Mehr Seesteg: Tegernsee trotzt Kritik

Bereits im November 2013 berichteten wir, dass der Neubau eines Bootshauses an der August-Macke-Anlage in einen neuen Abschnitt des Seesteges integriert werden soll.

Gestern hat der Tegernseer Stadtrat das 190.000 Euro teure Projekt endgültig abgesegnet. Vor allem von Seiten des Landratsamtes gab es allerdings deutliche Kritik.

 An dieser Stelle soll der Steg verlängert und eine Erholungsplattform über dem Wasser entstehen
An dieser Stelle soll der Steg verlängert werden und eine Erholungsplattform über dem Wasser entstehen.

Anfang Oktober sprach sich der Tegernseer Stadtrat für einen Neubau der Bootshütte der Familien Heinzelmann und Bohl an der August-Macke-Anlage aus. Die Hütte wird zur Lagerung der Boote im Winter gebraucht. Zuvor hatte dieser Lagerraum einige Meter weiter südlich vor dem Hotel Guggemos gelegen. Dort wird er nun abgerissen und an der Macke-Anlage neu errichtet. Sieben Meter soll der 20 Meter breite Hüttenneubau dann in den See hineinragen.

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Mehr Steg für Tegernsee

Da wenige Meter daneben im Oktober 2013 erst das letzte Teilstück des Tegernseer Seesteges eingeweiht worden war, hatte man im Tegernseer Rathaus eine Idee: Warum nicht auf dem Flachdach der neuen Bootshütte eine öffentlich begehbare Terrasse errichten und diese über einen weiteren 15 Meter langen Seesteg mit dem vorhanden Steg am Café Kreuzkamm verbinden? „Das wertet die August-Macke-Anlage zusätzlich auf“, so Tegernsees Bürgermeister Peter Janssen im Oktober 2013.

Der Haken: Die neue Aussichtsplattform inklusive Verbindungssteg kostet die Stadt insgesamt 190.000 Euro, da man die gesamte August-Macke-Anlage anheben muss, um die Ufermauer bündig mit dem Dach der neuen Bootshütte halten zu können. Janssen rechnet jedoch damit, dass rund 40 Prozent der Summe bezuschusst werden.

Da aber nicht alle Stadträte von der Idee begeistert waren, forderte Peter Hollerauer (Freie Wähler) im Dezember ein Schaugerüst, um sich die Maße des neuen Stegabschnitts besser vorstellen zu können. Gestern nun machte sich das Gremium dann in einem nicht-öffentlichen Treffen ein Bild davon, wie weit die Macke-Anlage angehoben werden müsste. „Die maximale Steigung beträgt 5,3 Prozent. Das ist in etwa das Gefälle der Macke-Anlage zum Eingang des neuen Steges. An allen anderen Stellen sind die Steigungen deutlich geringer“, gab Bürgermeister Peter Janssen einige Stunden später in der öffentlichen Sitzung des Stadtrates die neuen Erkenntnisse wieder.

Um die neue Aussichtsplattform zu integrieren muss die Macke-Anlage angehoben werden
Um die neue Aussichtsplattform zu integrieren, muss die Macke-Anlage angehoben und die Schräglage ausgeglichen werden.

Da die Stadt für die Aussichtsplattform einen Bebauungsplan aufgestellt hat, wurden auch Stellungnahmen verschiedener Behörden eingeholt. Während die meisten keine Einwände oder Anmerkungen hatten, kamen vor allem vom Landratsamt Miesbach und der Unteren Naturschutzbehörde kritische Anmerkungen. Unter anderem wiesen die Naturschützer darauf hin, dass für den neu zu errichtenden Steg Ausgleichsflächen geschaffen werden müssen.

So fallen durch die Anhebung der Macke-Anlage beispielsweise sogenannte Retentionsflächen weg. Diese Gebiete können im Falle eines Hochwassers als Überflutungsflächen genutzt werden. Um diesen Wegfall auszugleichen, muss die Stadt daher insgesamt 140 Kubikmeter Erde aus dem See ausbaggern. Zudem wird in der Schwaighofstraße eine Ausgleichsfläche für die Aussichtsplattform ausgewiesen und mit einem Baum bepflanzt.

Deutliche Kritik vom Landratsamt

Unverständnis über die erneute Erweiterung des Seesteges äußerte indes das Landratsamt Miesbach. Man könne nicht nachvollziehen, weshalb das im Vorfeld so umstrittene Projekt Seesteg nun nochmals verlängert werde, teilte die übergeordnete Behörde mit. Damit erinnerte man an die hitzigen Diskussionen, die sich Steggegner und Befürworter im vergangenen Jahr geliefert hatten. Die Entscheidung zu Gunsten des Steges zwischen Länd und Macke-Anlage brachte schließlich erst ein positiver Bürgerentscheid.

Auch Stadtrat Andreas Obermüller (Freie Wähler), selbst stets Gegner des Steges und der nun anstehenden erneuten Erweiterung, betonte daher gestern Abend, dass man die 190.000 Euro doch für sinnvollere Dinge als einen Aussichtsplatz und 15 Meter neuen Steg ausgeben könne. Tegernsees Zweiter Bürgermeister Anton Staudacher (CSU) hielt indes dagegen:

Ich verstehe die Einwände des Landratsamtes nicht. Es ist doch ein deutlicher Mehrwert, wenn der Steg nochmals verlängert wird.

Am Ende sprach sich der Stadtrat, gegen die Einwände des Landratsamtes und die Stimmen von Andreas Obermüller und Anton Lengmüller, für die geplante Erweiterung des Steges und die neue Terrasse auf der Bootshütte aus.

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