Wer ungeduldig ist, spielt mit dem Leben

Im November letzten Jahres kam es am beschrankten Bahnübergang am Valleyer Weg in Holzkirchen zu einem schweren Unfall, bei dem eine Rentnerin starb. Die Polizei kündigte daraufhin verstärkte Kontrollen an. Die HS hat nachgefragt, was daraus geworden ist.

Seitens der Polizei sollten nach dem Unglück verstärkt Kontrollen durchgeführt werden. Doch viel passiert ist seitdem nicht. / (Archivbild).

Minutenlang wartete eine 69-Jährige im November 2015 hinter den Schranken am Valleyer Weg. Die Wartezeit an dieser Stelle kann teilweise fünf bis zehn Minuten dauern. Und das ging der Dame offenbar nicht schnell genug. Sie schlüpfte unter der geschlossenen Schranke hindurch und wollte die Gleise überqueren, so berichteten Anwohner letztes Jahr.

Tödliche Entscheidung

Die Ungeduld wurde der Rentnerin zum Verhängnis. Als der Zugführer der BOB in Richtung Bayrischzell die Dame bemerkte, hupte er und löste die Schnellbremse aus. Aufgrund der bereits hohen Geschwindigkeit konnte er jedoch nicht mehr rechtzeitig halten. Laut zwei Zeugen stand die Dame zu diesem Zeitpunkt auf dem Gleis in Richtung Tegernsee und wäre somit nicht von dem Zug erfasst worden. Aufgeschreckt durch das Signal, versuchte sie jedoch tragischerweise den Übergang noch schnell zu überqueren.

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Dadurch bemerkte sie auch nicht, dass der Zug auf die Gleise in Richtung Bayrischzell umgeschwenkt war, welche sich kurz vor der Überquerung teilen. Die Frau wurde von dem Triebwagen erfasst. Der 33-jährige Zugführer aus dem Landkreis Miesbach erlitt einen Schock. Für die Dame kam jede Hilfe zu spät.

Kein Einzelfall

Laut Angaben von Anwohnern kam es an besagter Stelle immer wieder zu gefährlichen Situationen. Die Schranke würde permanent von Fußgängern um- oder untergegangen werden, so eine Holzkirchnerin.

Ich habe sogar einmal einen alten Mann mit Gehstock bei solch einer lebensgefährlichen Aktion beobachtet.

Dass an dieser Stelle vermehrt Personen die Schranken ignorierten, sei bei der Holzkirchner Polizei bis dato nicht bekannt gewesen, erklärte Helmut Lex von der Polizeiinspektion Holzkirchen, letztes Jahr. Vorsorglich bestehe an dieser Stelle bereits ein rotes Licht, ähnlich einer Ampel und ein Warnschild, welches darauf hinweist, dass die Schranke zwischen fünf und zehn Minuten geschlossen sein könnte. „Doch wir werden darauf jetzt ein Auge haben“, wurde im letzten Jahr versprochen.

Was ist seitdem geschehen?

Seitens der Polizeiinspektion ist nach der Ankündigung recht wenig geschehen. Die Stelle wurde zwar im Rahmen der normalen Streifen angefahren. Regelmäßige Kontrollen seien aber nicht durchgeführt worden. So wundert es auch nicht, dass es laut Polizei keine besonderen Erkenntnisse gibt.

Polizei, Deutsche Bahn und Bayerische Oberlandbahn sind sich einig, dass die Einrichtung der technischen Sicherung modernsten Standards entspricht. Die Bahnübergangs-Sicherungstechnik besteht dort aus Halbschranken mit vorgeschalteter Lichtzeichenanlage und ist zusätzlich im Störungsfall durch Signale abgedeckt.

Eine Halbschrankenanalge habe, so ein Sprecher der Deutschen Bahn, gegenüber einer Vollschrankenanlage den Vorteil, dass Autos – zum Beispiel bei einem Rückstau – nicht zwischen den Schranken eingeschlossen werden, sondern bei Senken der Schranken noch nach vorn den Gefahrenraum verlassen können. Der Sprecher erklärt weiter:

Wenn sich Autofahrer oder Fußgänger mutwillig selbst in Gefahr begeben, weil sie eine geschlossene Halbschranke umgehen, dann liegt das Verschulden bei einem Unfall allein bei ihnen.

Auch die Bayerische Oberlandbahn ist zufrieden mit der Sicherheit an dem Bahnübergang. Für die Betreuung ihrer Mitarbeiter nach einem derartigen Unfall fühlt sich die BOB ebenfalls gewappnet. So erklärt eine Sprecherin:

Diese Themen werden in der Ausbildung angesprochen und es wird entsprechend geschult. Zusätzlich gibt es einen Leitfaden für das Verhalten nach einem Unfall.

Komme es doch zu einem Unfall, so erklärt sie weiter, trete ein Betreuungskonzept in Kraft. Die Mitarbeiter werden direkt an der Unfallstelle betreut und auch ein Katastropheninterventionsteam sei mit vor Ort.

Dabei handelt es sich um speziell geschulte Mitarbeiter vom Roten Kreuz oder ähnlichen Vereinen. „Der Mitarbeiter kommt dann in ärztliche Betreuung und wird dann auf freiwilliger Basis auch weiter psychologisch betreut“, so die Sprecherin. Die Deutsche Bahn kann auch keine bessere Sicherung des Übergangs anbieten, außer der Schließung des Überganges. Der Bahnsprecher erläutert:

Entweder könnte der Bahnübergang dauerhaft geschlossen werden und der Straßenverkehr zu einem benachbarten Übergang umgeleitet werden oder man müsste diesen durch eine Unter- oder Überführung der Straße ersetzen.

„Für eine solche Lösung“, so der Sprecher abschließend „müsste jedoch das Einverständnis – auch zur Mitfinanzierung – vom Straßenbaulastträger und der Politik eingeholt werden.“

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