Probleme beim Kur- und Kongress-Saal: “Der Architekt hat sich nichts vorzuwerfen”

Teurer und länger: Die Sanierung des Kur- und Kongress-Saals macht Probleme

4,2 Millionen Euro und 12 Monate Renovierungszeit – so sahen noch im März die konkreten Zeit- und Budgetvorgaben für den Umbau des Rottacher Kur- und Kongress-Saals aus. Doch nun hat sich alles massiv verändert. Und wie uns Rottachs Bürgermeister Franz Hafner in einem ausführlichen Interview erläutert, leider nicht zum positiven.

Tegernseer Stimme: Herr Hafner, können Sie uns kurz mit eigenen Worten schildern, wie die Bauarbeiten am Kur- und Kongress-Saal laufen.

Franz Hafner: Eigentlich laufen die Bauarbeiten ganz gut. Nur haben wir ein paar größere Probleme mit der Decke. Kurz zusammgengefasst kann man sagen, dass die vor 28 Jahre errichtete Deckenkonstruktion den Bestimmungen des Brandschutzes nicht genügt. Damit müssen wir die komplette Decke runternehmen und das alles neu aufbauen.

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Tegernseer Stimme: Liegt es daran, dass sich die Brandschutzbestimmungen geändert haben? Der Merkur hatte Sie ja in seinem Artikel dahingehend zitiert.

Hafner: Nein, da hat die Dame aus der Merkur-Redaktion etwas falsch verstanden. Die Brandschutzbestimmungen, die wir bei der Decke einhalten müssen, haben auch schon vor 28 Jahren gegolten.

Aber irgendwie wurden die Bestimmungen beim Bau des Saales nicht eingehalten. Leider haben wir keinen Beweis dafür, dass irgendwo geschludert wurde. Aber zumindest haben die Experten festgestellt, dass es in der Form nicht ausreichend ist.

Tegernseer Stimme: Und was bedeutet das konkret?

Hafner: Wir werden den Bauzeitenplan in der Form nicht mehr einhalten können, wie wir ihn noch Anfang des Jahres verabschiedet haben. Ursprünglich hatten wir die Eröffnung für Ende März 2012 geplant. Und nun sieht es so aus, dass wir frühestens im Oktober, eher November 2012 fertig werden.

Tegernseer Stimme: Damit werden sich dann wahrscheinlich auch die Kosten erhöhen?

Hafner: Davon müssen wir ausgehen. So wie es derzeit aussieht werden wir mit knapp fünf Millionen Euro rechnen müssen. Das wären dann etwa 700.000 Euro mehr als im Budget eingeplant.

Allerdings bleiben wir unter der fünf-Millionen-Marke. Das ist wichtig, damit wir gewisse Teile der Sanierung nicht nachträglich europaweit ausschreiben müssen.

Tegernseer Stimme: Hatten Sie nicht Ende letzten Jahres das Projekt bereits europaweit ausgeschrieben?

Hafner: Nein, da ging es hauptsächlich um einen Großteil der Architekturleistungen. Die Ausschreibung hat dann der bisherige Architekt Andreas Erlacher mit großem Abstand gewonnen.

Tegernseer Stimme: Nach welchen Kriterien wurde Erlacher damals ausgewählt?

Hafner: Bei der Ausschreibung haben wir uns an die sehr umfangreichen Vorgaben gehalten, bei denen konkrete Zahlen in eine Art Matrix eingebaut und dann unabhängig bewertet werden. Alles sehr transparent. Vor allem aber sehr sehr umfangreich.

Tegernseer Stimme: Und was erwidern Sie den Kritikern, die nun sagen, “der Erlacher ist selber im Gemeinderat, da haben die doch bestimmt etwas gemauschelt, damit er auch das Projekt bekommt”.

Hafner: Ich gebe zu, die Vermutung liegt nahe. Aber aus dem Grund haben wir uns auch ganz bewusst einen Experten vom kommunalen Prüfungsverband geholt. Darüberhinaus sind die angewendeten Kritieren unumstößlich und mit nachvollziehbaren Zahlen unterfüttert. Dabei war das Ergebnis am Ende so eindeutig pro Andreas Erlacher, dass es zu keiner Zeit irgendwelche Diskussionen gab.

Tegernseer Stimme: Die Präsentation der Ausschreibungsergebnisse wurde in nicht-öffentlicher Sitzung durchgeführt. War das aus ihrer Sicht und in der jetzigen Situation ein Fehler?

Hafner: Ein klares Nein, weil es da um Leistungen von Architekturbüros geht. Und da kommt man ganz schnell in Empfindlichkeiten und schutzwürdige Umstände der Bewerber.

Wir haben uns darüber ja auch Gedanken gemacht, inwieweit man das öffentlich machen könnte. Aber wir hatten in dem Fall eine fast durchgehende individuelle Bewertung von Firmen beziehungsweise Personen. Sowas öffentlich zu machen – und auch nur teilweise – ist einfach unmöglich.

Tegernseer Stimme: Aus Ihrer Sicht gibt es also keine Fehler im Verfahren und auch nicht beim Architekten, zu dessen Aufgaben es ja eigentlich gehört alle möglichen Mängel zu bewerten. Da ist das Dach normalerweise einer der unsichersten Posten, gerade bei einer so großen Sanierung.

Hafner: Wir und damit auch der Architekt hatten im Vorfeld nicht die Chance die Mängel zu sehen. Davon bin ich überzeugt. Wenn man es vorher heruntergerissen hätte, dann ja. Aber am Ende hätte wir das selbe Ergebnis bekommen. Denn die Kostenmehrung wäre so oder so gekommen. Insofern hat der Fehler, sofern man das als Fehler bezeichnen kann, faktisch keine Auswirkungen. Gezahlt hätten wir so oder so.

Tegernseer Stimme: Wäre denn nicht irgendwann auch ein Neubau interessant geworden? Man könnte polemisch sagen, ob man jetzt fünf Millionen für eine Sanierung ausgibt oder sieben Millionen für einen Neubau macht dann am Ende auch keinen Unterschied mehr.

Hafner: Natürlich haben wir uns auch über einen Neubau unterhalten. Aber wenn man sich die Geschichte des Gebäudes anschaut und vor allem die Verbindung mit dem Warmbad, dann erkennt man schnell, dass das unmöglich gewesen wäre. Da hängt soviel zusammen, dass ein kompletter Neubau aus Kostengründen völlig unrealistisch gewesen wäre. Denn da reden wir nicht mehr von vier, fünf oder sieben Millionen. Da geht es um deutlich höhere Summen.

Tegernseer Stimme: Muss der Bürger bei der weiteren Sanierung neue und teure Überraschungen befürchten?

Hafner: Auch wenn wir bei der Sanierung schon viele Überraschungen erlebt haben, hoffe ich intensivst, dass wir nun von weiteren Hiobsbotschaften verschont bleiben.

Herr Hafner, vielen Dank für das Gespräch.

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