Tagesgäste im Tegernseer Tal – Segen oder Fluch?

Wie werden wir der Tagesgäste Herr, und was haben wir von den Tagesgästen, die kein Geld im Tal lassen? Wollen wir überhaupt Tagesgäste und Ausflügler? Es ist ein Thema, das die Gemüter im Tal immer wieder erhitzt. Tagesausflügler sind an allem schuld: Staus, überfüllte Parkplätze und volle Almen. Was bleibt dem Einheimischen? Nur Ärger? Stimmt das?  

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Foto: Der Tegernsee, Dietmar Denger

Ein fiktives, aber durchaus realistisches Beispiel: Die vierköpfige Familie Müller wohnt in Unterföhring. Gern fahren sie am Wochenende ins Umland, um gemeinsam die Natur zu genießen und zu wandern. Besonders die Angebotsvielfalt und landschaftliche Schönheit des Tegernseer Tals hat es ihnen angetan. Sie reisen mit dem Auto an. Warum? Klar, es ist bequem, und der Bus fährt möglicherweise nicht bis zu ihrem Wunsch-Wanderparkplatz. Die Müllers zahlen Parkgebühren – Geld, welches den Gemeinden zugutekommt, um die Parkplätze instand zu halten und im Winter vom Schnee zu befreien. Familie Müller aus Unterföhring wandert und kehrt gemütlich in einer Hütte ein. Nach ihrem Ausflug in die Natur wollen sie noch etwas Kunst und Kultur genießen und besuchen die Ausstellung im Olaf-Gulbransson-Museum. Danach trinken sie einen Kaffee und gönnen sich dazu ein Stück Kuchen. Unterwegs kaufen sie ein Dirndl für die Tochter. Zum Abschluss entspannen sich nach dem ausgefüllten Tag am Abend noch in der Seesauna, bevor es wieder auf den Heimweg in den Norden Münchens geht. 

Und ja, es gibt sicher auch die, die mit der Butterbrotdose und eigenen Wasserflasche ins Tal kommen. Aber der örtliche Einzelhandel spricht eine andere Sprache und ist dankbar für die Tagesgäste. Die Wahrheit ist: Ohne Tagesgäste ist alles nichts. Diese Gruppe sorgt bei uns für einen Umsatz in Höhe von rund 100 Mio. Euro pro Jahr, was ungefähr einem Drittel der gesamten touristischen Wertschöpfung im Tal entspricht. Diese Relation zeigt klar, dass wir hierzulande also nur dann insgesamt gut vom Tourismus leben, wenn auch der Tagestourismus funktioniert und wir auch diese Gäste herzlich willkommen heißen. Nicht nur die Einzelhändler und Gastwirte sehen das so, sondern mittlerweile auch ein Großteil der Hotelbetriebe, deren Angebotsvielfalt sich in den letzten Jahren insofern geändert hat, als dass die Restaurants, Bars, Day Spas und verschiedene Veranstaltungen auch die Tagesgäste (und natürlich auch die Einheimischen!) begeistern sollen. 

Unsere Dichte von rund 200 Gastronomiebetrieben und 400 Einzelhändlern ist außergewöhnlich hoch für eine ländliche Region. Das vielfältige Fest- und Kulturprogramm im und rund um das Tegernseer Tal wäre in diesem Ausmaß nicht möglich ohne unsere Tagesgäste. Das betrifft die internationalen Festivals (Musikfest und Bergfilm-Festival) ebenso wie die Seefeste und den Adventszauber, aber auch Veranstaltungsreihen wie Natürlich! Kreuth; Freizeitangebote wie z.B. Bergbahn, Schifffahrt, Skilifte, Bootsverleihe, Minigolfplätze, Radlverleihe, MTB-Trainer und vieles mehr würden ohne unsere Tagesgäste kaum überleben können. Der örtliche ÖPNV wird dank der Anzahl der Tagesausflügler, die ihn vermehrt nutzen, querfinanziert, und könnte sonst in der Dichte und Taktung nicht existieren.

Deutsche Urlauber sind übrigens mit 94 % die größte Gästegruppe. Selbstverständlich sind aber auch Gäste aus dem Ausland für Umsätze aus dem Tourismus entscheidend, weil die weiter angereisten Besucher im Schnitt deutlich mehr Geld hier ausgeben. Wir sehen aber auch immer wieder, wie schnell sich der Tourismusmarkt verändert oder auch wegbrechen kann: sei es durch Pandemien, Kriege oder Naturkatastrophen oder auch immer wieder durch Flugstreiks oder ähnliche Probleme.

Selbstverständlich ist der Tagestourismus aber auch immer eine Gratwanderung: Zu viel des Guten zerstört das Erlebnis für alle, für die Einheimischen, für die Übernachtungsgäste und für die Tagesausflügler selbst. Die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT), die Organisation im Tegernseer Tal für Tourismusmarketing, wirbt seit längerem nicht mehr im Großraum München für die Region um den Tegernsee, obwohl viele Münchner gern eine kurze Auszeit am Tegernsee genießen. Die Tourismusorganisation setzt vor allem auf Lenkung und Sensibilisierung, denn es geht auch immer um die kleine Minderheit der Menschen, mit denen ein respektvolles Miteinander nicht auf Anhieb reibungslos funktioniert – wozu aber nicht nur die Gäste gehören. Um ein gutes Miteinander zu fördern, nutzt die TTT verschiedene Möglichkeiten wie beispielsweise LED-Tafeln, um den Verkehr bei Großveranstaltungen zu lenken oder Kampagnen, die über das richtige Verhalten am Berg oder auf dem See aufklären. Und nicht zuletzt helfen die Ranger, Gästen und Einheimischen den sicheren Umgang mit der Natur nahezubringen.

Fazit: Die beste Werbung für uns als attraktive Freizeit- und Urlaubsdestination ist Achtsamkeit und ein gutes Miteinander. Achten wir alle gemeinsam darauf, dass drei Dinge für uns stehen: Sicherheit, Sauberkeit, Erreichbarkeit. Gerade beim letzten Punkt können und müssen wir noch besser werden, damit mehr Menschen weniger Stau verursachen. So bleibt unsere Heimat für alle lebenswert.

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