Lanserhof: Widerständler formieren sich

Ergänzung vom 17. Oktober / 15:31 Uhr
Bisher waren es vier unabhängig voneinander agierende Gruppen, die sich gegen den Lanserhof in Marienstein ausgesprochen haben. Und nun kommt mit dem Netzwerk “Bündnis für Natur und Landschaft im Landkreis Miesbach” ein weiterer einflußreicher Gegner dazu.

Dem Netzwerk, dass sich laut eigener Aussage unter dem Eindruck der neuen Abfüllanlage an der Kreuzstraße gegründet hat, gehören mittlerweile über 40 Personen an. Die meisten sind laut eigener Aussage in führenden Position bei landkreisweiten Organisationen involviert.

In einer aktuellen Stellungnahme werfen sie den Politikern und Gemeindevetretern des Landkreises eine “massive, teils öffentlich über die Medien geführte Einflussnahme” auf die Entscheidungsgremien vor. Eine “Stimmungskampagne gegen die Bürger, die ihre Bedenken gegenüber dem Großprojekt Lanserhof geäußert haben.”

Modellansicht von oben links der Bestand, rechts der geplante Lanserhof. Quelle: lanserhof-marienstein.de
Anzeige

Ganz konkret wird in dem fünfseitigen Schreiben, dass an Landrat Jakob Kreidl gerichtet ist, versucht die nach Meinung der Unterzeichner einseitige Darstellung diverser landschaftstechnischer Aspekte durch eigene Argumente zu entkräften.

Neben der Landschaftsschutzverordnung und der Herausnahme des Golfplatzes Margarethenhof aus der Egartenlandschaft ist es auch das Versprechen nach neuen Arbeitsplätzen, dass das Netzwerk mit ihrer eigenen Sicht der Dinge darstellt. Nach ihrer Argumentation vernichtet das neue Personal am geplanten Lanserhof Marienstein vergleichbare Arbeitsplätze im weiteren Umfeld.

Hochpreisige Hotels und Gesundheitszentren der Fünf-Sterne-Kategorie im Umfeld des geplanten, ebenfalls hochpreisigen Lanserhofes Marienstein sind unzureichend und teilweise nur zu 30% ausgelastet. Das Lanserhof-Projekt würde somit bei Realisierung die Arbeitsplätze der bestehenden und vergleichbaren Einrichtungen mit
hoher Wahrscheinlichkeit in etwa gleicher Anzahl wegrationalisieren, so dass das Arbeitsplatzargument des Projektbetreibers insgesamt gesehen nicht stimmig erscheint.

Hier geht es zur kompletten Stellungnahme des Netzwerks (öffnet als PDF-Dokument)

Ursprünglicher Artikel vom 03. Oktober:

Insgesamt vier unabhängig voneinander agierende Gruppen haben sich mittlerweile gegen den geplanten 50-Millionen-Euro-teuren Lanserhof in Marienstein positioniert.

Neben dem Bund Naturschutz sowie einer Gruppe von Bewohnern aus Steinberg haben unter anderem die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal und die Initiatoren eines Waakirchner Bürgerbegehrens diverse Argumente gegen das Vorhaben des österreichischen Hoteliers Christian Harisch vorgebracht.

Und je näher das Ende des Bebauungsplanverfahrens im Gemeinderat Waakirchen rückt, desto aktiver werden die einzelnen Gruppen. Dabei sind die Aussagen zwar unterschiedlich. Aber an einem Punkt gibt es eine klare Überschneidung: Das Vorhaben erscheint allen vier “Parteien” zu groß. Der Verbrauch an Fläche und Natur wird als unverhältnismäßig zurückgewiesen.

150 neue Arbeitsplätze für das Umland

Das Vorhaben, bei dem oberhalb von Marienstein im Rahmen eines neuen Gesundheitszentrums etwa 150 neue Arbeitsplätze entstehen sollen, wird laut vorliegenden Planungen etwa 50 Millionen Euro kosten. Alleine der Neubau, der auf dem Golfplatz Margarethenhof entstehen soll, wird eine Seitenlänge von 85 mal 85 Metern aufweisen. Dazu kommt die Erweiterung des bisherigen Hotels und ein zusätzliches Badehaus.

Für die Gemeinde Waakirchen bedeutet die geplante Investition eine riesen Chance den derzeit nur moderat erfolgreichen Bereich um den Margarethenhof zu beleben und gleichzeitig dem Tourismus und damit der hiesigen Wirtschaft einen positiven Schub zu verpassen.

Wir haben uns angeschaut, was die vier unabhängig voneinander agierenden Interessensgruppen jeweils sagen. Die Argumente sind vielfältig.

Bund Naturschutz weiter dagegen

Für den Bund Naturschutz, der mit seinen Einwänden erst vor zwei Monaten im Waakirchner Gemeinderat gescheitert war, hat sich seither nichts geändert. In einer aktuellen Stellungnahme vom gestrigen Sonntag lehnen die Verantwortlichen auch weiterhin die von der Gemeinde beantragte Änderung der Landschaftsschutz-Verordnung und die Ausweisung eines Sondergebietes Gesundheit/Hotel/GolfSteinberg entschieden ab.

Der BN sieht das betreffende Planungsgebiet wie auch den gesamten Golfplatz am Margarethenhof als Teil eines Landschaftsausschnitts zwischen Finsterwald und Marienstein, der diese Voraussetzungen in hohem Maß erfüllt und durch die geplante Bebauung mit einem Hotel und Gesundheitszentrum akut gefährdet ist.

Zur Begründung hat der BN insgesamt 18 Punkte gegen das Vorhaben aufgeführt. Darunter der “damit verbundene Flächenverbrauch in der freien Landschaft”, negative Auswirkungen der “Bodenversiegelung in der Größe von über 10 ha” oder auch der Schutz der auf dem Gebiet lebenden Gelbbauchunken, Erdkröten oder des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings.

Die gesamte Stellungnahme kann man sich hier herunterladen und nachlesen (öffnet als PDF-Dokument).

Bewohner aus Steinberg initiieren Unterschriftenaktion

Eine Gruppe von Bewohnern aus Steinberg/Gmund will sich dem scheinbar unabwendbaren Projekt ebenfalls nicht beugen. Mit einer groß angelegten Unterschriftenaktion haben sich die Initiatoren um die Familien Stiegler und Engel sowie die Malerin Tatjana Woitynek gegen das ihrer Meinung nach “überdimensonierte Vorhaben” gestellt.

Mitte September gingen Sie mit einem Schreiben an die Öffentlichkeit.

In ihrer Stellungnahme machen die Steinberger klar, dass gerade die Größe, deren “Ausmaße in etwa der neuen Abfüllanlage der Tegernseer Brauerei” entspricht, nicht hinnehmbar sei.

Dabei ist Ihnen auch das exponierte und teilweise dauerbeleuchtete Gebäude ein Dorn im Auge. Die Unterzeichner befürchten, dass das Gebäude auch nachts kilometerweit zu sehen sein wird, und das in einem Gebiet, in dem es bisher keinerlei Art von Lichtverschmutzung gab.

Alles weitere in der ausführlichen Stellungnahme der Steinberger Unterzeichner vom 12.September 2011 (öffnet ebenfalls als PDF-Dokument).

Die Schutzgemeinschaft spricht sich für die Nutzung des Hotel Lederers aus

Auch die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal hat sich in einem am heutigen Montag veröffentlichten Schreiben zu den Plänen der Gemeinde Waakirchen und des Bauherrn geäußert.

Dabei geht die SGT unter anderem auf die Notwendigkeit einer Erweiterung des Margarethenhofs ein. Etwas, was bei aller Kritik, noch von niemandem ins Spiel gebracht wurde.

Der neue Bebauungsplan ermöglicht sinnvoll die bestehenden Hotelanlagen des Margarethenhofs durch Erweiterungen zu ergänzen um einen dauerhaften Standort zu sichern und die Gebäude auf einen zeitgemäßen Standart zu heben.

Trotzdem sind den Verantwortlichen auch hier die Abmessungen zu groß. Desweiteren sieht die Schutzgemeinschaft die Versiegelung des Geländes als Problem an.

Am Ende ihrer Ausführungen kommt man in der SGT zu dem Schluß, dass der Planungsstandort eine Fehlentscheidung ist. Bad Wiessee mit seinen bekannten Jod-Schwefelquellen sei für das Tegernseer Tal der Platz für Gesundheit und Erholung und biete gerade jetzt bessere Möglichkeiten für die Einrichtung eines Gesundheitszentrums.

Da Waakirchen diesen Vorschlag wahrscheinlich nicht sehr wohlwollend zur Kenntnis nehmen wird, hat man argumentativ vorgesorgt. Laut der SGT sollte die Planung “nochmal überdacht werden und gemeindliche Eigeninteressen in den Hintergrund rücken.”

Zum nachlesen, die komplette Stellungnahme der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal vom 03.Oktober 2011.

Waakirchner Bürgerbegehren könnte zum größten Stolperstein werden

In einer parteiübergreifenden Initiative haben die FWG-Gemeinderätin Gisela Hölscher und ihr CSU-Kollege Hans Faschinger aus Waakirchen das bereits vor Monaten angekündigte Bürgerbegehren gegen die Lanserhof-Planung auf den Weg gebracht.

Zwar betont Hölscher, dass ihr persönlich die Idee, den Margarethenhof zum Lanserhof umzubauen, am Anfang gefallen habe. Vor allem ein Umbau des Golfhotels zu einem Gesundheitszentrum erschien ihr vor zwei Jahren als sehr attraktiv. Die Erweiterung um 50 Prozent ohne weiteres hinnehmbar.

Doch seither haben sich die Planungen leider verändert, so die Gemeinderätin im Gespräch mit der Tegernseer Stimme. Der Neubau mit einer Größe von 85 auf 85 Metern sei zu groß, der Flächenverbrauch mittlerweile inakzeptabel.

Aus dem Grund haben sich die beiden Gemeinderäte dazu entschlossen ein Bürgerbegehren auf den Weg zu bringen, der das Vorhaben im letzten Moment noch stoppen könnte. Ihr Ziel sei es, dass der Investor eine kleinere Version des Lanserhofs auf das Areal baut. “In etwa die Größe wie der derzeitige Margarethenhof. Das wäre vollkommen in Ordnung,” so Hölscher.

Insgesamt 550 Unterschriften brauchen die beiden Gemeinderäte und ihre bisher 20 Mitstreiter, um den Bürgerentscheid durchzusetzen. Nach den ersten drei Tagen ziehen die Initiatoren bereite eine sehr positive Bilanz: “Wir werden mittlerweile überrollt von Anfragen und Angeboten zur Unterstützung.”

Dabei haben sie bereits jetzt einen ersten Teilerfolg erzielt. Die Frist für die öffentliche Auslegung konnte aufgrund von Formfehlern um einen Monat auf den 04. November verschoben werden. Dann erst steht die endgültige Entscheidung des Gemeinderates zum Bebauungsplan auf der Tagesordnung.

Ein kleiner Sieg mit großer Wirkung. Die Pläne von Unternehmer Christian Harisch bereits im Oktober mit den ersten Arbeiten anzufangen, sind damit hinfällig.

Und ob es in diesem Jahr überhaupt noch was wird mit dem Bauvorhaben, ist aufgrund des derzeit immer stärker werdenden Gegenwindes mehr als fraglich.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner