Steine: Stille Zeugen der Vergangenheit

Eine geologische Exkursion in die Erdgeschichte des Tegernseer Tals.

Massige Bucherwand aus Oberrhätkalk am Weg zur Schwarztennalm. Foto: Birgit Posselt

Spitz oder flach?

Steine … Steine … nichts als Steine … – nichtssagend?

Stumm, still, spitz, schroff, steil, plattig, mächtig, abgeschliffen oder rund – sowie in großen bizarren Felsformationen –, nehmen wir sie auf den umliegenden Berggipfeln wahr. Steine in allen Variationen, Farben, Größen, Härten und unterschiedlichsten mineralischen Zusammensetzungen finden wir nicht nur im Tegernseer Tal, sondern überall: In jedem Flussbett, am See, am Strand, im Gebirge … – überall liegen sie auf dem Boden. Unsere gesamte Landschaft ist durch Felsen und Gesteine geprägt – von jeher bis heute. Die Felsstrukturen haben aber nicht nur eine landschaftsprägende Funktion, sondern auch einen großen Nutzen. 

Gesteine als Baumaterial

Seit Menschengedenken verwenden wir verschiedene Gesteinsarten auch als Baumaterial: In Kirchen, Sälen und anderen architektonischen Bauwerken verbauten Baumeister in früherer Zeit zum Beispiel den bekannten rötlichen Tegernseer Marmor. Wir können ihn in der Riedersteinkapelle oder in der Pfarrkirche St. Quirinus in Tegernsee bewundern. Der eigentlich rötliche, knollige und faserige Jurakalk wurde dekorierte repräsentative Bauten, aber heute baut man ihn nicht mehr ab. 

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Der Tegernseer Marmor in stark verwitterter Form am Geologielehrweg an der Schwarztenn. Foto: Birgit Posselt

Als hochwertige Natursteinfliesen oder in Steinböden werden Gesteinstypen ebenso verbaut und erfüllen nicht nur einen funktionalen Zweck, sondern sind auch ein Blickfang. Ob erdfarbener Travertin, zeitloser Marmor, Granit oder optisch moderner Schiefer – die unterschiedlichen Gesteinsarten haben sowohl im Innen- als auch im Außenbereich ihren festen Platz. Sie werden also durchaus als wertvoll angesehen. Sie begegnen uns im Alltag auf vielfältige Weise und fast überall. Für den einen oder die andere ist aber gerade das genaue Betrachten oder Begreifen eines Steins unverzichtbar. Den Stein fühlen, um ihn bearbeiten oder begehen zu können, das ist wichtig. 

Für wen könnte das noch wichtig sein?

Fühlen: vom griffigen Fels bis zum weichen Alabaster

Eine Kletterin beschäftigt sich im Vorfeld mit der Gesteinsart und recherchiert, welche Steinart sie gut greifen und welche Felsspitze sie erklimmen kann. Sie ist damit unweigerlich auch eine Gesteinsexpertin.

Auf den hier vorkommenden Kalk- oder hellen Dolomitfelsen kann man zum Beispiel sehr gut klettern. Auch die oft anzutreffenden Gneise eignen sich hervorragend. Der Sportkletterer kennt den vulkanischen Tuff und bevorzugt diesen für die sportliche Klettertour. Oder der Granit – ein in der Tiefe erstarrtes Magma – zählt zu den besten Kletterfelsen. Er ist ein alpiner Klassiker. Je nach Körnung weist Granit sehr gute Reibungseigenschaften auf, ist er jedoch bereits verwittert, kann seine Oberfläche auch sehr rau sein. All das muss man wissen, wenn man sich mit dem Klettern oder Bouldern beschäftigt. 

Aber auch ein Bildhauer muss einige Fakten über die verschiedenen Gesteinsarten kennen. Nicht alle Steine lassen sich gleich gut bearbeiten. Sie unterscheiden sich in Farbe, Struktur, Porosität und Kristallgröße und vor allem in der Härte. So überlegt sich ein Künstler im Vorfeld genau, welchen Stein er in welcher Härte bearbeiten möchte. Der nächste Schritt ist dann die Idee, welche Skulptur oder welches Kunstwerk daraus entstehen könnte. 

Hell, fast durchsichtig, edles Aussehen: Alabaster mit Raspel und Feile bearbeitet. Foto: Birgit Posselt

So lässt sich beispielsweise Alabaster – eine kristalline Art von Gips – gut bearbeiten. Alabaster – optisch dem Marmor sehr ähnlich – ist durch seine Transparenz und Durchsichtigkeit ein beliebter Stein für abstrakte oder einfache Formen. Alabaster lässt sich im Idealfall sehr gut von Hand bearbeiten und kommt in durchsichtig-weißen, grauen, hellgelben oder auch rötlichen Farben mit teilweise weißen Adern vor. 

So gibt es bei der Wahl des Gesteins an sich kein richtiges „richtig“ oder „falsch“, denn die Herausforderung der bildhauerischen Arbeit besteht ja gerade darin, auf das Gesteinsmaterial angemessen zu reagieren bzw. das passende auszuwählen. Für manche Ideen sind bestimmte Gesteine prädestiniert. Jeder Stein zeigt uns seinen ganz eigenen Charakter. 

Und dann stellen wir uns die Frage: Warum sehen manche Steine so ganz anders aus?

Eigener Fund aus dem Mangfallgebirge. Massiver Korallenkalk. Foto: Birgit Posselt

Und wie sind diese Gesteinsformationen entstanden?

Um diese Fragen zu beantworten, begeben wir uns in die Tiefen der Erde und erforschen die Spuren des Gesteinskreislaufs. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem nächsten Beitrag.

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