Sie sind rasend schnell und kosten einen Bruchteil ihrer großen Helikopter-Verwandtschaft: Drohnen, oder besser Quadrocopter. Sie werden mittlerweile von vielen Rettungskräften eingesetzt. Auch bei uns?
Eine Nacht im Juli: Anruf eines besorgten Rottacher Bürgers bei der Leitstelle in Rosenheim: Die Wallberg-Kapelle brenne. Er könne Flamen sehen. Sofort wird die zuständige Feuerwehr in Rottach-Egern alarmiert. Ein Löschzug setzt sich in Bewegung, fährt 20 Minuten den Wallberg hinauf. Ergebnis? Fehlalarm!
„Die nicht hellweiße, sondern augenfreundliche orange Beleuchtung des Kircherls wirkt bei Nebelreißen oder bei Wolken wie Feuerschein“, erklärt Tobias Maurer, Kommandant der Feuerwehr in Rottach-Egern. „Nachts im schwierigen Gelände auszurücken, ist auch kein Spaß.“
Dreimal sei es im vergangenen Sommer deswegen zu Fehlalarmen gekommen. Nun wird die Kirche nur noch bis 22 Uhr angestrahlt.
Quadrocopter nicht Drohnen
Vor zwei Wochen: Eine vermisste Person im unwegsamen Gebiet von Kreuth. Rettungsmannschaften rücken aus, Hubschrauber werden angefordert. Glück im Unglück: Die Frau kann um Hilfe rufen, kann auf sich aufmerksam machen. Zwei Fälle, in der der Einsatz der kleinen Fluggeräte sinnvoll wäre.
Dabei redet der Laie immer von Drohnen, was nicht ganz richtig ist. Es handelt sich meist um Quadrocopter oder kurz Quadcopter. Der unbemannte Flieger wird per Fernsteuerung vom Boden aus in seiner Bewegung kontrolliert. Der Drehflügler lässt sich aufgrund der vier Rotoren auf engem Raum manövrieren und kann auf der Stelle schweben; – wie ein Hubschrauber. Der Quadcopter fliegt 19 Meter pro Sekunde, kann bis zu 30 Minuten in der Luft bleiben und hat eine Reichweite von bis 2000 Metern. Gerne haben die kleinen Flugwichte noch Extras wie Wärmebildkameras und Lautsprecher.
Statt einen Löschzug mit einem Dutzend Personen in die Nacht zu schicken, wäre der schnelle Kontrolleinsatz mit dem Quadcopter am Wallberg sinnvoll. Klar: Das ist kein Spielzeug, auch die Feuerwehr darf das trainieren. Auch ein ständiges Üben und Weiterbilden ist dann unabdingbar, um das Potenzial aus den Fluggeräten herauszuholen. Jetzt hat der Rottacher Feuerwehrverein Geld für eine Quadcopter-Anschaffung in Aussicht gestellt.
Hochzeiten am Wallberg
Bürgermeister Christian Köck findet das auch sinnvoll. “Grundsätzlich ist das eine Bereicherung, die ich voll unterstütze.” Allerdings ist es dann doch etwas herausfordernd: Zum einen segeln am Wallberg bei gutem Wetter viel mit dem Gleitschirm den Berg hinab. Da muss der viergeflügelte Roboter unten bleiben. Nachts aber dürfte das kein Problem sein. Köcks Bedenken? Hochzeiten, die dort oben an der kleinen Kirche stattfinden. Spektakuläre Aufnahmen mit einem Quadcopter werden zunehmend beim Hochzeitsfotograf angefragt. “Wenn wir also das Fliegen einem Fluggerät für die Feuerwehr erlauben, kann das bei anderen Begehrlichkeiten wecken”, fürchtet der Bürgermeister von Rottach-Egern.
Kommandant Maurer freut sich auf das Gerät: “Wir können das zum Zwecke der Aufklärung, Einsatzführung, Beweissicherung und Dokumentation, vor allem aber für Lageerkundungsaufgaben einsetzen.” Glutnester können beispielsweise bei Waldbränden besser und schneller erfasst werden. Auch bei Hochwasser, Schneekatastrophen und Erdrutschen bietet sich der kleine Freund in den Lüften eben an.
Taktische, ökonomische und natürlich auch ökologische Gründe sprechen insbesondere dann für einen Quadcopter, weil er denn Einsatz von Hubschraubern minimieren kann. Und die Zukunft verspricht eine immer bessere Technologie. In der Schweiz werden hitzeresistente Copter getestet, die Daten schnell und präzise aus dem Brandherd liefern kann. Schon jetzt können einige Drohnen Schläuche auf hohe Gebäude heben und kleine Brandnester mit Löschmittel bekämpfen.
Die Kosten sind überschaubar, schon in einfachen Versionen mit einer Wärmebildkamera liegen die Preise zwischen 5000 und 9000 Euro. Angesichts der vielseitigen Verwendung spricht sich die Feierwehr-Expertise für eine flächendeckende Nutzung der Copter aus.
Allerdings leben wir in Deutschland, der Heimat vielfältiger Regulierung. Da kann man nicht einfach so hochsteigen.
Wenn jetzt jeder fliegt?
Wenn das jeder macht? Der Copter darf natürlich nur im Sichtbereich geflogen werden. „Gerade zu Erkundungszwecken ist es jedoch notwendig, auch ohne Sichtverbindung aus einer Deckung heraus hinter Objekte zu fliegen, um die eigenen Einsatzkräfte vor den Gefahren der Einsatzstelle zu schützen“, erklärt Franz Petter von der Feuerwehr Hamburg. Wärmebildkameras liefern selbst im Nebel gute Bilder und sind trotz verrauchtem Himmel über einer Einsatzstelle einsetzbar, auch wenn man die Drohne selbst dabei nicht mehr ständig sieht. Aber darauf ist der Gesetzgeber nicht eingestellt.
Der deutsche Feuerwehrverband fordert seit langem, dass „das Luftverkehrsrecht unverzüglich dahingehend geändert werden muss, sodass Drohnen der Feuerwehr in allen Bundesländern vereinheitlicht unproblematisch und ohne Rechtsbruch eingesetzt werden können“. Der für den Bereich Einsatz, Löschmittel und Umweltschutz zuständige Vizepräsident Hartmut Ziebs betont in einer Mitteilung: „Jeder Tag, der vergeht, an dem wir über den Einsatz der Drohnen diskutieren müssen, kann unsere Kameraden in ernsthafte oder gar tödliche Gefahr bringen.“
Rottach-Egern hat nun bald ein Fluggerät. Auch die Stadt Tegernsee denkt über die Beschaffung einer Drohne nach, da sie bereits 2022 mit der DLRG Tegernsee hier gute Erfahrungen gemacht haben.
Infobox
Ursprünglich wurden Drohnen nur in der zivilen und militärischen Luftfahrt eingesetzt. Seit mehreren Jahren ist diese Technik aber auch für Privatpersonen verfügbar. Zahlreiche Hersteller haben sich dem Bau von Drohnen verschrieben und auf dem Markt gibt es nahezu unendlich viele Modelle. Dabei reicht die Auswahl vom absoluten Einsteiger-Modell bis hin zur Profi-Drohne für den Einsatz in schwierigem Gelände oder mit besonders starken Motoren für mehr zusätzliches Gewicht. Begriffsdefinition: Drohne und Quadrocopter. Mit einer Drohne (engl. Drone) verbindet man im Allgemeinen auch ein unbemanntes Luftfahrzeug – so die offizielle Bezeichnung. Denn: Eine Drohne wird ohne Besatzung betrieben und kann von außen navigiert – also gesteuert – werden. Hier mehr Infos auf Wikipedia. Viele der heute erhältlichen Drohnen bzw. Quadrocopter können über unterschiedliche Methoden gesteuert werden. Die meisten werde per Funk gesteuert, viele der Geräte werden direkt über den Computer oder das Smartphone gesteuert. Viele Modelle besitzen auch bereits GPS-Module, worüber sich der Quadrocopter orientieren kann.
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