Erstmal keine neuen Asylbewerber im Tal

Der ungebrochene Zustrom von Asylbewerbern nach Bayern stellt auch den Landkreis Miesbach nach wie vor vor große Herausforderungen. Es fehlt an geeigneten Unterbringungen.

Aufgrund einiger Fälle von Masern in Erstaufnahmeeinrichtungen im Raum München wurde jetzt ein vorübergehender Aufnahmestopp verhängt. Im Tegernseer Tal gilt es, diese Zeit zu nutzen.

Der Einzug der Asylbewerber in Holzkirchen verschiebt sich, weil die Container noch nicht bezugsfertig sind
In Holzkirchen könnte die Container-Siedlung Mitte September bezugsfertig sein.

Insgesamt 256 Asylbewerber finden derzeit Zuflucht im Landkreis Miesbach. Bis Ende des Jahres werden noch 150 weitere erwartet. In Holzkirchen sind die Verantwortlichen inzwischen für weitere Flüchtlinge gerüstet. Die dort im Aufbau befindliche Container-Siedlung steht kurz vor der Fertigstellung. Aufgrund des aktuellen Baustatus schätzt Gerhard Brandl vom Landratsamt Miesbach, dass ab Mitte September dort Flüchtlinge einziehen könnten. „Bis dahin sollte alles fertig und vorbereitet sein“, gibt er sich zuversichtlich. Wann es aber tatsächlich so weit sein wird, ist zur Zeit völlig unklar.

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Die Menschen, die in der Holzkirchner Einrichtung oder auch im Tegernseer Tal untergebracht werden sollen, kommen nämlich nicht direkt dorthin, sondern werden aus Erstaufnahmeeinrichtungen nach einer Art „Verteilerschlüssel“ auf die Kommunen aufgegliedert. Dieser Ablauf ist momentan wegen einiger Krankheitsfälle unterbrochen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sind in der Münchner Bayernkaserne vier Menschen an Masern erkrankt. Daher werden bis auf Weiteres keine Flüchtlinge mehr aufgenommen und so auch nicht an die Unterstandorte im Landkreis Miesbach weitergeleitet. Stattdessen müssen andere Bundesländer in die Bresche springen.

Inkubationszeit muss abgewartet werden

Auf die Frage, wie lange dieser Zustand beibehalten wird, antwortet Florian Schlämmer, Pressesprecher der Regierung Oberbayern: „Das hängt davon ab, ob es weitere Masern-Diagnosen gibt. Ab der Entdeckung eines solchen Falls muss eine Inkubationszeit von 18 Tagen eingehalten werden.“ Angeordnet hat diese Maßnahme das Gesundheitsamt der Stadt München. Mit Stand von heute gilt die Frist noch bis mindestens 11. September. Werden keine neuen Krankheitsfälle festgestellt, könnten wieder Asylbewerber aufgenommen werden, erklärt Schlämmer:

An dem Aufnahme- und Abgangsstopp hängt momentan alles, auch die Verteilung an die nachgeordneten Aufnahmestellen.

Das Landratsamt Miesbach werde im Falle der Aufhebung des Stopps sofort von den höheren Stellen informiert, versichert Schlämmer. Aufgrund der vollen Auffanglager bestehe ein großer Druck, die Menschen weiterzuverteilen, um neue aufnehmen zu können.

„Quote“ im Tegernseer Tal nicht erfüllt

Dann entscheidet sich auch, wann wieder neue Asylbewerber im Tegernseer Tal Zuflucht suchen werden. Nach wie vor ist der Beitrag, den die Talgemeinden zur Unterbringung leisten, relativ gering. Die Zahlen sprechen hier für sich: Von den insgesamt 256 Asylbewerbern, die derzeit im Landkreis leben, konnten nur 18 Personen, also sieben Prozent, im Tegernseer Tal untergebracht werden. „Das Tal ist unterrepräsentiert“, stellte der Verwaltungsleiter des Miesbacher Landratsamtes, Martin Pemler, daher vor wenigen Wochen fest.

Rund 23.100 Einwohner leben nach aktuellem Stand in den fünf Talgemeinden. Das sind 24 Prozent der Bewohner des Landkreises Miesbach. Das Tal zeigt sich aber nur für sieben Prozent der Asylbewerber des Landkreises zuständig. Sieben Personen in Bad Wiessee, sechs in Tegernsee, fünf in Kreuth, so lautet die Zwischenbilanz. Aus Holzkirchen, aber auch Miesbach, werden mittlerweile Stimmen laut, die Talgemeinden müssten hier mehr Verantwortung übernehmen und Solidarität mit den anderen Landkreiskommunen zeigen. Bei der nächsten Dienstbesprechung der 17 Landkreisbürgermeister wird das Thema erneut auf der Agenda stehen.

Henri ist einer der wenigen Asylbewerber die am Tegernsee Zuflucht gefunden haben.
Henri gehört zu den 18 Asylbewerbern, die am Tegernsee Zuflucht gefunden haben.

Im Tal rechtfertigen die Verantwortlichen ihr Handeln bislang damit, dass es am Tegernsee schlicht keinen geeigneten Wohnraum für die Asylsuchenden gibt. Einen Teil der Flüchtlinge aufzunehmen, wird in absehbarer Zeit auch wieder bei uns zum Thema werden. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass der Druck auf die Talgemeinden weiter steigen wird, mehr Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, notfalls auch durch Containerlösungen wie in Holzkirchen.

Wie viele Asylbewerber innerhalb der nächsten Wochen tatsächlich an den Landkreis Miesbach und auch ins Tegernser Tal weiterverteilt werden, konnte Regierungssprecher Schlämmer nicht beziffern. Es gelte nun erst einmal abzuwarten, ob in den Erstaufnahmeeinrichtungen weitere Krankheitsfälle auftreten. Geht die Verteilung weiter, könnten die Neuankömmlinge immerhin in Holzkirchen fürs Erste ein neues Zuhause finden. Im Tegernseer Tal muss derweil die Suche nach geeigneten Wohnraum aber weitergehen.

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