Was wollen Fahrgäste im Tal?

Um von A nach B zu kommen, setzt man hier am Tegernsee gerne auf das eigene Auto. Auf das Angebot der Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) greifen viele deshalb nur selten zurück. Oder liegen die sinkenden Fahrgastzahlen vielleicht doch an dem scheinbar unattraktiven Busliniennetz im Tal? Die RVO will es nun genau wissen.

Gerade berufstätige Einheimische nutzen die RVO-Busse eher selten.
Gerade berufstätige Einheimische nutzen die RVO-Busse eher selten.

Mitarbeiter der Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) führen derzeit Fahrgastbefragungen in Bad Wiessee durch. Ziel sei es, so das Unternehmen, das Verkehrsverhalten und die Entscheidungen für die jeweilige Verkehrsmittelwahl zu ergründen. Kurz gesagt: was wollen die Fahrgäste am Tegernsee?

Dabei sollen auch die Anforderungen an den öffentlichen Nahverkehr und Verbesserungsmöglichkeiten abgefragt werden. Zeitgleich haben die Bürger von Bad Wiessee die Möglichkeit, Fragen im Gemeindeblatt „Bad Wiessee im Blick“ zu beantworten. Auch die Beherbergungsbetriebe erhalten entsprechend gestaltete Fragebögen.

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Abgerundet werde die Erhebung durch eine Fahrgastbefragung in den Linienbussen. Dabei sollen nicht nur Fragen zur Qualität der Beförderung beantwortet werden. Es gehe, so Ralf Kreutzer, Leiter der Niederlassung West, vor allem darum “tiefergehende Erkenntnisse für Verbesserungen” zu erhalten.

Wir wollen uns ein Bild der Bedürfnisse und Anforderungen machen, um dann gezielt mit den Gemeinden und dem Landkreis abgestimmte Maßnahmen einleiten zu können.

Neben den Urlaubern, die durch die Gästekarte kostenfrei mit den Bussen fahren dürfen, sollen zukünftig vor allem auch die Einheimischen und die Tagesgäste im Fokus von Neuerungen stehen. Wie diese Neuerungen aussehen können, hat man beispielsweise im Dezember vergangenen Jahres gesehen. Das Unternehmen reagierte auf die kurzfristig entstandenen Traglufthallen und richtete für Asylbewerber, aber auch für Schüler neue Haltestellen ein.

Linien werden nicht nur ausgedünnt

Dass eine Befragung nötig ist, zeigen die Herausforderungen, vor denen der RVO seit Jahren steht. Sinkende Fahrgastzahlen machen dem Unternehmen zu schaffen. Die Vorhaltungen der Bürger aber auch der Politik sind bekannt: Fahrten werden oft ersatzlos gestrichen, Linien ausgedünnt, genügend Anschlussmöglichkeiten fehlen. Warum sollte man also noch Bus fahren, wenn das eigene Auto daheim in der Garage steht?

Ein Beispiel für den RVO-Sparkurs aus der Vergangenheit ist die Linie 9551, die das Tegernseer Tal mit Holzkirchen und München verbindet. Hier wurde Mitte Dezember 2014 der Bus um 6:15 Uhr vom Tegernseer Hauptbahnhof nach München eingestellt. Warum man die Fahrt am Morgen gestrichen hat, begründeten die Verantwortlichen damals so:

Durch den Halbstundentakt der BOB ist die Attraktivität der Busse stark zurückgegangen. Das hat uns das Leben hier schwer gemacht.

Die Leute seien mittlerweile auf den Zug geeicht und man habe die Abfahrtszeiten der BOB fest im Kopf. Ausflugsgäste wollen sich ungern festlegen, wann sie abends wieder heimfahren. Dabei hört man vom RVO, dass die Verbindungen früher von München nach Tegernsee, selbst zu den Stoßzeiten, kaum genutzt wurden.

Dass solche Entwicklungen nur die eine Seite der Medaille darstellen, zeigt dagegen der neu eingeführte Radlbus. Sieben Fahrräder pro Bus können so mitgenommen werden. Der Radlbus verkehrt noch bis zum 29. Oktober von Montag bis Freitag auf der Linie 9555, von Tegernsee über Schliersee bis nach Bayerischzell und auf der Linie 9560 von Tegernsee über Enterrottach bis zur Moni-Alm. Für die Verantwortlichen keine Sache, die nur den Gästen nutzt. Mit dem Radlbus hätten auch die Einheimischen einen Vorteil, so wurden die Linien im Zuge des Umbaus um zwei Fahrten erweitert.

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