Alles fing damit an, dass Daniela Steinberger nicht mehr klitschnass werden wollte. Regen schön und gut, dachte sich die damals 32-Jährige, beeinflussen lässt sich das Wetter ja eh nicht, aber muss man deswegen gleich auf seine zünftige Trachtenkleidung verzichten? Also tüftelte sie herum und präsentierte kurze Zeit danach etwas, was die Welt noch nicht gesehen hat: den ersten wasserfesten Strick-Janker.
Optisch sieht man nicht, um was für praktische Allzweckwaffen es es sich bei den in einem edlen grau gehaltenen Kleidungsstücken handelt. Das Besondere liegt in der Material-Zusammensetzung: „Die äußere Schicht besteht aus dem bekannten Janker-Strickstoff, der durch den Eigenfettanteil der Wolle bereits feuchtigkeitsabweisend ist. Darunter kommt eine Membran, wie man sie von der Verarbeitung von Softshell-Jacken kennt. Sie sorgt dafür, dass der Regen abperlt und nicht durchsickert.
Zu guter Letzt werden die Nähte noch richtig gut verschweißt“, erklärt die Erfinderin, die ihre Produkte selbstverständlich vorher am eigenen Leib testet. In diesem Fall auf der Wildwasserbahn im Europark Rust. Ihr abschließendes Testurteil: „Da kommt wirklich nichts mehr durch.“ Durch einen Eintrag ins Europäische Patentbuch ließ sie sich ihre Spezialanfertigung schützen. Sicher ist sicher. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht.
„Im Janker ist man immer passend angezogen“
Es ist kein Zufall, dass sich Daniela Steinberger ganz der Herstellung von Trachtenmode verschrieben hat. Aufgewachsen ist die Mutter eines vierjährigen Sohnes im Umfeld des Tegernsees mit Blick auf den Rechelkopf. Die bayrische Lebensart hat sie von Klein auf verinnerlicht, sei es bei Wanderungen in der Natur oder einem geselligen Besuch im Biergarten. „In Dirndl und Janker ist man dabei immer passend angezogen“, sagt sie. Was dagegen nicht immer passt, ist das Wetter. Aber auch das ist ja dank ihres Erfindergeistes nun Geschichte.
„Wallbergerin“, „Blombergerin“ und „Vorbergerin“ heißen die Janker-Modelle, die Frau bei ihr im Online-Shop oder in ausgesuchten Fachgeschäften in München Bad Tölz,Dachau, Bad Endorf und Salzburg (Österreich) erwerben kann, „Blomberger“ und „Wallberger“ das männliche Pendant. Dabei soll es aber nicht bleiben.
Die neue Herbst/Winter-Kollektion 2016 ist bereits designt. „So viel kann ich schon sagen: Insbesondere die Frauen dürfen sich auf neue Formen und Farben freuen.“ Und auch der Nachwuchs soll, wenn es nach den Plänen der „Stoabergerin“ geht, in Zukunft ausgestattet werden. Das abschließende Urteil zur Alltagstauglichkeit steht allerdings noch aus: „Mein Sohn trägt den Kinder-Janker gerade zur Probe.“
„Langweilig wird mir nicht“
Überhaupt ist die ganze Familie in die kreative Arbeit der Wahl-Greilingerin mit eingebunden. „Großes Lob an meinen Mann. Er und weitere Freunde unterstützen mich wirklich sehr.“ Als der Online-Shop Ende Juli 2015 unter dem Namen „Sauba Beinand by Stoabergerin“ eröffnete, ging es Schlag auf Schlag. „Verkauf, Bestellungen entgegen nehmen, Pakete packen, die neue Kollektion vorbereiten – Langweilig wird mir nicht“, lacht Daniela Steinberger.
Expandieren will sie allerdings noch nicht. Auch wenn sich ihre Produkte herumsprechen und sie bereits Aufträge von Kunden aus Berlin und Hamburg erhalten habe. „Ich habe gelernt, dass man nie zuviel fordern sollte.“ Lieber bescheiden anfangen, und darauf langsam aufbauen, lautet ihr Credo.
Diese Einstellung beruht auf eigenen Erfahrungen. Es war eine Krebserkrankung vor wenigen Jahren, die dem Leben von Daniela Steinberger eine völlig neue Wendung gab. Einerseits musste sie sich als junge Mutter plötzlich mit ihrer Endlichkeit auseinandersetzen, andererseits war es auch der Auslöser, das Leben bewusster zu genießen. „Wäre ich nicht krank geworden, hätte ich mich nicht getraut, meine Ideen zu verwirklichen“, sagt sie. Das ist auch das Fazit, das sie aus ihrer Krankheit gezogen hat:
Das Leben ist zu kurz, um nichts zu riskieren. Man kann nur
gewinnen.
Übrigens gehen 2,50 Euro pro verkauftem Janker an die Bayerische Krebsgesellschaft e.V.
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