Steine verformen und verändern sich. 200 Millionen Jahre wandeln sie sich dahin. Auch im Tegernseer Tal schlummert seltener Stein.
Seit Jahrmillionen versuchen Steine, sich einen festen Platz in der mannigfaltigen Gesteinswelt zu erobern. Doch vergeblich. Immer wieder von neuem beginnt der Kreislauf und verändert das Gesicht, die Struktur und das gesamte Erscheinungsbild eines Steins oder ganzer Felsformationen. Dieser immerwährende Prozess kann bis zu 200 Millionen Jahre dauern und ist an sich nie zu Ende: Es gibt keinen Stillstand.
Anhand des Aussehens eines Steins und seiner Form, Farbe und geografischen Lage können wir Rückschlüsse über seine Herkunft ziehen. Manche Steine sind bei großer Hitze und unter viel Druck entstanden, andere entstehen durch jahrelange Anhäufung oder werden wieder eingeschmolzen: Sie werden wieder zu einem Tiefengestein. Daher ist ein tiefschwarzer, dunkler Stein mit großer Sicherheit vulkanischen Ursprungs. Und schon befinden wir uns mittendrin im Kreislauf der Gesteine.
Ständiger Wandel
Der Gesteinszyklus beschreibt den gesamten Prozess der Umwandlung eines Steins in ein anderes, neu zusammengesetztes Gestein. Und da es keinen Anfang und kein Ende gibt, spricht man von einem Kreislauf. Das betrifft alle Gesteine. Sowohl an der Erdoberfläche als auch im Erdinneren laufen ständig verschiedenen gesteinsbildende Prozesse ab. Wer sich ein wenig mit dieser Thematik beschäftigt, betrachtet beim nächsten Mal felsige Strukturen unter einem ganz anderen Blickwinkel.
Diese Umwandlungsprozesse laufen sehr, sehr langsam ab und dauern viele Millionen Jahre. Stark vereinfacht ausgedrückt läuft der Prozess so ab: Magma schmilzt auf, erstarrt, der Stein lagert sich ab. Nun verwandelt er sich, strukturiert sich um, verfestigt sich oder verwittert, wird in kleinere Bestandteile aufgelöst und durch Winderosion abgetragen. Schließlich verkleben sich die kleinen, aber feinen einzelnen Elemente zu einem Sediment. Und irgendwann gelangt er wieder in die Tiefe und wird wieder eingeschmolzen zu flüssigem Magma. Und so schließt sich der Kreis wieder. Schon geht es wieder von Neuem los.
Wodurch unterscheiden sich die Steine?
Wir unterscheiden je nach Entstehungsort und -art drei Hauptgruppen von Gesteinen. Jedoch ist es so, dass diese Gesteinsunterteilungen nur eine grobe Orientierung sein können. Nicht nur über den Kreislauf der Gesteine existiert eine Verbindung der Gesteinsarten, sondern auch über den Luft- und Wasserkreislauf auf der Erde. Ein Durchmischen diverser Arten von Gesteinen ist ebenso möglich.
Magmatisches Gestein oder Erstarrungsgestein
Zähflüssiges Magma erstarrt und kristallisiert aus. Oftmals riechen Vulkansteine lange Zeit nach dem Erstarren noch nach Schwefel. Dieser Geruch stammt von den vulkanischen Gasen. Vulkanisches Gestein ist einfach zu erkennen, meistens ist es sehr dunkel bis schwarz. Nur der poröse Bimsstein ist deutlich heller und so leicht, dass er schwimmen kann. Unten zu sehen ist ein Beispiel für einen Lavastein vom Ätna.
Magmatische Gesteine können wir unterscheiden in Tiefengesteine, die noch im Erdinneren eher langsam erstarren, also in der Tiefe der Erde bleiben. Das wäre beispielsweise der Granit-eher grobkörnig. Die andere Gruppe der Magmatite sind die Basalte. Bekannt sind die typischen Basaltsäulen, die sind bei Kletterern sehr beliebt. Auch der tiefschwarze Obsidian oder -vulkanisches Glas -gehört dieser Gruppe an. Bereits in der Steinzeit wurde vulkanisches Glas als Werkzeug benutzt, da es sehr scharfe Kanten aufweist. Obsidian kühlt sehr schnell ab und konnte daher nicht auskristallisieren. 65 Prozent unserer Erdkruste sind magmatischen Ursprungs.
Metamorphes Gestein oder Umwandlungsgestein
Als Beispiel für ein metamorphes Gestein stellen wir den Gneis vor. Ein bei hohen Temperaturen und starkem Druck entstandenes Gebilde. Wie ein Gneis dann letztendlich aussieht, kann ganz unterschiedlich sein. Dies hängt von den Mineralien im Ausgangsgestein ab. Die Struktur des Steins sieht nach der Wandlung anders aus als vorher. Der aufmerksame Beobachter erkennt hier eine deutliche Schichtung beziehungsweise Schieferung. Hier ein Beispiel aus dem Ötztal: Typischer Gneis aus den Zentralalpen.
Gneis ist mineralogisch verändertes Gestein, meistens mittel- bis grobkörnig, aber der feste Zustand bleibt erhalten. Man kann ihn überall auf der Erde finden, aber vor allem auch in den Alpen. Helle und dunkle Minerale wechseln sich ab und oftmals erkennt man eine parallele Schichtung. 27 Prozent der Erdkruste sind metamorphen Ursprungs. Marmor ist ebenso ein umgewandeltes Gestein.
Sediment- oder Ablagerungsgestein
Ein Sediment entwickelt sich immer dann, wenn verwittertes Gestein zusätzlich durch äußere Kräfte, wie Wind, Wasser oder Schwerkraft an anderen Orten ablagert wird. Daher sind Sedimentgesteine immer geschichtet, denn sie sind aus Ablagerung und Transport hervorgegangen, wobei sie sich in der letzten Phase verfestigt haben. Liegengeblieben sind sie vielfach an Flüssen, Seen, der Erdoberfläche oder auch im Meer. Sedimentgesteine haben oftmals fossile Einschlüsse in sich. So auch bei unserem Beispiel. Ein Kalkstein mit fossilen Einschlüssen aus dem Jura: ein sogenannter Crinoidenkalk.
Die Crinoiden – die kalkhaltigen Hartteile der Seelilien – sanken nach ihrem Absterben im Flachmeer zu Boden und bildeten mit der Zeit immer mächtigere Ablagerungen. Während der Gesteinsbildung verdichtete und verfestigte sich das Lockermaterial allmählich zu Kalkstein. Die Zwischenräume sind mit grobkristallinem Calcit gefüllt. Im Zuge der Verwitterung zerfällt das Gestein sehr leicht. 8 Prozent der Erdkruste sind aus sogenannten Sedimenten aufgebaut.
Und “falls Euch jemand mal einen Stein in den Weg legt”, so lohnt es sich genauer hinzusehen und zu überlegen, was dies bedeuten könnte.
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