Warum der König das Kloster kaufte

Mit dem 29. Mai 1817 begann für das Tegernseer Tal eine neue Epoche: Der König von Bayern erwarb die Gebäude des ehemaligen Benediktinerklosters und richtete hier seine Sommerresidenz ein. Das Datum markiert auch den Beginn der bis heute währenden Geschichte der Wittelsbacher am Tegernsee, die viele Spuren hinterlassen hat.

Das Tegernseer Kloster als sommerliche Residenz Anfang des 19. Jahrhundert.

Die Liebe für das Tegernseer Tal entdeckte die königliche Familie bereits 1815 bei einem Ausflug ins Gebirge und an den Tegernsee. Man kehrte in Gut Kaltenbrunn ein. Begleitet wurden Max I. Joseph von Bayern und seine Frau Karoline von Baron von Drechsel, dem Besitzer von Schloss Tegernsee.

Die Königin war von ihrem Besuch des Klosters so angetan, dass sie ihren Mann zu dieser „Acquisition“ drängte. Nach längerem Feilschen von zwei Jahren um den Kaufpreis war der Handel mit dem Baron perfekt. Bis zu 180.000 Gulden soll das Kloster den König gekostet haben. Doch bereits einen Monat später, am 18. Juni 1817 besuchte er samt Familie seine Sommerresidenz, um die Räume aufzuteilen.

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Haute-Volée und ein Armenhaus

Dann ging es Schlag auf Schlag. Am 20. August 1818 kaufte der König das verwahrloste Kurheim Wildbad Kreuth für 16.000 Gulden. Er ließ daraufhin zwei Jahre lang den langgestreckten zweiflügligen Badbau und alle Nebengebäude errichten. Zur Erholung kamen Kaiser und Könige.

Aber auch ein Armenhaus ließ Max Joseph für 50.000 Gulden einrichten, in dem  Bedienstete zur Erholung weilen konnten. Zweimal im Jahr wohnten die sogenannten Freibadler in den Räumen der Reichen, saßen an denselben Tischen und die Kurmusik spielte für sie wie für die reichen Russen und Hanseaten. Damit wurde der Wittelsbacher ein beliebter Regent und Wohltäter. Am 1. Mai 1821 erwarb der König auch das Gut Kaltenbrunn für 42.000 Gulden vom Jägerbauern aus Warngau.

Gipfeldiplomatie in Tegernsee

Am 8. Oktober 1822 dann wurde das Schloss Tegernsee zu einem Brennpunkt europäischer Geschichte. Zar Alexander I. von Russland und Kaiser Franz I. von Österreich mit ihren Gemahlinnen kamen auf der Durchreise vom Kongress nach Verona auf ein paar Tage in die sommerliche Residenz.

Als Schlossherr in Tegernsee heimisch geworden, gründete Max Joseph 1821 auch die erste Schule in Egern. Eine Tafel in schwarzem Marmor am Egerner Friedhof erinnert heute noch daran: „Der Bildung der Jugend für Gott, Fürst und Vaterland gewidmet von Maximilian Joseph I.“

Nach seinem Tod im Jahr 1825 übernahm seine Gemahlin Karoline die Leitung des Schlosses und aller inzwischen erworbenen königlichen Besitzungen im Tegernseer Tal. Dazu zählen auch die Königsalm und die Gaißalm, sowie Seibenhütten. Max Joseph und Karoline hatten zusammen acht Kinder. Eine ihrer Töchter Prinzessin Ludowika war als Gemahlin des Herzogs Max in Bayern in besonderer Erinnerung als Mutter der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn- besser bekannt als „Sisi“.

Nachfolger von Königin Karoline war Prinz Karl von Bayern. Im Alter von 80 Jahren wurde er 1875 von seinem Pferd abgeworfen und starb sofort. An der Stelle seines Unfalls an der Straße von Rottach-Egern nach Tegernsee steht heute noch eine Kapelle zu seinem Gedenken. Ihm folgte als Schlossherr Herzog Karl Theodor, der nach militärischer Ausbildung als Augenarzt und Gründer mehrerer Augenkliniken bekannt wurd. Er starb 1909.

Die Vermählung des Herzogs Maximilians in Bayern mit Louise Wilhelmine, königliche Prinzessin in Bayern, gefeiert in Tegernsee am 9. September 1828

Der heutige Schlossherr ist Herzog Max Emanuel in Bayern mit seiner Ehefrau Herzogin Elisabeth. Die Tochter Herzogin Anna Maria leitet das Herzoglich Bayerische Brauhaus mit dem dazugehörigen Bräustüberl. Ihre Schwester Herzogin Helene Eugenie in Bayern führt den Besitz Wildbad Kreuth. 40 Jahre war es von der Hanns-Seidel-Stiftung gepachtet. Bekannt wurde der abgeschiedene Besitz durch die Winterklausuren der CSU. Derzeit wird das Gebäude generalrenoviert. Daraus soll dann ein Wellnesshotel werden.

Das herzogliche Gut Kaltenbrunn wurde von dem Erben Max Emanuel Herzog in Bayern 1975 an die Schörghuber–Gruppe verkauft. Im Sommer 2015 übernahm Michael Käfer aus München die dortige Gastronomie. Bis auf Kaltenbrunn „wird so die lange Tradition der Wittelsbacher am Tegernsee und deren immer noch großenteils privaten Besitztümer fortgeführt und von der Bevölkerung respektvoll anerkannt“, schreibt der Tegernseer Historiker Dr. Roland Götz über das Adelsgeschlecht.

Dazu plant er vom 21. Mai bis 3. Oktober 2017 im Tegernseer Heimatmuseum die Ausstellung „Das Königliche Tal. 200 Jahre Wittelsbacher am Tegernsee“.

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