„Beim Bad werden wir immer draufzahlen“, meinte Josef Lang (CSU) als Sitzungsleiter des Gemeinderats, dem die Eckpunkte der Jahresrechnung vorgelegt wurden. Doch dass die Badbilanz so wenig erfreulich war, hat wohl auch die Rechnungsprüfer unter Federführung von Thomas Forche (CSU) überrascht, trotz des „Traumsommers“.
Zwar hätten 80.000 Besucher 380.000 Euro in die Kassen gespült, doch weitaus höher als kalkuliert waren die Ausgaben mit 900.000 Euro. Nach Abzug der kalkulatorischen Kosten von 352.000 Euro für Abschreibung und Verzinsung, so Forche, „haben wir ein Defizit von 170.000 Euro“.
Das ist eben der Preis für ein touristisches Angebot.
Dennoch könne man das Betriebsergebnis verbessern, mahnten die Rechnungsprüfer und forderten „ausdrücklich die Flexibilität bei den Öffnungszeiten zu verbessern“, weil damit auch die Wirtschaftlichkeit einhergehe.
Wenig Erfreuliches mit Blick auf das Jahresergebnis berichtete Forche auch vom Max Josef Café samt Seeforum. Auch hier gab es ein Minus. „Die Einnahmen im Gesamtbereich sind 2015 gegenüber dem Vorjahr von 130.000 Euro auf 110.000 Euro zurückgegangen“, bilanzierte Forche.
Das sei angesichts der Sanierungskosten von 5,6 Millionen Euro nicht zufriedenstellend. „Hier muss die Vermarktung des Seeforums verbessert werden, da ist noch viel Potenzial nach oben“.
Wo bleibt das Geld der Rottacher?
Damit die Steuerzahler in Rottach auch sehen sollen, wo ihr Geld bleibt, nannte Forche als dritten Punkt die Kosten der 220 Plätze für die Kinderbetreuung. „Hier waren 330.000 Euro Zuschüsse eingeplant. Bekommen haben wir aber 426.000 Euro. Die Gemeinde finanziert die kirchlich bezogenen Kinder-Einrichtungen mit immerhin 770.000 Euro“. Damit bleibt für den Kämmerer unterm Strich ein Minus von 344.000 Euro für die Betreuung der Kinder.
Positiv werteten die Rechnungsprüfer, dass die Gemeinde auch im letzten Jahr von der enormen Steuerkraft profitiert habe. Vor allem die mit dem Bauboom einhergehende Zunahme der Ferienwohnsitze ließ die Kassen des Kämmerers klingeln:
Die Zweitwohnungssteuer brachte knapp 900.000 Euro. Eine Steigerung wird auch für dieses Jahr erwartet.
Sein Fazit: Da die Gemeinde eine „solide und vorausschauende Finanzpolitik“ betrieben habe, seien „keine neuen Schulden“ entstanden. „Unter dem Strich konnten 3,4 Millionen Euro dem Vermögenshaushalt zugeführt werden“. Die angesichts der Großprojekte auch notwendig seien. Forche zeigte sich vom Zahlenwerk des neuen Kämmerers Martin Butz „total beeindruckt“, wie gut er sich schon eingearbeitet habe. Einstimmig wurde die Jahresrechnung 2015 genehmigt.
Geringe Pro-Kopf-Verschuldung
Da im vergangenen Jahr ein ehemaliges Gästehaus mit vier Läden in der Seestraße 8 – 10 erworben wurde, musste dies auch im Nachtragshaushalt berücksichtigt werden. „Diese außerplanmäßige Ausgabe ist durch die Einnahmen im Verwaltungshaushalt und durch geringere Ausgaben im Vermögenshaushalt gedeckt“, so Butz.
Dennoch komme es zu einer Rücklagenentnahme von weiteren 470.000 Euro. Nachdem der Verkauf dieses Anwesen im nächsten Jahr stattfinden soll, könne man die Entnahme wieder ausgleichen. „Der Erwerb hängt mit auf dem Grundstück eingetragenen Rechten zusammen, die in Verbindung mit dem gemeindlichen Nachbargrundstück des See- und Warmbades standen. Durch den Erwerb konnten diese Rechte bereinigt werden. Für den Erwerb dieses Grundstückes war keine Kreditaufnahme nötig“, erklärte der Kämmerer auf Nachfrage.
Butz nannte ebenso den Schuldenstand: Im vergangenen Jahr betrug dieser 2,1 Millionen Euro und wird Ende dieses Jahres voraussichtlich auf 2,4 Millionen Euro steigen. Dennoch kann sich Rottach-Egern mit seiner Pro-Kopf-Verschuldung von 507 Euro sehen lassen. Denn sie liegt deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 764 Euro.
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