Integration ist harte Arbeit – für alle

Insbesondere um die jungen Asylbewerber muss sich die deutsche Gesellschaft kümmern, wenn sie möchte, dass sie sich während der Zeit ihres Aufenthalts in unserem Land wohl fühlen und nicht zur Problemgruppe werden. Aber der Weg ist für alle Beteiligten hart und steinig.

Die Berufsausbildung von Flüchtlingen gehört zu den wichtigsten Integrationsmaßnahmen. / Foto: Redaktion
Die Berufsausbildung von Flüchtlingen gehört zu den wichtigsten Integrationsmaßnahmen. / Foto: Redaktion

Viele von ihnen sind ganz alleine, ohne Familienangehörige, nach Deutschland gekommen. Im Landkreis Miesbach sind es derzeit 74 Kinder und Jugendliche. Den Flüchtlingen muss geholfen werden, einen Beruf zu erlernen und eigenes Geld zu verdienen. Vielfältige Maßnahmen wurden bereits eingeleitet.

Erst einmal heißt es Deutsch lernen

Das wichtigste Instrument ist das so genannte Berufsintegrationsjahr (BIJ), eine Maßnahme an der Miesbacher Berufsschule, die insgesamt zwei Jahre dauert. Dort gibt es augenblicklich fünf Klassen mit jeweils rund 20 Schülern. In ihnen lernen junge Flüchtlinge im Alter zwischen 15 und 21 Jahren zunächst ein Jahr lang die deutsche Sprache.

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Wessen Sprachkenntnisse noch verbessert werden müssen, der kann dann noch ein halbes Jahr Zusatzunterricht bekommen. Die sprachliche Ausbildung liegt in der Verantwortung des Kolping-Bildungswerks, das dieses vom Europäischen Sozialfond geförderte Projekt zusammen mit der Berufsschule durchführt.

Im zweiten Jahr werden die Schüler auf die Ausbildung vorbereitet. Ihr Abschluss entspricht dann in etwa dem eines Mittelschulabschlusses. Nach diesem zweiten Jahr können die meisten genug Deutsch, um sich zu verständigen. Dennoch bleibt der Einstieg in die Berufsschule schwierig. Raimund Schlögl, Mitarbeiter der Schulleitung in Miesbach schätzt, dass die meisten ein weiteres halbes Jahr brauchen, um sich mit der neuen Situation zurechtzufinden.

Die Integration in die Arbeitsabläufe ist schwierig

Nach dem zweiten Jahr können die jungen Leute sich auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz begeben. An der Berufsschule in Miesbach können sie handwerkliche und kaufmännische Berufe erlernen. Zuvor gibt es die Möglichkeit, ein betriebliches Orientierungspraktikum zu absolvieren, das dabei helfen soll, den richtigen Beruf zu finden.

Übergabe von Laptops in Warngau, mit denen die Flüchtlinge ihre Bewerbungen schreiben können. Im Bild: der 2. Bürgermeister Jakob Weiland (li.) und Mitglieder der Fujitsu Young Community und Vertreter des Helferkreises Asyl.
Übergabe von Laptops in Warngau, mit denen die Flüchtlinge zum Beispiel Bewerbungen schreiben können. Im Bild: der 2. Bürgermeister Jakob Weiland (li.) und Mitglieder der Fujitsu Young Community und Vertreter des Helferkreises Asyl.

Allerdings stellt die Praktikumssuche die ausländischen Jugendlichen vor besondere Herausforderungen. Anzeigen lesen und schreiben, Bewerbungen verfassen ist mit wackeligen Deutschkenntnissen nicht ohne weiteres zu bewältigen. Auch hier hilft die Kolping Bildungsagentur.

Kolping-Mitarbeiterin Katrin Engelmann hat schon manches Gespräch mit Unternehmern geführt. „Hut ab, was die mittelständischen Betriebe in unserem Landkreis leisten“, sagt sie anerkennend. Denn die Integration von ausländischen Jugendlichen in die hier üblichen Arbeitsabläufe ist alle andere als einfach.

Wichtiger Partner: Der Miesbacher Unternehmerverband

Unterstützung bei der Suche von Ausbildungsplätzen bietet auch der Pakt für Integration und Arbeit (PIA). Er wurde im Mai 2015 im Landkreis Miesbach unter Beteiligung von Frank Jürgen Weise, dem Leiter des Bundesamtes für Migration und Ausländer (BAMF) gegründet und unterstützt Flüchtlinge und Arbeitgeber. Der 2016 gegründete Förderverein PIA e. V. sorgt für die Finanzierung der Initiative.

Besonderen Wert legt PIA nach Aussage seines Vorsitzenden, des Integrationsbeauftragten des Landkreises Max Niedermeier, auf die Zusammenarbeit mit dem Miesbacher Unternehmerverband, auf dessen Entgegenkommen er zählen kann. Eine weitere Möglichkeit ist die „Einstiegsqualifizierung“. Es handelt sich dabei um eine Maßnahme, durch die junge Menschen mit besonderen Schwierigkeiten, darunter auch ausländische Jugendliche, die noch nicht in vollem Umfang für eine Ausbildung geeignet sind, in einer sechs- oder sogar zwölfmonatigen Tätigkeit im Betrieb an die „berufliche Handlungsfähigkeit“ herangeführt werden.

Diese Zeit kann später bei der Ausbildung angerechnet werden. Die Kosten übernimmt die Agentur für Arbeit. Allerdings gibt es diese Möglichkeit im Landkreis Miesbach erst seit kurzem. Vier Personen sind derzeit über diese Maßnahme untergebracht.

Alles ist ausgereizt

In diesem Jahr werden im Rahmen des Berufsintegrationsjahrs drei der so genannten „Vorklassen“, in denen die jungen Asylbewerber ihre ersten Sprachkenntnisse erwerben, fertig. Im nächsten Jahr sollen fünf neue Klassen dazukommen. Davon werden zwei Sprachkurse an der Berufsschule, zwei weitere an der Wirtschaftsschule und einer an der Fachoberschule durchgeführt.

Die Arbeit für Katrin Engelmann von der Kolping Bildungsagentur wird dadurch nicht einfacher. Denn im Augenblick sind alle Möglichkeiten für Praktika ausgereizt. „Die Struktur ist überfüllt und überlastet“, stellt sie fest. Sie weiß noch nicht, wo sie die Schüler im nächsten Jahr unterbringen kann.

Auch alle anderen Beteiligten sind an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit gestoßen. Zusatzlehrer sind bereits genehmigt und angestellt. Im Augenblick ist der Bedarf im Landkreis gedeckt, erklärt Raimund Schlögl von der Berufsschule. Doch sollte es einen weiteren großen Schub an Flüchtlingen geben, sieht er ähnlich wie Kolping-Mitarbeiterin Katrin Engelmann Schwierigkeiten, alle Aufgaben auch zukünftig zu bewältigen.

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