Hilfe, die von Herzen kommt

Derzeit sind im Landkreis Miesbach 202 Asylsuchende in verschiedenen Quartieren untergebracht. Eines davon ist seit vergangener Woche in Thalham. Mitkoordinator ist der Verein Hilfe von Mensch zu Mensch e.V. Die Holzkirchner Stimme sprach mit Olga Denisov, Asylsozialberaterin am Standort Miesbach. Sie erzählt von Problemen, aber auch schönen Erlebnisse mit den Flüchtlingen.

BU blabkdabjfkds
Olga Denisov engagiert sich für Flüchtlingsfamilien im Landkreis

Olga Denisov, geboren in Russland, studierte Pädagogik und Deutsch als Fremdsprache. Durch ein Praktikum in dem Verein Hilfe von Mensch zu Mensch lernte sie die Arbeit mit Flüchtlingen kennen. Seit 2011 ist sie Asylsozialberaterin und kümmert sich um Asylbewerber im Landkreis Miesbach. Im Moment werden 33 Flüchtlinge in dem Gebäude am Dirnbergerweg 3 in Miesbach betreut. Ein Teil ihrer Arbeit ist die Koordination von ehrenamtlichen Helfern in den elf Einrichtungen im gesamten Landkreis.

Holzkirchner Stimme: Frau Denisov, auf der Bürgerversammlung in Weyarn vom Landratsamt am 12. Mai hat man erfahren, dass die ersten Asylsuchenden schon am 15. Mai nach Thalham kommen werden. Wer sind die ersten Gäste?

Anzeige

Olga Denisov: In Thalham werden 30 Plätze vergeben. Die ersten, die einziehen, werden sieben Männer sein. Ihre Herkunftsländer sind Pakistan, Iran und Irak. Sie haben vorher in Hausham gewohnt. Was sehr schön ist: einer spricht sehr gut Deutsch.

Holzkirchner Stimme: Was sind konkret die Aufgaben Ihres Vereins Hilfe von Mensch zu Mensch e.V.?

Olga Denisov: Der Verein wurde vor 21 Jahren von einer Flüchtlingsmutter gegründet. Ganz klar, unsere Zielsetzung ist, Flüchtlingen zu helfen. Und dabei geht es immer nach der Dringlichkeit: Braucht jemand zum Beispiel Schuhe, so besorgen wir diese. Ist er krank, muss er selbstverständlich zum Arzt. Jeder Mensch braucht zudem ein Bett, einen Stuhl.

Holzkirchner Stimme: Unterstützen Sie die Asylsuchenden auch noch bei weiteren Aufgaben?

Olga Denisov: Ja. Wir helfen ihnen beispielsweise dabei, dass die Kinder in einen Kindergarten dürfen. Aber auch den Erwachsenen ist oft langweilig, weil sie nicht arbeiten dürfen. Ich lege großen Wert darauf, dass die Menschen Deutsch lernen. Wir suchen immer wieder nach Kursen und vermitteln diese wenn möglich. Man fühlt sich immer mehr wohler, wenn man die deutsche Sprache versteht. Leider haben Asylsuchende aber keinen rechtlichen Anspruch auf einen Deutschkurs.

Vorurteile durch Kontakt abbauen

Holzkirchner Stimme: Wenn die Flüchtlinge da sind, wie werden Sie dann aktiv?

Olga Denisov: Ich gehe zu den Leuten hin und stelle mich vor. Seit zweieinhalb Jahren haben wir uns immer verstanden. Braucht jemand beispielsweise ein Fahrrad, setzte ich mich mit dem Helferkreis vor Ort in Verbindung. Es geht aber noch um viel mehr. Ich kümmere mich um die rechtliche Lage der Asylbewerber, Kontakte mit Behörden und Ämtern, Ärzten und Rechtsanwälten, das Organisieren von Festen, Ausflügen und Veranstaltungen usw.

Holzkirchner Stimme: Es gibt Thalhamer Bürger, die haben Angst, dass die Anzahl der Flüchtlinge den kleinen Ort überfordern könnte. Was können Sie diesen Menschen sagen?

Olga Denisov: Sobald man den Kontakt aufnimmt und sich kennenlernt, fallen alle Vorurteile ab. Unter den Asylsuchenden sind viele Leute mit hervorragender Schulausbildung. Übrigens, auch andersrum können die Flüchtlinge, die nach Thalham kommen, Angst vor der neuen Umgebung haben. Sie haben oft Schlimmes erlebt oder ein langes Prozedere mit den Behörden hinter sich.

Holzkirchner Stimme: Was ist für die Flüchtlinge zuerst am Wichtigsten?

Olga Denisov: Physiologische Bedürfnisse. Stichwort Dringlichkeit: Passende Kleidung, wenn es draußen furchtbar kalt ist. Da ist eine Mutter, deren Kind krank ist. Wir kümmern uns darum, dass es zum Arzt kann. Erst wenn das alles passt, können die Menschen ein normales Leben führen. Die ehrenamtlichen Bürger helfen wo sie können. Wenn sie nicht mehr weiter kommen, melden sie sich bei mir. Was mir in Thalham die größte Sorge bereitet, sind die Einkäufe. Wie bringen wir die Leute da hin?

Tipps für ehrenamtliche Helfer

Holzkirchner Stimme: Es hat sich spontan am Anfang der Woche ein Arbeitskreis in Weyarn gebildet. Wie können Bürger sich am sinnvollsten und effektivsten einbringen?

Olga Denisov: Da sind keine Grenzen gesetzt. Bei den Ehrenamtlichen kommt alles von Herzen. Der Arbeitskreis aus Weyarn und ich sind schon in Kontakt. Es gibt keine feste Struktur – Hilfe nach Bedarf. Die ehrenamtlichen Bürger entscheiden selbst, ob sie vielleicht ihre Telefonnummer einem Asylsuchenden geben möchten oder nicht. Ich möchte betonen: Ich habe so tolle, tolle Helfer aus den Gemeinden und bin dankbar, dass alles so gut funktioniert.

Holzkirchner Stimme: Gibt es einen Tipp für alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer?

Olga Denisov: Man muss nicht immer alle Wünsche erfüllen. Es kommt schon einmal vor, dass manchmal ein Asylsuchender merkt, dass er alles bekommen kann und für Waren, die es ja in Deutschland im Überfluss gibt, gar nichts mehr bezahlen möchte. Erst kürzlich wollte jemand einen Kinderfahrradanhänger. Für die Ehrenamtlichen ist das oft sehr unangenehm. Dieses Amt darf nicht überstrapaziert werden.

Holzkirchner Stimme: Was war ihr schönstes Erlebnis?

Olga Denisov: Oh je … Ich freue mich bei allen Flüchtlingen, die einen positiven Bescheid erhalten. An einen Fall erinnere ich mich aber besonders: Eine Frau aus Nigeria hat im Krankenhaus ihr Kind bekommen. Der Vater war leider nicht da. Dafür kamen dann aber Freunde. Es sind die ganz normalen menschlichen Erlebnisse, über die mich ich freue.

Holzkirchner Stimme: Frau Denisov, danke für das Gespräch.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner