Schwertransporte statt Idylle

Die Pläne für den Hochwasserausgleich bedeuten das Ende der Idylle an der Mangfall. Die Zufahrt für die riesige Unterwasser-Baustelle könne mit Schwertransporten nur vom Volksfestplatz über eine Behelfsbrücke erfolgen, befürchtet nun ein Dutzend besorgter Anwohner.

An dieser Stelle fließt der Tegernsee über die Mangfall ab.
An dieser Stelle fließt der Tegernsee über die Mangfall ab. Blick von der Holzbrücke in Richtung Ortsmitte.

Jetzt ist der Ausfluss des Tegernsees mit der Fußgängerbrücke noch ein beliebtes Motiv für eine Idylle, wie es sie an den Gestaden des Sees nur noch wenige gibt. Doch dieser Anblick mit der Holzbrücke währt nicht mehr lange.

Geht es nach dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, entsteht dort in zwei Jahren eine Großbaustelle für ein Einlaufbauwerk, das den Wasserabfluss über eine Druckleitung reguliert. Diese 4,5 mal 2,5 Meter mächtige Betonrinne entlang der Mangfall erfordert einen gewaltigen Eingriff zunächst in den linken Uferbereich bis weit nach der Brücke der Bundesstraße.

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Nötig sind dafür riesige Spundwände, die von beiden Seiten vorangetrieben werden sollen, wie der Bürgermeister jüngst forderte. „Sonst verhungern wir in Gmund und haben eine Dauerbaustelle“, befürchtete Georg von Preysing (CSU) gegenüber seinen Gemeinderäten.

Die Zerstörung der Mangfall sei Wahnsinn

Die Bauzeit wird mit knapp vier Jahren veranschlagt. Eine Horrorvorstellung für die betroffenen Anwohner, die jetzt schon über die ständige Lärmbelastung auf dem Volksfestplatz klagen. Ob es das bierselige Volksfest mit Auf- und Abbau von vier Wochen ist oder Events, wie zuletzt mit 450 Oldtimern oder zahlreichen Dauercampern.

Auf dem Volksfestplatz nimmt der Verkehrs stetig zu.
Veranstaltungen und Dauercamper – der Volksfestplatz wird immer stärker bevölkert. Die Anwohner nervt das.

Kommt die Baustelle, wird der Platz auch als Abraumhalde nötig werden, befürchten vor allem die Anwohner der Max-Obermayer-Straße. Über diese würden die Schwertransporte rollen, da sie die einzige Baustellenzufahrt sei, beklagt Helmut Gries.

Er sieht einen Widerspruch des Rathauschefs. Dieser hatte im Juni davon gesprochen, dass die Zufahrt zur Baustelle nur über den Volksfestplatz erfolgen könne, obwohl der Planungsausschuss für den Hochwasserschutz am 13. April noch andere Varianten parat hatte.

Drei Trassen wurden vom Bahnhofsgelände aus zur Mangfall vorgeschlagen. „Doch dieser Umstand kollidiert jetzt mit der Hotelplanung für das Bahnhofsareal“, glaubt Gries. Wie berichtet, soll im November der Rahmenplan für Gmunds Hotelpläne stehen. Investoren würden „Interesse“ zeigen, klang es kürzlich aus dem Rathaus.

Beschallung der Wohngebiete verbieten

Gries wittert darin einen eilfertigen Aktionismus Preysings. Dieser wolle die Hotelpläne noch schnell „unter Dach und Fach bringen, sodass nur noch der Volksfestplatz als Zufahrt übrig bleibt“, so Gries.

„Einer Stellungnahme gegenüber seinen Bürgern steht er außerdem nicht zur Verfügung“, beklagen auch andere Anwohner. Ein zugesagter Termin sei schon einmal abgesagt worden. Sie wollten Preysing sensibilisieren, dass wegen der Großbaustelle das Wahrzeichen von Gmund, die Holzbrücke, bald zum Opfer fallen werde. „Ein nicht nur bei Touristen beliebter Aussichtspunkt wird so unsensibel behandelt“, erklärt der Gmunder.

Sich vorzustellen, dass mit Hotel und Hochwasserschutz zwei Großbaustellen gleichzeitig ablaufen werden, ist ein Wahnsinn. Sollte am Ende tatsächlich nur die Variante übrigbleiben, die Baustelle über den Volksfestplatz abzuwickeln, fordern wir Anlieger rund um das Wohngebiet am Volkfestplatz, dass sämtliche Veranstaltungen, die jährlich das Wohngebiet beschallen, untersagt werden.

Wie sind die Zufahrten zu der riesigen Baustelle? Diese Sorge trieb auch die Gemeinderäte um. Doch Details blieb Preysing noch schuldig. Ihm gehe es zunächst „ums große Ganze“. Die Pläne für den Vorentwurf könnten bis Ende des Jahres stehen, so Preysing zum Zeitplan. Dann müssten Umwelt- und Sicherheitsfragen geklärt werden.

Hier der Plna
Hier der geplante Standort des großen Einlaufbauwerks nördlich des Stegs.

Anschließend folge ein Planfeststellungsverfahren der Regierung von Oberbayern mit der Beteiligung der Öffentlichkeit. Die Baustelle werde trotz mehrerer Bauabschnitte etwa dreieinhalb Jahre andauern, da nur von Oktober bis April gebaut werden könne, wegen der Hochwassergefahr im Sommer. Für die Anwohner ist dies „ein Albtraum“.

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