Sonnenenergie, Skepsis und ein Zitat aus Goethes Faust

Die Energiewende Oberland hat ein Ziel: Bis 2035 soll der komplette Landkreis Miesbach in Summe energieautark werden. Doch was kann das Tegernseer Tal dazu beitragen? Wie schätzen die fünf Tal-Bürgermeister dieses Ziel ein und welche erneuerbaren Energien sind für die Orte rund um den Tegernsee am sinnvollsten?

Jeder der Rathaus-Chefs, hat eine etwas andere Meinung zur Energiewende. In Sachen Windkraft sind sie sich indes einig.

Die Talbürgermeister wollen ihren Beitrag zur Energiewende leisten.
Die Talbürgermeister wollen ihren Beitrag zur Energiewende leisten.

„Im Tal ist nicht genügend Wind, damit sich ein wirtschaftlicher Betrieb von Windkrafträdern rechtfertigen lässt“, sagt beispielsweise Wiessees Bürgermeister Peter Höß stellvertretend für seine Amtskollegen. Die Aussage von Höß wird auch durch den Bayerischen Windatlas gestützt.

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„Eine Autarkie wage ich zu bezweifeln“

Gmunds Bürgermeister Georg von Preysing, der zugleich stellvertretender Landrat ist, kennt das Konzept für die Energiewende nur zu genau: „Um das Gesamtziel der Autarkie zu erreichen wurde landkreisweit sehr stark auf Windenergie gesetzt. Falls dies nicht wie geplant umgesetzt werden kann, sehe ich Probleme die Ziele bis 2035 zu erreichen.“

Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider hat einen Hauptfaktor für den Erfolg der Energiewende ausgemacht: Neben der Sanierung von Häusern sei die Energieeinsparung entscheidend. So passt es auch ins Konzept, dass der Landkreis den Energieverbrauch aller Gemeinden bereits bis 2020 um 30 Prozent senken will. Das ist der Beitrag, auf den sich die Kommunen geeinigt haben.

„Hier muss auch unsere Gemeinde eine Vorbildfunktion für die Bevölkerung übernehmen“, betont Bierschneider und verweist auf die bereits umgesetzten Projekte in Kreuth, wie das gemeindliche Schulhaus, das bereits ein Solardach erhalten hat.

Sein Amtskollege in Rottach schließt sich beim Thema Energiesparen an und sagt: „In der Summe tragen Kleinigkeiten wie Licht und Standby Geräte ausschalten auch einen Teil zur Energiewende bei.“

Dennoch kann Franz Hafner eines nicht verstehen: Trotz der vielen Öffentlichkeitsarbeit, besuche kaum jemand die Energieberatungen. Die Kosten dafür übernimmt die Gemeinde und auch bei Einzelfallberatungen steuert Rottach bis zu 300 Euro bei. „Über die Resonanz bin ich etwas enttäuscht.“

Kommunen wollen Satzungen für Solaranlagen überarbeiten

Einen großen Beitrag zur Energiewende könnten zukünftig auch Solar- und Photovoltaikanlagen beitragen. Hier sieht das landkreisweite Konzept sehr große Potentiale im Tegernseer Tal.

Um dies zu fördern hat Kreuth beispielsweise eine Einschränkung in der örtlichen Gestaltungssatzung gestrichen. Seit Ende letzten Jahres ist es zulässig, dass komplette Dachflächen von Solarmodulen bedeckt werden können. Auch die Naturkäserei Tegernseer Tal hat nachträglich von dieser Änderung profitiert.

Die Karte zeigt die Globalstrahung Süddeutschlands für 1981 bis 2000. Quelle: Deutscher Wetterdienst
Eine Karte zeigt die Globalstrahlung Süddeutschlands für 1981 bis 2000. Quelle: Deutscher Wetterdienst

Warum gerade Sonnenenergie für das Tegernseer Tal geeignet sein könnte, geht aus bundesweiten Messungen des deutschen Wetterdienstes hervor. Die Ergebnisse der sogenannten Globalstrahlung werden dabei immer wieder angezweifelt. „Erzählen Sie das mal jemanden in Rottach Elmau oder Elmösel,“ sagt beispielsweise Peter Höß.

Für Josef Bierschneider ist die Sonnenenergie auch mit Chancen verbunden: „Sicher stecken in Solaranlagen noch Möglichkeiten“, sagt der Kreuther Ortsvorsteher und fügt an: „Zum einen geht zwar die staatliche Förderung zurück. Andererseits werden die Module immer billiger.“ Am Ende sei es reine Rechensache, ob sich eine Investition für den Einzelnen rentiert.

Sanierung des Rathauses: Rottach plant für 2013

Auch in Rottach sei die Satzung laut Bürgermeister Hafner „ganz massiv“ an die Bedürfnisse der Solarenergie angepasst worden. So habe man beispielsweise die Beschränkung, nur auf 25 Prozent der Dachflächen Solar- und Potovoltaikanlagen anzubringen, gestrichen. Darüber hinaus habe es sich der Ort auferlegt bei jeder kommunalen baulichen Maßnahme immer zu prüfen, ob auch eine energetische Verbesserung möglich wäre. Das kann auch schon das Wechseln einer Glühbirne an den Straßenlaternen zugunsten einer stromsparenden LED-Lampe sein.

Demnächst steht laut Hafner die Sanierung des Rottacher Rathauses an. Dabei sollen nicht nur die Fenster ausgewechselt werden. Auch den Aufbau einer Solaranlage auf das Rathausdach werde man womöglich in dem Zusammenhang prüfen.

In Gmund will man im Herbst diesen Jahres die örtliche Gestaltungssatzung überarbeitet. „Darin ist dann eine gesonderte Regelung für Photovoltaik vorgesehen“, so Gmund Bürgermeister Georg von Preysing. Gmund habe außerdem schon heute die Dachfläche des neuen Feuerwehrhauses in Dürnbach an die Energiewende Oberland verpachtet, die dort eine Photovoltaikanlage installiert hat.

Alternativen zur Sonnenenergie

Bei den talweiten Plänen auch Sonnenenergie verstärkt nutzen zu wollen, gibt es für die Rathauschefs weitere regenerative Energien, die für ihre Orte in Frage kommen würden.

So hält Bierschneider vor allem die Oberflächengeothermie für durchaus sinnvoll. Der Gmunder Rathaus-Chef Georg von Preysing sieht dagegen in seiner Gemeinde das größte Potenzial bei der Nutzung von Wasserkraft und denkt dabei an den geplanten Umbau des Schumacherwehres an der Mangfall.

In Wiessee und Rottach können sich Höß und Hafner vorstellen auch auf Hackschnitzelanlagen zu setzen. In Tegernsee dagegen kann man sich derzeit leider nichts vorstellen. Bürgermeister Peter Janssen möchte sich, auch nach mehrmaliger Nachfrage, derzeit lieber nicht zur Energiewende äußern. Der Grund bleibt indes unklar. Florian Kohler, wie Janssen auch Mitglied der Bürgerliste, hat dagegen als Tegernseer Stadtrat eine klare Meinung zum Ziel der Energieautarkie bis ins Jahr 2035:

Ich halte das für lokalpolitischen Aktionismus. In kleinen Details sind derartige Entwicklungen gut. Aber weder Wind noch Solar bringen auch nur annähernd verwertbare Energieergebnisse und kosten Unsummen an Steuersubventionen.

Dazu passt dann auch das Zitat von Bürgermeister Peter Höß, der zu den Zielen der Energiewende frei nach Goethes Faust meint: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“.

Josef Bierschneider sieht das dagegen pragmatischer: „Die Ziele sind durchaus ambitioniert. Aber was bringt es jetzt die Hände deshalb in den Schoß zu legen?“

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