30 Tal-Minuten Wortlautinterview mit Franz von Preysing – „Die Bankenwelt von morgen verstehen“ Teil 1

Gemeinsam mit der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee bieten wir euch im Rahmen unseres vierteiligen Formats „Die Bankenwelt von morgen verstehen“ exklusive Einblicke in die aktuelle und zukünftige Finanzwelt. In dem Wortlautinterview erzählt Franz von Preysing, Leiter der Firmen-und Gewerbekundenberatung der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, über die Wichtigkeit kontinuierlicher Weiterbildung, die Rolle der Transformationsfinanzierung und die Herausforderungen der regionalen Wirtschaft im digitalen Zeitalter.

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Redaktion:
Bevor wir in die Tiefe gehen, möchten wir kurz erklären, warum dein Name hier so bekannt ist. Die von Preysings waren und sind ja fest in der kommunalen Arbeit des Landkreises verankert. Dein Vater war Bürgermeister in Gmund, dein Cousin Christoph sitzt in Bad Wiessee im Gemeinderat und du im Gmunder Rat. Inwieweit hat dies Einfluss auf deine tägliche Arbeit?

FvP:
Seit 2008 bin ich im Gemeinderat Gmund tätig. Dabei gefällt mir, dass ich mich aktiv für meine Heimatgemeinde einbringen und Verantwortung übernehmen darf. Das Engagement in Vereinen, sozialen Belangen und Politik wurde mir daheim schon immer vorgelebt. Trotz meiner vielseitigen Aktivitäten kann ich Ehrenamt und Beruf jedoch gut trennen.

Mein Arbeitgeber, die KSK, schätzt es, wenn sich Mitarbeiter auch ehrenamtlich für die Region engagieren.

Redaktion:
Kannst Du uns einen kurzen Abriss deines Berufsweges bei der KSK geben?

FvP:
Meine fast 30-jährige Laufbahn hier begann 1995 mit meiner Lehre. Seitdem durfte ich verschiedene Positionen und Tätigkeiten ausüben: angefangen von der Kreditabteilung, über die Gewerbekundenberatung in Miesbach, bis hin zum stellvertretenden Marktbereichsleiter für die Region Schliersee. Später war ich als Geschäftsstellenleiter in Hausham tätig und leitete den Geschäftsstellenverbund Gmund, Bad Wiessee, Waakirchen und Schaftlach, bevor ich in die gewerbliche Beratung zunächst als Leiter Gewerbekundenberatung wechselte und dann die Position des Leiters der Firmen- und Gewerbekundenberatung übernahm.

Redaktion:
Was hat dich bei der KSK immer wieder fasziniert? Was ist für dich das Leitbild eures Finanzinstituts, und was würdest du Berufseinsteigern, die sich für das Finanzwesen interessieren, raten?

FvP:
Die KSK bietet zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten für ihre Mitarbeiter. Unser Tätigkeitsfeld unterliegt einem ständigen Wandel, was den Beruf auch nach drei Jahrzehnten für mich spannend und herausfordernd macht.

Als Arbeitgeber legt die KSK großen Wert auf das Wohl ihrer Mitarbeiter und bietet zahlreiche Benefits.

Unser Leitbild basiert auf drei wesentlichen Säulen: Kunden, Region und Mitarbeiter. Wir betrachten diese drei Bereiche als gleichwertig und berücksichtigen sie somit gleichermaßen. Nur wenn es unseren Kunden, der Region und unseren Mitarbeitern gut geht, kann auch die KSK nachhaltig erfolgreich sein. Stichwort Engagement für die Region: Allein im letzten Jahr haben wir über 300.000 Euro an regionale Initiativen und gemeinnützige Projekte gespendet.

Redaktion:
Als Leiter der Firmen- und Gewerbekundenberatung bei der Kreissparkasse betreust du eine breite Kundenpalette. Wie gelingt es dir und deinem Team, die unterschiedlichen Branchen mit ihren individuellen Anforderungen bestmöglich zu unterstützen?

FvP:
Mein Team besteht aus 17 Beratern, die sich durch langjährige Erfahrung und kontinuierliche Weiterbildung auszeichnen. Durch spezialisierte Schulungen, wie etwa in der Transformationsfinanzierung oder in den Bereichen ESG, können wir unseren Kunden maßgeschneiderte und nachhaltige Lösungen bieten. Uns ist wichtig, dass wir uns ständig fortbilden. Neben den Allroundern haben wir auch viele Spezialisten, wie Heilberufeberater, Berater für freie Berufe, Spezialisten für Landwirte, Berater für Kommunalkunden und Bauträger, um nur einige Beispiele zu nennen. Wir prüfen grundsätzlich, ob die Einbindung von staatlichen Fördermitteln möglich ist und nutzen ggfs. die Unterstützung der Bayerischen Landesbank, um unseren Kunden zu helfen.

Redaktion:
Du sprichst über Themen wie ESG und Transformationsfinanzierung. Kannst du uns diese Begriffe erläutern und was das mit unserer Region zu tun hat?

FvP:
ESG steht für Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Diese Kriterien unterstützen Unternehmen dabei, Investitionsrisiken zu minimieren und sich bestmöglich am Markt zu positionieren. In Deutschland streben wir an, bis 2045 klimaneutral zu werden. Bayern möchte dieses Ziel sogar bis 2040 erreichen. Klimaneutralität bedeutet, dass Unternehmen keine Treibhausgase mehr emittieren, die sie nicht durch andere Maßnahmen kompensieren können. Ab 2024 wird die bisherige Nicht-finanzielle-Berichtspflicht (NFRD) durch die neue CSRD-Vorschrift ersetzt. CSRD steht für “Corporate Sustainability Reporting Directive”, also eine Berichtsrichtlinie für Unternehmen. Auch wenn viele unserer Kunden noch nicht direkt davon betroffen sind, bereiten wir sie frühzeitig auf diese Anforderungen vor. Unsere dafür ausgebildeten “Sustainable Finance” Berater unterstützen bei der Umsetzung nachhaltiger Investitionen und zeigen Fördermöglichkeiten auf. So bleiben Unternehmen in unserer Region auch langfristig wettbewerbsfähig.

Unser Ziel ist es, stets auf dem neuesten Stand zu sein. Nur so können wir gemeinsam mit unseren Kunden innovative und verantwortungsbewusste Wege gehen. Ein wichtiger Baustein dabei ist die Transformationsfinanzierung. Sie bezieht sich auf die Finanzierung des Übergangs eines Unternehmens zu einem nachhaltig wirtschaftenden Betrieb.

Für viele Maßnahmen, wie z.B. Mitarbeiterbindungsprogramme und erneuerbare Energien, gibt es attraktive Fördermittel und Angebote. Auch hier können wir beraten und die besten Lösungen anbieten. Nebenbei bemerkt sehen wir es als unsere Pflicht, mit gutem Beispiel voranzugehen. Deshalb haben wir in Eigenstromversorgung über PV-Anlagen, E-Mobilität mit Ladestationen und betriebliches Gesundheitsmanagement für Mitarbeiter investiert und erfolgreich umgesetzt.

Redaktion:
Die persönliche Betreuung und langjährige Kundenbeziehungen sind ein besonderes Merkmal der KSK. Wie ergänzen die neuen Online-Lösungen diese Strategie, und wie profitieren eure Kunden davon?

FvP:
Unsere Mitarbeiter kennen unsere Kunden und unsere Region. Dies ist eine unserer besonderen Stärken gegenüber dem Wettbewerb der Großbanken. Durch die fundierte Aus- und Weiterbildung stellen wir sicher, dass wir qualifizierten Nachwuchs „heranziehen“. Junge und erfahrene Mitarbeiter arbeiten bei uns Hand in Hand im Team. Im Gegensatz zu privaten Banken arbeiten wir nicht mit dem Ziel der Gewinnmaximierung. Als regionales Institut legen wir besonderen Wert auf eine ganzheitliche Beratung, bei der die Bedürfnisse unserer Kunden im Vordergrund stehen. Unser Vorteil ist die enge Verbindung zur Region, wodurch wir langfristig stabile und nachhaltige Beziehungen aufbauen. Wir bieten Rundum-Service wie z.B. Bargeldversorgung, Kreditberatung, Vermögensberatung und -verwaltung und Versicherungen. In enger Zusammenarbeit mit unseren Verbundpartnern unterstützen wir auch bei Spezialthemen wie Family Office, Unternehmensverkauf und -kauf, Spezial- und Fördermittelberatung, Crowd-Funding und Nachfolgeregelung.

Unser im Frühjahr 2024 eingeführtes Firmenkundenportal ist die optimale Ergänzung unserer Dienstleistungsstrategie und erlaubt unseren Kunden, zwischen persönlichem Kontakt und digitaler Abwicklung zu wählen. Es ermöglicht neben klassischen Funktionen des Onlinebankings, eigenständig Kompetenzen zu erteilen und Transaktionen rund um die Uhr abzuschließen.

Zusätzlich haben wir im April 2024 unser BusinessCenter in Tegernsee eröffnet. Unsere Berater stehen den gewerblichen Kunden telefonisch für alle Anliegen zur Verfügung und ersparen so den Weg zur nächsten Filiale.

Redaktion:
In den vergangenen Jahren hat eine ungewöhnlich niedrige Zinspolitik für hohe Investitionen bei den hiesigen Hotelbetrieben geführt. Neben Erweiterungen und Modernisierungen gibt es in unserer Region auch eine Reihe von neuen Hotelprojekten. Nun hat sich aber die Zinssituation – ich würde sagen – weitgehend wieder normalisiert, d.h. für Kredite müssen höhere Zinsen gezahlt werden. Was ratet ihr euren Kunden vor diesem Hintergrund?

FvP:
Besonders im Süden unseres Landkreises spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. Wir sehen dabei nicht nur die touristischen Betriebe, sondern auch die Angestellten und die heimischen Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe. Die Grundlage jeder Kreditentscheidung ist, dass der Kapitaldienst – Zinsen und Tilgung – über die Laufzeit sicher erbracht werden kann. Die Rückzahlungsdauer von Krediten soll in einem vernünftigen Verhältnis zur Lebensdauer des Investitionsgutes stehen. Angesichts gestiegener Zinsen unterstützen wir unsere Kunden dabei, Lösungen zu finden, die zu ihrer Finanzsituation passen. Neben der Möglichkeit, Eigenkapital einzubringen, beraten wir auch zu alternativen Finanzierungsformen und Förderprogrammen, die die Belastungen reduzieren können.

Redaktion:
Kleiner Themenwechsel zum Abschluss: Demnächst wird die KSK erneut das „FIT“ Forum Innovation und Transformation veranstalten. Welche Ziele verfolgt ihr dabei? Und wie kann gerade deine Kundengruppe davon profitieren?

FvP:
Das „FIT“ feiert dieses Jahr sein fünftes Jubiläum. Die Regionalkonferenz hat sich als wichtige Plattform für Innovation und Transformation bei uns im Landkreis etabliert. Erklärtes Ziel ist „Unsere Region von morgen gestalten“. Wir möchten Menschen und Unternehmen zusammenbringen, den Austausch fördern und zukunftsweisende Impulse geben. Am 17. Oktober 2024 wird die Zukunft der Region im „Tegernsee Phantastisch“ in Kreuth wieder neu diskutiert.

Die Themen des diesjährigen FIT reichen von Unternehmensnachfolge und Wertsteigerung bis hin zu ESG und digitaler Transformation. Egal, ob kleiner Handwerksbetrieb, etablierter Mittelständler oder interessierte Privatperson – die Veranstaltung bietet praxisnahe Impulse und konkrete Lösungen, um den Wandel erfolgreich zu gestalten.

Mit interaktiven Sessions und inspirierenden Diskussionsrunden gibt das FIT 2024 Teilnehmern wertvolle Einblicke und Werkzeuge an die Hand, um zukunftsorientiert und nachhaltig zu handeln. Zu den Themen des diesjährigen FIT – hier mehr erfahren: www.fitforum.org.

Redaktion:
Lieber Franz, wir danken dir herzlich für dieses ausführliche Interview und wünschen
Euch erneut eine lebhafte und spannende Veranstaltung!

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