Radwan siegt, mit erheblichen Verlusten

Die Schlacht ist geschlagen. Nun beginnt in den beiden Volksparteien CSU und SPD in Bayern das Wundenlecken, vor allem im Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach. Hier gibt es trotz oder wegen der AfD erstaunliche Wählerwanderungen.

Vier der sieben Direktkandidaten aus dem Wahlkreis. Von links: Maximilian Stocker (Bayernpartei), Fritz Haugg (FDP), Alexander Radwan (CSU) und Hannes Gräbner (SPD).

Mit großem Abstand zu seinen Konkurrenten im Wahlkreis 223 schafft CSU-Spitzenkandidat Alexander Radwan wieder den Wiedereinzug in den Bundestag, dem er seit 2013 angehört. Dies war zwar so zu erwarten. Dennoch blieb im Landkreis die Frage, welche Auswirkungen die Affäre seines Parteifreundes Jakob Kreidl von Anfang 2014 auf das CSU-Wahlergebnis haben könnte.

Um es kurz zu machen: sie hatte keine mehr. Das Desaster der Kreis-CSU scheint vergessen. In seiner Heimatgemeinde Rottach-Egern holt Radwan sogar 64,4 Prozent der Erststimmen. Doch insgesamt muss der CSU-Politiker Federn lassen. Von 54,1 Prozent bei der Bundestagswahl 2013 rutscht der Rottacher nun auf knapp 47,5 Prozent ab. Seine Partei dagegen erleidet bei den Zweitstimmen eine Schlappe von etwa zehn Prozent und landet nur noch bei 41,5 Prozent.

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Radwan liegt also nicht im Landestrend. „Meine Verluste bei den Erststimmen haben sich im Vergleich zum bundesweiten Abschneiden der Union in Grenzen gehalten“, bilanziert er. Anders dagegen seine CSU Bezirksvorsitzende Ilse Aigner, die nach den Umfragen der vergangenen Wochen von der Realität überrascht wurde: „Umfragen kann man wirklich in die Tonne treten“.

Ein Grüner auf der Überholspur

Was die Wählerbefragungen auch nicht andeuteten, war das erstaunliche Abschneiden der Grünen im Landkreis. Bei den Erststimmen wurde Gemeinde- und Kreisrat Karl Bär aus Holzkirchen Zweiter mit knapp 13 Prozent. In seiner Heimatgemeinde holte er sogar als Zweiter 21,6 Prozent der Erststimmen. Dass er vor den Kandidaten der SPD und AFD lande, hätte er nicht unbedingt erwartet, so Bär in einer ersten Stellungnahme. Er male sich noch gute Chancen aus, bei den Zweitstimmen mit 14,7 Prozent in den Bundestag über die Landesliste der Grünen zu rutschen, wenn Ausgleichsmandate für die Grünen fällig werden.

Karl Bär ist zufrieden mit seinem Ergebnis / Archivbild

Auffallend im Wahlkreis, ist auch das Abschneiden der FDP. Sie holte bei den Zweitstimmen 12,4 Prozent und sicherte sich damit den zweiten Platz vor AfD und SPD. Ihre Hochburgen hat sie auch am Tegernsee, in Bad Wiessee, Rottach-Egern und Tegernsee. Anders dagegen die SPD: während ihr Kandidat Hannes Gräbner im Landkreis mit 11,2 Prozent noch ein zweistelliges Ergebnis hat, verliert die SPD bei den Zweistimmen knapp 6 Prozent und erreicht nur noch 11 Prozent. Ein historisches Tief.

Eindeutiger Gewinner dieser Wahl ist die AfD, die aus dem Stand mit 11,69 Prozent auf den dritten Platz im Wahlkreis kommt. Nicht ganz so erfolgreich ist ihr „Prinz vom Tegernsee“. Er rutscht knapp unter die 10 Prozent. Doch dies reicht, dass der Landkreis nun braune Flecken bekommt. Zum Beispiel in Irschenberg, wo die Rechtspopulisten zweitstärkste Kraft werden. Dies könnte für die CSU im Landkreis zum Flächenbrand bei der Landtagswahl im nächsten Jahr werden. Entsprechend fassungslos zeigt sich die Abgeordnete des Stimmkreises Ilse Aigner:

Ich glaube, dass ein Großteil der Nichtwähler angesichts der hohen Wahlbeteiligung bei der AfD gelandet ist.

Aigner lag im neugegründeten Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach bei knapp über 80 Prozent, und damit rund sieben Prozent höher als noch vor vier Jahren. Bleibt die Frage bei den Wahlanalysen, ob die Wählermobilisierung den Rechtsruck auch im Landkreis nicht befeuert hat.

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