Rund 20 Millionen soll der Neu- und Umbau des Wiesseer Gasthof zur Post kosten. Nun wurden etwa zwei Drittel der Bausumme genehmigt.
So soll man sitzen und trinken – die Planung für den Biergarten im Gasthof zur Post.
Rund 20 Millionen will die Gemeinde Bad Wiessee für den Gasthof zur Post ausgeben. Im nicht-öffentlichen Teil des gestrigen Gemeinderats wurde nun die Kostenberechnung vorgestellt. Für die weiteren Planungen und Ausschreibungen muss diese vom Gemeinderat genehmigt werden. Der Geschäftsleiter der Gemeinde, Hilmar Danzinger, betont jetzt: “Diese wurde mit 14:4 Stimmen genehmigt.” Laut Danzinger sind damit inzwischen etwa zwei Drittel der Bausumme genehmigt.
Ursprünglicher Artikel vom 23. Juni, 09.58 Uhr, mit dem Titel: “20 Millionen und 300 Liter Freibier”
Es gibt Orte, da fährt man durch. Irgendwo eine Tankstelle, vielleicht eine Kirche weiter hinten. Aber ehe man die Gemeinde wahrnimmt, ist man schon wieder am Ortsausgang. Kreuth ist so ein Beispiel. Anders Bad Wiessee – hier gibt es den Lindenplatz und daneben den denkmalgeschützten Gasthof zur Post. Der Gebäudekomplex passt nicht mehr in die Zeit, ist dringend renovierungsbedürftig. Die Zimmer des Hotels sind 35 Jahre nicht mehr “angefasst” worden. Aber der Umbau und die damit verbundenen Kosten hängen maßgeblich von der zukünftigen Pächterstruktur ab. Kurz gesagt: wenig Umbau und günstige Küche gleich weniger Pachteinnahmen für die Gemeinde als Eigentümer der Post.
Nun kann man den gesamten Laden ein wenig aufhübschen, eine Herkules-Teller-Bude reinpachten und hoffen, dass die Kosten schön einstellig bleiben. Billig geht immer. Gibt genug Beispiele im Landkreis, die so ihre gastronomische Mitte aufgezogen haben. Bürgermeister Robert Kühn will das nicht: “Wir brauchen einen Ortskern, der größeren Ansprüchen genügt, der sowohl gastronomisch als auch gesellschaftlich zukunftsfähig ist. Bei einem billigen Pächter hätten wir recht schnell wieder Wechsel zu befürchten, deutlich weniger Pacht zu erwarten und könnten für unsere Vereine weniger bieten.”
Dann also der große Wurf: Einer, der über 20 Millionen Euro kostet. Kühn und seine Verwaltung haben sehr schnell ihre Hausaufgaben gemacht.
Das sagt der Gemeinderat:
Erst gestern wurde im Wiesseer Gemeinderat erneut über den Gasthof zur Post diskutiert – unter der Anwesenheit von rund 25 Bürgern und Bürgerinnen. Als der Beamer das erste Bild der geplanten Außenansicht an die Leinwand wirft, brummt ein Mann: “Ach, du Scheiße.” Wenig später raunt ein weiterer: “I glaub i ziag aus.” Doch der Gemeinderat scheint überzeugt. Nach der Präsentation des Planungsteams ergreift Florian Sareiter (CSU) das Wort: “Tradition, Moderne und Nachhaltigkeit. Das ist uns ganz wichtig gewesen, dass wir das hier zusammenbringen.” Weiter erklärt er: “Wo viel diskutiert wurde, war die Größe des Saals. Ich glaube, das Ergebnis kann sich sehen lassen.” Johannes von Miller (Bündnis90/Die Grünen) betont: “Die Post muss so schnell wie möglich wieder öffnen.” Sie sei essenziell für den Ort. “Für mich ist das heute ein ganz großer Tag”, so der Gemeinderat. Dabei stimmt ihm die zweite Bürgermeisterin, Birgit Trinkl (FWG – Wiesseer Block) zu: “Von Anfang an war ich so überzeugt, weil jede Sekunde klar war, dass wir es richtig anpacken.” Sie sagt: “Es darf keine weitere Verzögerung eintreten.”
Florian Flach (CSU) und Alois Fichtner (CSU) sehen die Pläne weiterhin kritisch. Fichtner argumentiert: “Ich will auch die Post, müssen wir nicht reden. Aber wie es bereits gesagt wurde: nicht um jeden Preis. Wir reden von 20 Millionen. Wir haben eigentlich andere Aufgaben: Straßenbau, das Schwimmbad.” Er betont:
Es muss jedem Bürger klar sein, was das kostet.
Flach finde die Planung zwar wunderschön, muss sich jedoch Fichtner anschließen. “Die Kosten liegen mir schwer im Magen”, sagt er.
Eröffnung für 2025 geplant
Der Biergarten wird zweimal größer, rutscht weiter nach hinten und hat einen Spielbereich. Der alte Saal wird abgerissen, der neue Saal hat Platz für mehr als 250 Personen, bekommt zudem auch eine Bühne, z.B. für Theateraufführungen. Das beliebte Salettl (90 Sitzplätze) bleibt erhalten. Der gesamte Gebäudekomplex wird auf dem neuesten Stand der Energieversorgung gestellt. Erdkollektoren sorgen für Energie aus dem Boden, verlegt werden sie im westlichen Teil. Photovoltaik- und Thermie kommen aufs Dach. Es wird Ladestationen für E-Bikes wie auch für Autos geben. Das Hotel: 42 Zimmer wird es geben, darunter behindertengerechte sowie Familienzimmer. Hinzu kommen noch sechs Personalwohnungen. Die Gemeinde liefert also das, was sie von Hotel- und Kurklinikbetreibern auch fordert: Wohnraum für Personal, um den immer noch angespannten Wohnungsmarkt nicht stärker zu belasten. Allein die Kosten für dieses Extra wird, nach Einschätzung von uns befragten Experten, bis zu zwei Millionen Euro kosten. Hinzu kommt eine komplette neue Küchenstruktur mit neuen, einfacheren Laufwegen.
Zum Pächter: Es wird wohl nicht die Herzogliche Brauerei Tegernsee werden. Möglicher Grund: Auf der Ostseite weiß man, Bier zu brauen, hat aber keine Hotellerie-Kenntnis. Klar, die Wittelsbacher hätten sich Expertise dazunehmen können. Aber einfacher ist für die Gemeinde eine Kompaktlösung aus Bierlieferant und Bettenmacher. Hier wird der Kreis schon kleiner. Wie man hört, soll eine Bekannte aus einer Gastro-Familie aus dem Nachbar-Landkreis Zapfhahn und Rezeption am Lindenplatz übernehmen. Kühn hält sich dazu bedeckt: “Wir sind in finalen Gesprächen. Ich bin da sehr zuversichtlich, dass wir ein ordentliches Bier und einen professionellen, nachhaltig agierenden Gastgeber gefunden haben.” Dahinter steckt natürlich die Absicht, mit einem hochwertigeren Pächter deutlich mehr Einnahmen zu garantieren. Zur Erinnerung: Der Standort Gasthof zur Post soll im Tal – über lange Jahre –, den zweitgrößten Bierausstoß hinter dem Bräustüberl gehabt haben. Stolz ist Kühn zudem darauf, dass nicht nur der Architekt Huber aus Gmund stammt, sondern die großen Fachplanungen mehrheitlich von heimischen Unternehmen, wie z.B. dem Küchenplaner, Sepp Glonner, aus Bad Wiessee durchgeführt werden.
Zeitrahmen: Mit den Abbrucharbeiten soll noch in diesem Jahr begonnen worden. Grob ist die Eröffnung für 2025 geplant. Klar: Es ist kein kleines Projekt. Aber anders als in anderen Orten hat Kühn und die verantwortliche Verwaltung mit dem Bau des Kita- und Krippenzentrum bewiesen, dass sie mit Baukosten haushalten kann. Bei diesem Bauprojekt ist man bislang sowohl im Zeit- als auch im Finanzplan geblieben. Vielleicht auch deswegen hört man von den Gemeinderäten nur noch wenig Widerspruch. Selbst die Opposition scheint mehrheitlich, für das Projekt in diesem Umfang zu sein, sieht auch die Notwendigkeit eines ordentlichen Gastro-Zentrums in Bad Wiessee. Der Plan wurde im gestrigen Gemeinderat mit 16:2 Stimmen angenommen. Kleine Randnotiz: Bei der Vorstellung, am 19. Juli 2023, wird es im Anschluss 300 Liter Freibier geben.
Am 19. Juli wird Robert Kühn um 19 Uhr alle Fakten in einer Bürgerinformationsveranstaltung präsentieren.
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