 22 Justizbeamte werden für die Sicherheit im Innern sorgen. Vor den Pforten werden 150 Polizisten im Einsatz sein. Vier Tage hat das Gericht eingeplant, um zu klären, ob Hoeneß wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe ins Gefängnis muss. Im Fokus stehen derzeit, neben dem Angeklagten selbst, auch die Ankläger, der Richter und die ersten Zeugen.

Zeuge der Verteidigung

Bereits vor dem morgigen ersten Verhandlungstag ist ein neuer Zeuge “aufgetaucht”. Der Stuttgarter Finanzbeamte war im Januar 2013 von einem “Stern”-Reporter angerufen worden. In dem Gespräch äußerte der Journalist den Verdacht, dass der Fußballklub FC Bayern München über ein Schweizer Bankkonto verfüge. Der Name Uli Hoeneß fiel in dem Telefonat, über den der Beamte einen Aktenvermerk schrieb, jedoch nicht.

Damit wäre eine entscheidende Voraussetzung für eine strafbefreiende Wirkung von Hoeneß’ Selbstanzeige erfüllt. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft drohte dem Bayern-Präsidenten hingegen durch die “Stern”-Recherchen bereits die Entdeckung der Steuerhinterziehung. Seine Selbstanzeige am 17. Januar 2013 sei deshalb zu spät erfolgt.

Was genau der Zeuge vor Gericht sagt und wie die Erklärung von Hoeneß lautet, wird man in den nächsten Tagen sehen. Die Tegernseer Stimme berichtet aus dem Gerichtssaal.

Ursprünglicher Artikel vom 7. März mit der Überschrift: „Hoeneß’ Zukunft liegt in diesen Händen“
Ungemach könnte den Bayern-Präsidenten auf der Anklagebank im Justizpalast erwarten. Denn sowohl Staatsanwalt Achim von Engel als auch Richter Rupert Heindl gelten in Justizkreisen als kompromisslos.

Doch Hoeneß hat mit Hanns W. Feigen einen der hochkarätigsten Strafverteidiger an der Seite. Von Montag an wird sich Hoeneß vor der fünften Strafkammer des Münchner Landgerichts verantworten müssen. Der Vorwurf in der 30-seitigen Anklage: Hinterziehung von Steuern in Höhe von 3,5 Millionen Euro.

Uli Hoeneß wird sich ab kommenden Montag wegen Steuerhinterziehung vor dem Münchner Landgericht verantworten müssen.
Uli Hoeneß wird sich ab kommenden Montag wegen Steuerhinterziehung vor dem Münchner Landgericht verantworten müssen.

Richter Heindl und Ankläger von Engel hatten erst im Dezember 2013 einen Unternehmer aus Neuötting für fünf Jahre und neun Monate hinter Schloss und Riegel gebracht. Damals ging es nur um einen Steuerbetrug von einer Million Euro. Dazu kamen noch Insolvenzverschleppung und vorsätzlicher Bankrott. Der Prozess zeigte aber, dass Rupert Heindl sich grundsätzlich nicht auf Absprachen – sogenannte Deals – einlässt.

Kein gutes Omen für Hoeneß, der etwa 3,5 Millionen Euro dem Fiskus vorenthalten haben soll. Auch für Staatsanwalt Engel gilt die Messlatte des Bundesgerichtshofs (BGH). Der hatte 2009 unmissverständlich klargestellt, dass Steuersünder, die mehr als eine Millionen Euro hinterzogen haben, mit einer Gefängnisstrafe rechnen müssen. Diese Hürde hätte Hoeneß klar gerissen. Doch er hofft immer noch, dass ihm seine Selbstanzeige aus der Patsche hilft. Ob Richter Heindl diese akzeptiert, bleibt fraglich. Nicht umsonst kam er zu seinem Titel „Richter Gnadenlos“.

Staatsanwalt Engel erkennt Selbstanzeige nicht an

Nicht weniger zimperlich ist Staatsanwalt von Engel (39). Die Selbstanzeige erkennt er nicht an. Er will Hoeneß hinter Gittern sehen. Der frühere Amtsrichter Achim von Engel gilt als Spezialist auf dem Gebiet der Steuerkriminalität und verfügt über enormes Detailwissen, sehr zum Leidwesen der Anwälte. Während eines Prozesses werde er nicht laut und verliere nie den Überblick, schildern Prozessbeobachter.

Angeklagten schaue der Staatsanwalt stets fest in die Augen. Von Engel kenne die große Bühne, schreibt der “Focus”, Hoeneß sei nicht der erste prominente Steuerhinterzieher, den er anklagt. Im Oktober 2011 brachte er bereits den ehemaligen VW-Chef Bernd Peter Pischetsrieder wegen Steuerhinterziehung vor Gericht. Damals ging es allerdings um eine wesentlich geringere Summe als bei Hoeneß, um 243.000 Euro. Zwar stellte das Landgericht am Ende das Verfahren ein. Doch der VW-Boss musste 100.000 Euro an soziale Einrichtungen zahlen.

Die Kooperation, die Hoeneß ihm entgegengebracht hat, reicht von Engel offenbar nicht aus. Er brachte alle Anklagepunkte gegen Hoeneß vor Gericht durch. Wenn der Hoeneß-Jäger anklagt, hat das Hand und Fuß, berichten Justizreporter.

Die Anwälte von Uli Hoeneß

Die drei Verteidiger, Werner Gotzens, Dieter Lehner und Hanns W. Feigen, mit denen Hoeneß im Gericht auftreten wird, halten sich bedeckt. Rechtsanwalt Feigen (64) aus Frankfurt ist bekannt als hochkarätiger Spezialist für Steuerstrafverfahren. Von ihm wurde Klaus Zumwinkel schon vor dem Gefängnis bewahrt. Der frühere Post-Chef erhielt wegen Steuerhinterziehung nur eine Bewährungsstrafe, obwohl es um 1,2 Millionen Euro gegangen war. Feigen ließ so lange rechnen, bis die Schuld unter die Grenze rutschte.

Hanns W. Feigen, einer der drei Verteidiger von Uli Hoeneß.
Hanns W. Feigen, einer der drei Verteidiger von Uli Hoeneß.

Die Liste der bisherigen Mandanten von Feigen liest sich wie das Who’s who der deutschen Wirtschaft: Neben Zumwinkel sind es noch Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der ehemalige Infineon-Chef Ulrich Schumacher und der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen. Im Fall Hoeneß wird man spätestens Ende nächster Woche sehen, ob das Lied in der Warteschleife von Feigen ein gutes Omen war. «Freiheit» singt da Marius Müller-Westernhagen.

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