Die neuen Feuerwehrhäuser in Bad Wiessee und Rottach-Egern wecken offenbar Begehrlichkeiten unter den aktiven Löschkräften im Tal. Auch in Tegernsee ist derzeit ein möglicher Neubau eines der Top-Themen. In einer geheimen Sondersitzung ging es vor zwei Wochen um Erhalt oder Abriss des aus dem Jahr 1927 stammenden Gebäudes.
Eine Machbarkeitsstudie soll nun Aufschluss über die verschiedenen Möglichkeiten geben, die ein neuen Feuerwehrhauses bringen würde. Noch gibt es keine Entscheidung zu diesem „sehr kritischen Thema“, denn Rathauschef Johannes Hagn belässt es bei der lapidaren Auskunft gegenüber der Tegernseer Stimme: “Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich noch nichts Konkretes sagen.”
Hotels und Häuser werden immer größer
Nachfragen zu den jeweiligen Feuerwehren sind offensichtlich heiße Eisen. Während in Tegernsee dazu der Stadtrat hinter verschlossenen Türen tagt, wird die Kritik in Kreuth vorerst nur hinter vorgehaltener Hand geäußert. „Ob erst etwas passieren muss, bis gehandelt wird“, fragt ein Insider der Kreuther Feuerwehr, der die Mängel genauer kennt und betont: „Bei uns ist schon lange nichts mehr nach DIN-Norm“. Für einen anderen Aktiven, der namentlich nicht genannt werden will, ist die Sache klar:
Bei einem Feuerwehrhaus, das älter als zehn Jahre ist, kann nur wenig den aktuellen DIN-Normen entsprechen. Denn früher waren die Fahrzeuge nicht so groß wie heute, daher genügen zum Beispiel die Tore inzwischen den heutigen Anforderungen nicht mehr.
Der Kreuther nennt hier Tegernsee als Beispiel. Dort hätte früher eine Drehleiter mit 18 Metern genügt. „Heute hat die Leiter auf dem Fahrzeug bereits eine Länge von 30 Metern.” Den Grund nennt der Feuerwehrler ebenfalls:
Viele Häuser im Tegernseer Tal, vor allem die Hotels, werden immer größer.
Die Rottacher Kollegen hätten bereits ein neues Feuerwehrhaus, „weil das alte zu eng und zu klein” gewesen sei. Und er betont: “Bei uns in Kreuth steht dies sicher in der nächsten Zeit auch an. Noch ist aber nichts geplant“.
„Gefahrenstellen werden beseitigt“
Kreuth hat aktuell vier Löschzüge, verteilt auf die Standorte Weißach, Scharling, Kreuth und Glashütte. 126 Aktive weist die Homepage der Freiwilligen Feuerwehr auf. Was Kreuth in Bedrängnis bringt, ist die neue DIN-Norm mit der Nummer 14092 “Feuerwehrhäuser” aus dem April 2012, die für mehr Sicherheit in Gerätehäusern sorgen soll.
Vorgegeben ist von der Berufsgenossenschaft bei Neubauten zum Beispiel die Mindest-Stellplatzgröße von 4,5 auf 10 Meter. Ein Maß, das am Standort Weißach nicht erreicht wird, da die Spinde in der Halle den Bewegungsspielraum einschränken. Doch nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) haben die Mannschaftsspinde dort allerdings auch nichts zu suchen. Mit Schadstoffen belastete Einsatz- und Privatkleidung sollten getrennt und separat in Sozialräumen aufbewahrt werden.
Die Gerätehäuser sind allesamt aus dem letzten Jahrhundert. Dass hier Nachbesserungen erfolgen müssen, sieht auch Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider. So sei zum Beispiel im Haushalt 2016 ein neuer Anbau an das Feuerwehrhaus in Glashütte eingeplant, in dem “künftig die Spinde der Feuerwehrdienstleistenden untergebracht werden sollen.” Dadurch, so Bierschneider auf TS-Nachfrage, würden die Spinde aus der Fahrzeughalle herauskommen. Man könnte so auch “gegebenenfalls bestehende Gefahrenstellen beim Zugang zum Feuerwehrhaus beseitigen.”
Keine Zusammenlegung auf einen Löschzug
Da junge Frauen in Kreuth offenbar noch nicht so zahlreich zur Spritze drängen – es gebe erst ein „Mädchen als aktives Mitglied“ – sieht Bierschneider noch keine Notwendigkeit nach getrennten Sozialräumen. Während es beispielsweise in Wiessee für die vier Frauen eigene Duschen und Umkleideräume gibt, hätte sich in Kreuth noch niemand beschwert, dass es „keine eigenen Damen-WC’s gibt“. Sollte es aber entsprechende Forderungen geben, sieht Bierschneider Handlungsbedarf. Dann müsse man sehen, wie dies „baulich realisiert werden kann“
Bierschneider macht allerdings klar, dass ein möglicher Neubau eines Feuerwehrhauses für eine kleine Gemeinde wie Kreuth einen riesigen Kraftakt bedeutet. Das sei nicht so einfach „aus der Portokasse“ von heute auf morgen zu stemmen. Auch eine Zusammenlegung der vier Löschzüge sieht der Bürgermeister ebenfalls kritisch. Dies müsse dann auch von den Feuerwehrdienstleistenden der einzelnen Züge mitgetragen werden. Denn unter den einzelnen Zügen herrsche eine starke Identifizierung mit ihrem jeweiligen Zug.
Eine verordnete Zusammenlegung könnte bei vielen eine Verärgerung hervorrufen, die sogar dazu führen kann, dass sie nicht mehr bereit sind, in einem zusammengelegten Zug mitzuwirken. Und das wäre dann die allerschlechteste Lösung.
Nachdem es auch bei der jüngsten Bürgerbefragung anonyme Rückmeldungen zu diversen kritischen Punkten bei der Kreuther Feuerwehr gegeben habe, wolle man seitens der Gemeinde “für die kommenden Jahre in unsere Haushaltspläne entsprechende Mittel einplanen“. Denn es sei Bierschneider wichtig, dass die Feuerwehrler bei „ihrem unschätzbar wichtigen Dienst für die Gemeinde und ihre Bürger gute Bedingungen vorfinden“.
Aus diesem Grund habe Kreuth vor kurzem für den Zug Weißach ein neues Feuerwehrfahrzeug beschafft. Dies sei bereits ein echter Kraftakt für die Gemeinde gewesen. 140 Jahre existiert nun die Feuerwehr in Kreuth. Die kommenden Jahre werden wohl noch weitere „Kraftakte“ erfordern.
SOCIAL MEDIA SEITEN