Wiessee droht Verkehrschaos

Eine Hauptverkehrsader um den Tegernsee, die B 318, wird ab kommenden Montag halbseitig amputiert und nur noch einspurig befahrbar sein. Staus sind damit bis Anfang September programmiert. Die Ursache: eine neue Querungshilfe und die Umgestaltung des Lindenplatzes mitten in Bad Wiessee.

Vor der Eisdiele von Roberto Andreetta beginnen die Bauarbeiten.
Die B 318 rückt künftig näher an die Eisdiele von Roberto Andreetta heran.

Für ihn dürfte es besonders dick kommen: Roberto Andreetta. Er betreibt unmittelbar am Lindenplatz eine Eisdiele und lebt von der Laufkundschaft. Doch die wird bald ausbleiben, wenn ab Montag die Bautrupps da anrücken, wo Andreettas Gäste verweilen. Zwar soll der Lindenplatz mit viel Grün und einem Wasserspiel zum Verweilen aufgemöbelt werden, doch für den Italiener mit seiner Eisdiele könnten die nächsten Wochen existenzbedrohend werden, auch nach der Fertigstellung.

Denn seine Gäste müssten sich dann unmittelbar an einer stark befahrenen Straße niederlassen und ihr Eis löffeln. Dies sieht auch Geschäftsleiter Michael Herrmann so kommen: „Natürlich ist dies für den Betreiber der Eisdiele nicht günstig. Aber wir versuchen das mit Kompromissen so gut wie möglich zu lösen“. Die Gemeinde wird wenig bieten können, denn die B 318 rückt dann noch näher an die Eisdiele heran.

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Einschränkungen bis Anfang September

Der Baum davor soll ganz verschwinden und die Bushaltestelle verlegt werden. Vor Andreettas Eisdiele und über den ganzen Lindenplatz verteilt sind bereits farbige Markierungen für Bauarbeiten aufgesprüht. Laut Herrmann ist auch mit einer zweitägigen Vollsperrung zu rechnen, wenn zum Abschluss der Arbeiten die Straße wieder asphaltiert wird. Diese Arbeiten würden aufgrund des “fehlenden Schülerverkehrs und des verminderten Berufsverkehrs in den Sommerferien durchgeführt”. Auch die Zufahrt zur zentralen Parkmöglichkeit am Dourdanplatz wird beschränkt. Zeitweise soll eine Einbahnregelung mit Ausfahrt über die Seestraße möglich sein. Etliche im Ort, die vom Fremdenverkehr leben, können den Start der Einschränkungen ausgerechnet zum Saisonauftakt nicht verstehen. „Die haben wohl einen Vogel im Rathaus“, schimpft ein Einheimischer, der auch vom Fremdenverkehr lebt. Doch Herrmann entgegnet:

Wir sind auf so viele Parameter angewiesen. Vor April und nach Oktober geht es nicht wegen der Frostgefahr.

Insgesamt rechnet Herrmann mit gut drei Monaten Bauzeit. „Bis voraussichtlich September werden wir aber auf jeden Fall fertig sein“.

Markierungen auf Fahrbahnen und Gehwegen künden von den Baumaßnahmen.
Markierungen auf Fahrbahnen und Gehwegen künden von den Baumaßnahmen.

Die Gesamtkosten für den Lindenplatz sind im Haushalt mit 1,14 Millionen Euro beziffert. Doch auch staatliche Mittel aus der Städtebauförderung gibt es dafür: Etwa 500.000 Euro spendiert die Regierung von Oberbayern. Dies wird die Autofahrer im Stau wenig trösten.

Es werde die eine oder andere Behinderung geben, deswegen wolle die Gemeinde kurz vorher noch die Bevölkerung informieren, erklärt Herrmann: „Wir denken aber, dass wir die einspurige Notlösung schnell über die Bühne bringen werden. Die Querungshilfe ist knapp drei Monaten veranschlagt. Sukzessive soll auch der Lindenplatz durchgezogen werden“. Dort sind vor der Bäckerei Hauser ein Steg, kleine Mauern und großzügige Grünflächen mit Sitzmöbeln vorgesehen

Zunächst wird ein Bach verlegt

Doch bevor dessen Umgestaltung beginnt, muss erst der unterirdische Heissenbach neu verrohrt werden. Bislang verläuft er unterhalb des Gasthofs Zur Post, der Bundesstraße, den Niederstubn und mündet dann in den Zeiselbach.

Da aber Franz Josef Haslberger als Eigentümer des Gebäudes mit den Niederstubn dieses komplett sanieren und unterkellern möchte, wird die Gemeinde ab Montag den Heissenbach aus dem privaten in den öffentlichen Grund verlegen. „Danach folgt nahtlos die Querungshilfe“, erklärt Herrmann, denn man habe am Lindenplatz einen hohen Querungsbedarf.

So sieht die Planung für den neuen Lindenplatz aus.
So sieht die Planung für den neuen Lindenplatz aus.

Weil die beiden vorhandenen Zebrastreifen dem nicht gerecht werden, plant Architekt Eberhard von Angerer eine lang gezogene Verkehrsinsel mit integrierter Fußgängerampel. Letztere war eine Forderung des Behindertenbeauftragten. Ortsplaner Angerer glaubt, dass es nach Umsetzung der Maßnahmen zu einer deutlichen Verbesserung des Verkehrsflusses kommen könne.

Bis dahin jedoch dürfte sich ab Montag in Bad Wiessee Stoßstange an Stoßstange reihen. Dafür sorgen dann Ampeln an einer einspurigen Ortsdurchfahrt. Kein erfreuliche Hauptsaison für Wiessees Gewerbetreibende. Einziger Trost: “An den Wochenenden wird bei allen Bauphasen eine vollständige Nutzung beider Fahrspuren sichergestellt”, so Herrmann.

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