Auch bei uns im Tegernseer Tal sind in den letzten beiden Wochen sowohl Schlecker als auch der Großfilialist Müller-Brot zum Thema geworden. Schlecker durch die Insolvenz. Müller-Brot mit hausgemachten hygienischen Problemen und der Frage nach ausbleibenden Lieferungen.
Die Gründe für die Berichterstattung waren zwar unterschiedlicher Art, aber ein Problem konnte bei beiden Unternehmen festgestellt werden: Intransparenz und mangelnde Kommunikation.
Im Zuge der Schwierigkeiten war bei beiden Firmen das große Schweigen ausgebrochen. Die Betroffenen waren Kunden und Mitarbeiter.
Besonders ausgeprägt war das bei Schlecker zu beobachten. Selbst die Mitarbeiter in den Filialen erfuhren erst durch die Presse von der Insolvenz und damit auch von der Gefahr für ihre Arbeitsplätze. Uns gegenüber wollte und durfte sich keiner der Angestellten der Schlecker-Filialen im Tegernseer Tal äußern: “Wir dürfen Ihnen nichts sagen. Anweisung von oben.“
Wie so häufig in der Vergangenheit wurde es wieder einmal offenkundig. Das große Schweigen gehört bei vielen Unternehmen nach wie vor fest zur “Unternehmenskommunikation”. Einige Firmen, egal ob großer Konzern oder bodenständiger Mittelständler haben den Wandel der Zeit noch nicht verstanden, wie auch das Branchenmagazin onpuls in einem Artikel feststellt:
In der Zeit bevor das Internet zum Massenmedium wurde, glichen Unternehmen Trutzburgen. Wann die Zugbrücke hochgezogen und welche Informationen über den Wassergraben ins Land hinaus durften, entschied der Pressechef, und meist waren es streng verfasste hoheitliche Unternehmenspressemitteilungen.
Von Zeit zu Zeit zeigte sich der CEO am Burgfenster, und die Medienöffentlichkeit sah ihm aus der Ferne zu, wie er während der Bilanzpressekonferenzen vorgefertigte Statements ablas. Man kann es bedauern, begrüßen oder (vergeblich) ignorieren: Diese Zeiten sind für immer vorbei – die Unternehmenskommunikation hat sich verändert.
Im Falle Schlecker war mangelnde Kommunikation und Transparenz sogar mitursächlich für den Niedergang des Unternehmens. Darin waren sich selbst die Konzernerben einig. Die Pressekonferenz zur Insolvenz war die erste Pressekonferenz seit fast zwanzig (20!!!) Jahren. Das spricht Bände.
Transparenz in Unternehmen ist also nicht nur eine Frage der Verantwortung den Kunden oder Mitarbeitern gegenüber, sondern kann auch über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist dazu folgendes zu lesen:
Schwierig sei Transparenz nicht. „Man muss sich nur dafür entscheiden“, meint De Meo. Die größte Herausforderung liege am Anfang. „Ein Unternehmen muss sich die Angst nehmen.“ Die Angst, dass Transparenz dem Unternehmen schade, dass man missverstanden werde.
„Doch irgendwann kommt die Erkenntnis, dass man ja Argumente vorbringen kann oder eben eingestehen muss, Prozesse zu verbessern“, sagt der Helios-Vorsitzende. Das sei nur gut fürs Geschäft.
Offenheit kann also auch helfen Missstände in der eigenen Firma aus dem Weg zu räumen: Ist das Problem erst einmal ausgesprochen, ist es schon lange nicht mehr so schlimm. Was offen auf dem Tisch liegt, kann viel leichter angegangen werden.
Was für Unternehmen gilt, gilt natürlich auch für die Politik: Anstatt die Themen hinter verschlossenen Türen zu behandeln, sollte man auch dort die Chancen transparenter Debatten erkennen und nutzen.
Transparenz hat schlichtweg mit Verantwortung dem Unternehmen und den Kunden gegenüber zu tun. Dabei kann das Unternehmen manchmal auch eine Gemeinde sein. Die Kunden sind in dem Fall die Bürger. Und auch wenn das von niemandem gewollt ist, auch diese “Kunden” können aufgrund mangelnder Transparenz ihrem “Dienstleister” irgendwann den Rücken kehren.
In dem Fall stehen die Verantwortlichen schnell vor großen Problemem. Und es ist egal, ob es die Filialen von Schlecker oder Müller-Brot trifft oder in den Amtstuben der Rathäuser zu spüren ist. Am Ende schweigt der Kunde und entscheidet still und leise – mit seinem Geldbeutel oder seiner Wählerstimme.
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