Kein Wort zur Spielbankabgabe

Beim ersten „Runden Tisch“ im Wiesseer Casino ging es mehr um Standortfragen. Nicht aber um das leidige Thema, wie bekommen die Nachbargemeinden etwas vom Kuchen der Einnahmen ab. Zumindest verkündeten die Teilnehmer dies nach dem Treffen unisono.

Illustre Runde auf den Treppen des Casinos - allerdings kein Wort zur Spielbankabgabe.
Illustre Runde auf den Treppen des Casinos – allerdings kein Wort zur Spielbankabgabe.

Es war eine hochrangige Runde, die sich zum Thema Glücksspiel in der Spielbank traf. Mit am Tisch saß nicht nur die Präsidentin der Staatlichen Lotterieverwaltung, Friederike Sturm, auch alle Tal-Gemeinden waren vertreten, die TTT und die Standort-Marketing-Gesellschaft (SMG). Doch wer geglaubt hatte, die Tal-Bürgermeister würden unter staatlicher Aufsicht die Diskussion um die Spielbankabgabe eröffnen, wurde enttäuscht.

Seit 2015 tritt Bad Wiessee den Nachbargemeinden nichts mehr von den Einnahmen aus der Spielbank ab. Wie berichtet, drehte Bürgermeister Peter Höß seinen Kollegen nach einem Schreiben des Finanzamts den Geldhahn zu, da sie sich nicht an den Baukosten der Spielbank beteiligt hätten. 3,6 Millionen fordert Höß seither aus Kreuth, Tegernsee, Gmund und Rottach-Egern.

Inzwischen ist das Klima bei diesem Thema ziemlich frostig geworden, da nun auch ein Klage die Justiz beschäftigen wird. Zweifel an der Tal-Solidarität schallen Höß entgegen. Doch der beteuerte nach dem Treffen:

Wir sind in einem konstruktiven Kontakt und müssen sehen, wie sich die Dinge demnächst entwickeln. Außerdem geht es doch nur um die Baukostenverrechnung.

Viel wichtiger war ihm heute, auf die Bedeutung und den Wirtschaftsfaktor Spielbank in Wiessee abzuheben. Sie sei mit 130 Arbeitnehmern ein ganz wichtiger Arbeitgeber. „So ein Casino ist auch finanziell für den Landkreis interessant, da ein Teil der Spielbankabgabe in die Kreisumlage des Landkreises fließt“, so Höß. Dazu beigetragen hätten die 163.000 Besucher im vergangenen Jahr, ergänzte Bayerns oberste Glücksfee Friederike Sturm.

Wichtiger Standortfaktor

Dennoch gebe es dunkle Wolken, denn die Rahmenbedingungen seien schwieriger geworden, so Rauh. Dazu zählte sie das Rauchverbot, das zu einem „erheblichen Besucherrückgang führte“, die Spielhallen und das illegale Angebot im Internet.

Um diesem Besucherschwund entgegenzuwirken, gebe es nun in den jeweiligen Regionen Bayerns diese „Runden Tische“, um den „stark geänderten Rahmenbedingungen“ Rechnung tragen zu können. Damit soll auch der Bevölkerung dieser „einzigartige Standortfaktor“ einer Spielbank bewusster werden. Es sei für eine Gemeinde etwas besonderes, eine Spielbank zu haben.

Ein entscheidender Auftrag einer solchen Einrichtung des Glückspiels sei ein „seriöses Spielangebot“. Man müsse dafür nicht eine dunkle Spielhölle in einem Bahnhofsviertel aufsuchen. In einem Casino zocke man mit Roulette Strategien nicht nur in einem schönen und sicheren Ambiente, man könne auch davon ausgehen, dass die Gewinne ausgezahlt würden. Als Lotterieverwaltung habe man einen „Kanalisierungsauftrag“ für Leute ein gutes Angebot zu machen, die spielen wollen.

Arbeitsgruppe gegen Besucherschwund

„Es war ein Brainstorming der Arbeitsgruppe, um die Spielbank in der Region noch besser zu verankern“, warb Lotteriechefin Sturm. Als Beispiel nannte sie fehlende Hinweisschilder vor den Autobahnausfahrten oder an der Kreuzstraße. Vielleicht könne man helfen auch für Einheimische die Hemmschwellen für einen Besuch zu senken.

Denn die Spielbank in Wiessee bietet weit mehr. Zum einen ist in der Winners Lounge für den späten Hunger etwas geboten, was im Tal seltener der Fall ist. Zum anderen gebe es zahlreiche Events mit bekannten Künstlern. Das Ganze soll man als Rundum-Paket verstehen.

Grünen-Landrat Wolfgang Rzehak gestand ein, dass er früher mit dem Spielcasino nichts am Hut hatte. „Aber für den Landkreis ist die Spielbank eine tolle Attraktion. Sie ist inzwischen nicht mehr nur für die Großkopferten da, sie ist auch keine Spielhölle, sondern sie steht Jedermann offen“.

Die von der Spielsucht nicht mehr los kommen würden, „suchen ihr Glück eher in illegalen Spielen oder schmuddeligen Etablissements, wo mafiaähnliche Strukturen nicht auszuschließen sind“. Nächstes Jahr will man sich wieder am „Runden Tisch“ treffen und Bilanz ziehen, was sich inzwischen verbessert hat, sicherte Friederike Sturm zu.

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