Kinder, lebt doch mal etwas leiser!

Wohin mit den Jugendlichen in Holzkirchen? Bekanntlich gibt es im Ort nicht viele Freizeitmöglichkeiten. Wenn es nach den Anwohnern des Sportplatzes in der Probst-Sigl-Straße geht, sollen den jungen Leuten hier auch noch Rasen, Hartplatz & Co verwehrt bleiben – zu viel Lärm. Doch die Gemeinde macht sich für seine Jugend stark.

Stein des Anstoßes: Anwohner des Sportplatzes an der Probst-Sigl-Straße fürchten bei einer vermehrten Nutzung den Lärm. /Bild: B. Kirschenhofer
Stein des Anstoßes: Anwohner des Sportplatzes an der Probst-Sigl-Straße fürchten bei einer vermehrten Nutzung einen hohen Lärmpegel. /Bild: B. Kirschenhofer

Durch Mangel an Freizeitaktivitäten in der Marktgemeinde, erfreuen sich Sportplätze bei den Jugendlichen an immer größerer Beliebtheit. Bolzen, sich mit Freunden treffen, auspowern – Sportplätze sind zum gesellschaftlichem Treffpunkt für Junge geworden. So ist beispielsweise die Sportanlage der Grundschule in der Baumgartenstraße auch nach Schulschluss regelmäßig gut besucht. Und das ist ganz im Sinne der Gemeinde, denn der Platz ist unter der Woche bis 20 Uhr für den Breitensport geöffnet. Doch ein großer Bedarf an öffentlichen Sportplätzen, an denen Jugendliche und Kinder sich austoben können, bestehe laut Gemeinderat weiterhin. Auf der gestrigen Sitzung wurden abermals die Möglichkeiten an der Sportanlage in der Probst-Sigl-Straße diskutiert.

Sportanlage nur für Schüler

Groß liegt er da, weite grüne Flächen, ein großzügiger Hartplatz und ein Beachvolleyball-Feld. Die Sportanlage in der Probst-Sigl-Straße lädt geradezu ein, sich hier sportlich zu betätigen. Doch seit Jahren dürfen hier nur Schüler das Gelände benutzen. Im Zuge des Baus der zweiten Real- und Grundschule entstand 2005 die schöne Sportanlage. Ganz zum Ärger der Anlieger, hatte die Gemeinde bereits damals größere Pläne für die Anlage im Sinn: Das Sportgelände sollte nicht nur den Schülern, sondern auch für Breiten- und Vereinssport zur Verfügung stehen.

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Doch das Vorhaben wurde durch einen zu hohen Lärmschutz verhindert. Grund: Da es sich in den anliegenden Straßen (Marxbauer- und Zeherterstr.) um ein allgemeines Wohngebiet handelt, haben die Anwohner dort einen hohen Anspruch auf Lärmschutz. Um den Sportplatz dennoch für die Allgemeinheit nutzen zu können, wäre eine Lärmschutzwand von 3,50 Meter Höhe und 60 Meter Länge nötig gewesen. Letztlich wurde allerdings nur das Fundament der Mauer gebaut. Die Gemeinde einigte sich mit den Anwohner darauf, die Nutzung der Anlage auf den Schulsport zu beschränken und keine Lärmschutzwand zu bauen. Doch so richtig zufrieden waren einige mit dieser Lösung nicht, vor allem, da Sportflächen für Jugendliche in der Marktgemeinde Mangelware sind.

Lärmuntersuchung soll Antworten geben

Dann – vor wenigen Jahren –  keimte durch die Änderung der „Sportanlagen-Lärmschutzverordnung“ wieder Hoffnung auf. Die Parameter für den Lärmschutz wurden gelockert, sodass die Gemeinde einen neuen Anlauf startete. Seit zwei Jahren laufen nun schon Gespräche zwischen den Anliegern und dem Landratsamt.

Auf der gestrigen Sitzung des Gemeinderates war der Sportplatz wieder Thema: Demnach wurde eine neue Lärmuntersuchung in Auftrag gegeben, mit der man herausfinden möchte, wie die Lärmbelastung bei mehrfacher Nutzung und verschiedenen Veranstaltungen ausfällt. Diese Lärmuntersuchung ist nicht neu und wurde bereits mehrfach ergänzt und verändert. In der aktuellen Fassung nun, stehen alle Fragen von Gemeinde und Landratsamt. Bürgermeister Olaf von Löwis erklärt:

Das erste Gutachten deckt nicht alle Fragen, zum Beispiel was in den Ferienzeiten möglich ist.

Er wies daraufhin, dass man es hier mit einem “sehr sensiblen Bereich” zu tun habe. Denn die Anwohner der Probst-Sigl-Straße würden sich “massiv verhalten”, und seien bei einer Veranstaltung im Juli letzten Jahres beispielsweise auch nicht davor zurück geschreckt, einen Anwalt einzuschalten. Klar sei, dass das Landratsamt hier “ganz genau prüfe”. Für den Bürgermeister steht fest:

Es ist ganz wichtig, dass wir als Gemeinderat geschlossen zusammenhalten, denn leicht wird es nicht.

Die Gemeinde möchte den Platz für Jugendliche, auch außerhalb der Unterrichtszeiten, frei zugänglich machen. Doch auch die Sorgen der Anwohner sollen berücksichtigt werden. Sebastian Franz (CSU) warnte jedoch davor, sich nicht nur nach den Anwohnern zu richten. Diese hätten bereits genügend Mitspracherecht erhalten und hätten sich sachlich, jedoch “teilweise auch sehr unsachlich” verhalten. “Wir sollten uns klar für die Kinder positionieren”, so Franz.

Bisher dürfen ausschließlich Schüler den Sportplatz an der Pobst-Sigl-Straße nutzen. Das will die Gemeinde Holzkirchen ändern.
Bisher dürfen ausschließlich Schüler den Sportplatz an der Pobst-Sigl-Straße nutzen. Das will die Gemeinde Holzkirchen ändern.

Doch eine Nutzung des Sportplatzes außerhalb der Unterrichtszeiten, ist mit hohen Auflagen verbunden. So fordert das Landratsamt eine Lärmschutzwand und durch die Gemeinde gestelltes Personal, welches dafür sorgen soll, dass der Sportplatz “richtig” genutzt wird. Heißt, ausgemachte Uhrzeiten und Regeln einhalten. Möglichkeiten wie diese aussehen könnten, gibt es viele: So könnte die Anlage grundsätzlich nur am Wochenende für die Allgemeinheit oder Vereinen zur Verfügung stehen oder die Nutzung beschränkt sich ausschließlich auf Jugendliche unter 18 Jahre. Die Details sollen jedoch erst in einem Termin Anfang November entscheiden. Landratsamt, Gemeinde und Gutachter wollen dann die eingeholten Ergebnisse der Lärmuntersuchung  auswerten und besprechen, welche Möglichkeiten bestehen.

Für die zweite Bürgermeisterin Elisabeth Dasch (SPD) reine Machtspielchen:

Ich habe den Eindruck, das Landratsamt möchte uns Manschetten anlegen. Die Auflage, dass eine Aufsichtsperson am Sportplatz sein muss führt dazu, dass hier permanent jemand steht, um zum Beispiel zu überprüfen, ob hier 18 oder 19-Jährige Fußball spielen.

Diese Tendenz konnte auch von Löwis nicht abweisen. Dennoch rühre die Forderung nach Überprüfung eher von den Lehrkräften der Schule. “Die Lehrer fragen sich natürlich, wer zuständig ist, wenn am Morgen auf dem Hartplatz beispielsweise Glasscherben rumliegen”, so von Löwis. Für ihn eine klare Sache: Man müsse die “Kirche im Dorf lassen” – Stichproben durch Aufsichtspersonal seien okay, aber eine permanente Überwachung nicht machbar. Wenn es tatsächlich Probleme gebe, sei die Polizei zuständig.

Darüber hinaus erinnerte der Rathaus-Chef an den Haushalt: “Wir müssen auch an die Kosten denken. Eine Lärmschutzwand, Aufsichtspersonal – das kostet alles Geld.” Trotzdem möchte die Gemeinde Möglichkeiten für die Jugend schaffen. Franz (CSU) betonte schon im Juli dieses Jahres: „Wir als Gemeinde sind verantwortlich, für die Jugend Raum zu schaffen. Es ist fast eine Schande, dass dieser Platz schon so viele Jahre brach liegt.“

/Startbild: Kurt Michel/pixelio.de

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