“Wie 90.000 Asylbewerber für München”

Ein Brief an das Landratsamt, nun ein Appell an das Innenministerium. Der Tegernseer Stadtrat ist seit der Ankündigung, dass 200 Flüchtlinge in der Dreifachturnhalle unterkommen sollen, in heller Aufregung. Sehr erfolgsversprechend sind die Schreiben allerdings nicht.

Immer wieder werden Beamte der Wiesseer Polizei zu der Turnhalle nach Tegernsee gerufen / Archivbild
Immer wieder werden Beamte der Wiesseer Polizei zu der Turnhalle nach Tegernsee gerufen / Archivbild

Die Lage in Tegernsee war bereits vor dem 27. Juli 2015 angespannt. So sorgte die Ankunft acht neuer Asylbewerber mitsamt Polizeieinsatz für Unruhe in der Stadt. Doch es kam schlimmer: Ende Juli kündigte das Landratsamt Miesbach an, bis zu 200 Personen in die Dreifachturnhalle nach Tegernsee zu schicken.

Zwar wurde die vorherige Unterbringung in der alten Turnhalle mit 40 Asylbewerbern aufgelöst, doch die Zustände in der Dreifachturnhalle sind nicht sehr viel besser. Mittlerweile sind knapp 150 Flüchtlinge in der 3.600-Einwohner-Stadt – talweit sind somit in der kleinsten Gemeinde, die meisten Flüchtlinge untergebracht.

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Auswirkungen auf den Tourismus?

Ein Zustand, der nach Ansicht der Tegernseer Stadträte kaum noch tragbar ist. Zwar brachte bereits der offene Brief an das Landratsamt kaum Verbesserung. Vor zwei Tagen erklärte Bürgermeister Johannes Hagn jedoch, dass man ein Schreiben an Innenminister Joachim Herrmann geschickt habe.

Die Forderung darin: die Wiesseer Polizeiinspektion solle, für die Dauer der Unterbringung der Asylbewerber in der Turnhalle, mit mehr Personal ausgestattet werden. So heißt es in dem Brief unter anderem:

Wenn in einer kleinen Stadt wie Tegernsee plötzlich 200 Asylbewerber unterzubringen sind, entspricht dies im Vergleich 90.000 Asylbewerbern für München.

Die Befürchtung der Stadträte: vor allem die Auswirkungen „auf unser lebenswichtiges Tourismusgewerbe“ wie auch auf die Bevölkerung seien unabsehbar.

Kreuther Fahnder vor die Halle

Der Vorschlag von Hagn, der den Brief zusammen mit seinem Stellvertreter Heino von Hammerstein unterzeichnet hat: die Polizisten der Kreuther Fahndung sollen für die Dauer der Belegung der Dreifachturnhalle die Beamten Polizei Bad Wiessee unterstützen.

Hagn – selbst früherer Zollbeamter – betont, dass die Hauptaufgabe der Kreuther Fahnder die Bekämpfung von Straftaten auf Bundesautobahnen sei. Dies übernimmt allerdings auch die Bundespolizei. Nach Ansicht des Tegernseer Rathauschefs entstünde daher auch kein “Kontrollvakuum”.

Eine Rückmeldung auf das Schreiben und den Vorschlag hat Hagn allerdings noch nicht erhalten. “Der Brief liegt derzeit einem Fachreferat im Innenministerium zur Prüfung vor. Daher warten wir noch auf eine konkrete Antwort.”

Derweil erklärt die Wiesseer Polizei, dass die immer wiederkehrenden Einsätze in der Tegernseer Turnhalle eine deutlichen Mehrbelastung für die Wiesseer Beamten bedeutet. Trotzdem sehe man kaum Möglichkeiten, dass die schon seit Jahren angespannte Personalsituation kurzfristig verbessert werden könnte. Gegenüber dem Merkur betont deren Chef Wilhelm Sigel:

Über eine komfortable Ausstattung verfügen wir nicht. Jede Personal-Mehrung wäre gut für uns. Aber mir ist bewusst, dass es momentan noch größere Brennpunkte gibt als das Tegernseer Tal.

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