Warum wird die Tegernsee Card mit ihren Vorteilen nur Touristen und nicht Einheimischen zur Verfügung gestellt? „Unseren Gästen wird alles geschenkt, und wir Einheimischen müssen zahlen…“

Kostenlos Bus fahren, täglich freie Streckenfahrten mit dem Schiff, nur die Hälfte bei den Bergbahnen bezahlen und diverse andere attraktive Leistungen. All das erhalten Gäste mit der TegernseeCard „kostenlos“. Warum eigentlich die Einheimischen nicht?

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Foto: Der Tegernsee, Dietmar Denger

Zunächst einmal: Die Vorteile der TegernseeCard werden niemandem geschenkt. Mit der TegernseeCard wurde eine attraktive Premium-Karte geschaffen, wie es auch in vielen anderen Urlaubsregionen Deutschlands üblich ist. Gäste, die bei einer TegernseeCard-Unterkunft übernachten, erhalten automatisch und kostenfrei die TegernseeCard für die Dauer ihres Aufenthalts. Für alle Gäste, die nicht in einer TegernseeCard-Unterkunft übernachten, gibt es die Gästekarte. Mit dieser kann man auch kostenfrei Bus fahren und bekommt Ermäßigungen auf einige Veranstaltungen, nicht aber die zusätzlichen, attraktiven Leistungen der Freizeitpartner.

Die Finanzierung der TegernseeCard trägt sich komplett selbst, d.h. es gibt von keiner Seite Zuschüsse. Hier wurde also ein attraktives Angebot geschaffen, das ausschließlich die teilnehmenden Unterkunftsbetriebe finanzieren, um langfristig noch mehr zufriedene Gäste an sich und an unsere Region zu binden und Umsatz bei den sogenannten Leistungspartnern zu generieren. Das sind touristische Unternehmen aus Kultur, Sport und Freizeit, die sich dem Umlagesystem angeschlossen haben. Sie reichen über das Tegernseer Tal hinaus in den Landkreis bis nach Tirol und bieten TegernseeCard-Inhabern Ermäßigungen von mindestens 50% auf ihre unterschiedlichen Freizeitangebote. Die mit der TegernseeCard verbundenen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen können somit ihren Gästen attraktive Ermäßigungen auf die vielfältigen touristischen Angebote im und rund um das Tegernseer Tal bieten.

Und so funktioniert das Prinzip: Auf der einen Seite zahlen die TegernseeCard-Gastgeber pro Gast und Übernachtung einen Umlagebetrag in einen „Geldtopf“. Auf der anderen Seite stehen die teilnehmenden touristischen Leistungspartner mit ihren Freizeitangeboten. Die Differenz zwischen dem ermäßigten Preis und dem vollen Preis wird den teilnehmenden Freizeitunternehmen aus dem „Geldtopf“ ausgeglichen. Keine Gemeinde oder gar der Tourismusverband „schenkt“ den Gästen oder Gastgebern Geld.

Viele Einheimische wünschen sich eine solche Karte auch zur eigenen Nutzung, quasi eine Art Einheimischenkarte. Die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) hat sich mit diesem Wunsch bereits intensiv auseinander gesetzt. Jedoch wäre die TegernseeCard als „Einheimischenmodell“ abgesehen von vielen rechtlichen Hürden finanziell unattraktiv, weil ja eben keine Leistungen „geschenkt“, sondern umlagefinanziert werden. Wenn Einheimische oder Zweitwohnungsbesitzer auch von den Leistungen der TegernseeCard profitieren wollten, müssten sie dafür ebenfalls pro Nacht (bei Einheimischen wären das pro Jahr 365 Nächte) einen Umlagebetrag einzahlen. Dieser wäre so hoch, dass vermutlich keiner bereit wäre, diese Summe aufzubringen. Da ist es finanziell deutlich vorteilhafter, für die vielen Freizeitangebote im und rund um das Tegernseer Tal gezielt den vollen Preis zu berappen, wenn man sie nutzt. Einige Anbieter haben aber vergleichbare Rabattangebote für Einheimische wie z.B. 10er oder Jahreskarten.

Aber zurück zu unseren Gästen: Nachweislich suchen viele Touristen ihre Übernachtungsmöglichkeit gezielt nach dem Attribut

TegernseeCard-Betrieb“ aus, um von den vielen attraktiven Angeboten zu profitieren. Diese reichen von Ermäßigungen auf Eintritte in Museen und Schwimmbädern, auf Fahrten mit Bergbahnen und Schiffen, Rabatte auf Leihgebühren für Sportgeräte, bis hin zu Ermäßigungen bei Kulturveranstaltungen und Heimatführungen. Die teilnehmenden Leistungspartner profitieren von einem hohen Werbeeffekt, da der Gast über die TegernseeCard auf deren Angebote aufmerksam gemacht wird.

Die TegernseeCard hat darüber hinaus auch lenkende Effekte: Das Angebot der Schifffahrt bringt die Gäste dazu, das Auto stehen zu lassen und somit die Straße zu entlasten. Da die beliebteste Strecke zwischen Bad Wiessee und Bräustüberl ist, können sie so auch dort ein Bier mehr trinken. Die Freifahrt mit dem Bus lässt noch mehr Autos auf dem Parkplatz stehen und entlastet alle anderen Verkehrsteilnehmer. Last but not least, können Gäste mit dem ÖPNV anreisen und mit der TegernseeCard vergünstigt die eSeeShare-Fahrzeuge mieten.

Unterm Strich erhält das Tegernseer Tal so viele zufriedene Gäste, die gern wieder in unsere Region kommen. Die attraktiven Angebote der TegernseeCard verstärkt die Kundenbindung und erhöht damit die Wertschöpfung für die gesamte Region. Insofern kommt die TegernseeCard indirekt auch uns Einheimischen wieder zugute.

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