„Satt und glücklich ins Tal“ hieß der Hüttentest, der die TS-Leser durchs vergangene Jahr begleitete. Doch wer richtet eigentlich all die Bergwanderwege her, die zu den “getesteten” Hütten führen? Gute Wanderwege sind wichtig für die touristische Attraktivität des Tals, aber ebenso für die Sicherheit der Wanderer.
Früher gab es “Zivis” – heute macht der DAV die Arbeit
Einst, „als die Welt noch in Ordnung war“ und es Zivildienstleistende gab, die kleinere Schäden an den Wegen behoben, schien die Wegesanierung gesichert. Die vorhandenen Kräfte boten genügend Manpower auf, um die Wege in Schuß zu halten. Heute rücken hauptsächlich die Ehrenamtlichen des Deutschen Alpenvereins (DAV) aus, um mit Eimer und Schaufel, Hammer, Nägeln und Schrauben, Pickel und Motorsäge für gepflegte Wege zu sorgen. Zwölf Sektionen gibt es im Landkreis.
Ein Teil ihrer Tätigkeiten betrifft den Unterhalt, Pflege und Beschilderung des Bergewegenetzes. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahren der Zustand mancher alpiner Steige deutlich verschlechtert. Für die Sektionen wird es immer schwieriger, freiwillige Helfer für die anstrengende, ehrenamtliche Arbeit vor Ort zu gewinnen. Auch die Zunahme von Starkregen und die damit verbundene Erosion erschweren den Wegeunterhalt.
Von Frühjahr bis Spätsommer ausgelastet
Laut „Berggeist 2012“, der Mitgliederzeitschrift der DAV-Sektion Tegernsee, waren die Aktiven 2012 insgesamt 52 mal talweit in den Tegernseer Bergen im Einsatz, um Bewuchs auszuschneiden und Wege und Stege freizuhalten und zu sichern. Bergwacht und Bauhöfe helfen bei den Einsätzen nach Kräften mit. Doch die Hauptlast trägt der DAV. Laut Schatzmeister Hartl Stahlberg kostet ein Jahr Wegepflege nur an Materialaufwand die Sektion zwischen 4.000 und 5.000 Euro – denn die Ehrenamtlichen kosten ja nichts.
Im Frühjahr geht es los mit der Arbeit. Besondere Schwerpunkte stellen die Wege in der Kreuther Wolfsschlucht, am Plankenstein und Risserkogel, am Hirschberg sowie an Ross- und Buchstein dar. Zu tun gibt es reichlich: Seile müssen gestrafft, lockere Steine ausgeschlagen, Bewuchs beschnitten, Murenabgänge beseitigt und Stege erneuert werden.
Die Arbeiten sind häufig so umfangreich, dass an die fünf Männer die ganze Sommersaison damit beschäftigt sind. Auf Dauer sei das für den DAV kaum zu schaffen. Der Verein ruft nun nach Hilfe.
Es könnte bald Hilfe nahen
Bei einer landkreisweiten Auftaktveranstaltung befasste man sich kürzlich mit dem Thema Bergwanderwege. Landrat, Vertreter aus Gemeinden und Tourismusverbänden, aus den Forstbetrieben, Almwirtschaft und Bergbahnen sowie DAV-Wegereferenten trafen sich, um über die Generalsanierung der Wege zu diskutieren.
„Der Freistaat steht weiterhin zu seiner Verantwortung für die Bergwanderwege im Landkreis und fördert die Generalsanierungen von Alpenvereinswegen großzügig“, so Gabriela Scheierl vom Ressort Hütten, Wege, Kletteranlagen des DAV. Dennoch könne der DAV die Arbeit nicht allein stemmen. Scheierl fordert daher eine Vernetzung der Strukturen vor Ort.
In der Miesbacher Runde war man sich daher schnell einig, dass die Generalsanierung der Bergwege nur gemeinsam zu bewältigen ist. Scheierl stellte zwei Beispiele von sogenannten Wegegemeinschaften in Tirol vor, die sich bewährt hätten. Ein Modell stieß im gesamten Plenum auf breite Zustimmung. Man beschloss, möglichst bald zwei Wegegemeinschaften unter der Schirmherrschaft von Landrat Jakob Kreidl zu gründen.
Gebühren fürs Wandern?
Doch was, wenn dieser Plan scheitert? Wenn es bei “schönen Reden” bleibt? Wenn der DAV weiter allein dasteht mit der Pflege der Wege, könnten sich möglicherweise alternative Finanzierungs-Modelle etablieren. Eine Möglichkeit könnte es sein, dass Wandern auch nicht mehr “kostenlos” bleibt. Analog zu den Gebühren am Wanderparkplatz könnte es zu einer „Bergwanderwegepauschale“ kommen. Gar nicht mal so unrealistisch, oder?
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