Seit einem Jahr bereichert das Carsharing-Modell “eSeeShare” das Tegernseer Tal. Wie hat sich das Projekt entwickelt?
1+1 = 3 lautet ein Prinzip aus der Wirtschaft. Bedeutet: Legt man zwei Dinge zusammen, die sich ergänzen, kann man etwas Neues erschaffen, das einen großen Mehrwert bringt und gute Chancen hat, ein Erfolgsmodell zu werden. Ähnlich verhält es sich mit dem Carsharing-Projekt “eSeeShare”, einer Kooperation der Tegernseer Energiegesellschaft (TEG) und der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT). Während die TEG die Infrastruktur und den reibungslosen Betrieb der Autos betreut, kümmert sich die TTT um das Marketing des Vorzeigeprojekts.
Viele Einheimische nutzen “eSeeShare”
Aktuell acht moderne Elektro-Autos stehen an sechs verschiedenen Standorten rund um den Tegernsee. Weitere Standorte in Bad Wiessee und Kreuth-Weissach sollen im August 2024 das klimafreundliche Mobilitätsangebot noch kundenfreundlicher machen. Apropos Kunden: “eSeeShare” wird überwiegend von Einheimischen, aber auch von Urlaubs- und Tagesgästen genutzt – als Alternative zum eigenen Auto oder Zweitwagen, für einen Ausflug oder anstelle der öffentlichen Verkehrsmittel. Nach nur einem Jahr sind bereits 688 Nutzer angemeldet, 627 haben sich direkt über “eSeeShare” bei der MOQO-App angemeldet. Bei insgesamt 778 durchgeführten Fahrten legten die E-Autos 68.000 Kilometer zurück. 538 Fahrten gehen auf das Konto von Kunden, die restlichen unternahmen etwa Mitarbeiter der TEG.
Carsharing am Tegernsee – das berichten Stammkunden
Wie easy “eSeeShare” es macht, auch ohne eigenes Auto rund um die Uhr mobil zu sein – per App buchen, einsteigen, losdüsen –, berichten zwei Top-Nutzer von “eSeeShare”. Anlässlich des ersten Jubiläums haben sie sich mit Florian Appel von der Tegernseer Energiegesellschaft und Christoph Schempershofe von der Tegernseer Tal Tourismus GmbH am Tegernsee getroffen und von ihren Erfahrungen berichtet. Und die sind durchweg positiv.
Florian Kutzner ist Kunde von “eSeeShare” und bereits seit Anfang an dabei. Der 47-jährige Psychologe und Vater von drei Kindern sieht in den klimafreundlichen Carsharing-Autos die perfekte Lösung. Durch das Angebot spart er sich den teuren Zweitwagen – und all die Kosten und Pflichten, die mit einem eigenen Auto verbunden sind. Service, Versicherung, Tanken, Reifenwechsel, Reparaturen.
So bleibt mehr Geld und Zeit für die Familie. Auch längere Strecken ist er bereits mit den Autos von “eSeeShare” gefahren, sogar bis in die Schweiz. Und wie sieht es mit dem Laden aus? “Auch 800 km sind kein Problem. Nach zweieinhalb bis drei Stunden macht man 20 Minuten Pause, dann ist das Ding wieder voll geladen. Bei eSeeShare wurden ja schon die top ausgestatteten Varianten von E- Autos genommen, die laden einfach schnell”, berichtet er.
“eSeeShare”-Flotte – vom Elektro-SUV bis zum kompakten Kleinwagen
Für Fahrten mit der fünfköpfigen Familie und viel Gepäck nutzt Florian Kutzner den großen BMW iX3, für kleinere Fahrten gerne den kompakten VW ID.3 Pro S oder den Opel Mokka E, die zur “eSeeShare”-Flotte gehören. Meistens radelt er zum nächstgelegenen Ankerpunkt, an dem die regelmäßig gereinigten und gewarteten Autos stehen. Über einen zusätzlichen Standort etwas näher an seinem Wohnort in Kreuth würde er sich freuen.
Die Ausweitung der Standorte liegt Florian Appel von der TEG am Herzen: “Wir versuchen, das Angebot natürlich zu erweitern an Standorten, wo auch Willige sind.” Gemeint sind sogenannte Ankerkunden, die eine regelmäßige Nutzung der Fahrzeuge gewährleisten, damit das “Grundrauschen”, wie Appel es nennt, abgedeckt ist. Direkt in Kreuth sei dies noch nicht der Fall, jedoch in Kreuth-Weissach. Dort soll bald ein elektrischer VW Up die “eSeeShare”-Flotte ergänzen und den siebten Standort bilden.
Gezahlt wird nur die die tatsächlich genutzte Zeit
Auch Nathalie Blondiau ist Kundin von “eSeeShare”. Sie war zunächst etwas unsicher, was den Umgang mit E-Autos und Automatikgetriebe angeht. Nach einer ausführlichen Einführung durch Christoph Schempershofe von der TTT höchstpersönlich waren alle Bedenken verpufft. Die 49-jährige Lehrerin schätzt “eSeeShare” als kostengünstige und umweltfreundliche Alternative zum öffentlichen Nahverkehr und pendelte mit den Carsharing-Autos sogar regelmäßig nach München. Nicht nur, dass teure Parkgebühren wegfallen gefällt ihr. Auch die einfache Nutzung der MOQO-App empfand sie als sehr nutzerfreundlich.
“Wir wollen wachsen, wir werden wachsen”
Nathalie Blondiau reserviert stets rechtzeitig, um garantiert ein “eSeeShare”-Auto zu bekommen. Eine Reservierung ist bis zu einem Jahr im Voraus möglich. Gezahlt wird aber nur die tatsächlich genutzte Zeit – sogar, wenn das Auto früher abgegeben wird, als ursprünglich geplant. Im Sommer, wenn auch mehr Touristen im Tal sind, seien die Autos schneller vergriffen, so Blondiau. Ein guter Grund für Florian Appel, den Ausbau der Flotte weiter voranzutreiben. “Wir wollen wachsen, wir werden wachsen und sind wie gesagt mit längerem Atem unterwegs.”
So einfach funktioniert “eSeeShare”
Voraussetzung für die Nutzung des Tegernseer Carsharing-Angebots sind mindestens zwei Jahre Fahrpraxis. Zudem muss das 21. Lebensjahr vollendet sein. Die Fahrt kostet abhängig vom gebuchten E-Auto ab 6,90 Euro pro Stunde. 20 Kilometer sind bereits inkludiert. Gezahlt wird die tatsächlich genutzte Zeit über die in der App hinterlegte Zahlungsart. Über freie Ladesäulen informieren die in den Autos verbauten RFID-Ladekarten von ladenetz.de.
Und so gehts:
MOQO-App aufs Smartphone laden und kostenlos registrieren
Fahrzeug reservieren
Auto mit dem Handy aufsperren und losfahren
Standorte von “eSeeShare” rund um den Tegernsee
Aktuell stehen die E-Autos von “eSeeShare” an folgenden Standorten mit Ladekabeln und reservierten Parkplätzen:
E-Werk Tegernsee (Hochfeldstraße 3, Tegernsee)
Tourist-Information Tegernsee (Hauptstraße 2, Tegernsee)
Rathaus Gmund (Osterbergweg 4, Gmund)
Sparkasse (Dourdanplatz, Bad Wiessee)
Seefreibad Bad Wiessee (Sonnenfeldweg 21, Bad Wiessee)
Klinik im Alpenpark (Defreggerweg 2-6, Bad Wiessee)
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