Obacht Gegenverkehr! Rennradliebe Sutten

Die Paradestrecke für Radfahrer in der Region birgt Konfliktpotential. Der Gemeinderat von Rottach-Egern diskutierte die Verkehrssituation.

30-er Zone? Die geht bis in die Valepp, zumindest der Theorie nach. Das Schild steht direkt bei der Mautstelle. Foto: Birgit Posselt

Sutten: ein gefährliches Terrain 

Die prekäre Verkehrssituation an der Mautstraße Sutten war eines der Themen der jüngsten Gemeinderatssitzung am Dienstag, 19. September 2023. Seit der Novelle der Straßenverkehrsordnung im April 2020 müssen Kraftfahrzeuge beim Überholen außerorts mindestens zwei Meter und innerorts mindestens 1,5 Meter Seitenabstand zu Radfahrern halten. Aufgrund der schmalen Straße kann dieser Abstand “mit den großen Bussen nicht eingehalten werden”, erklärt der Bürgermeister Christian Köck der Gemeinde Rottach-Egern. Es gab sogar eine Zeit lang Überlegungen, die Buslinie aus diesem Grund ganz einzustellen; dies wollten die Gemeinden und der Bürgermeister Köck verhindern, weil das Suttengebiet eine beliebte Wanderregion ist. Daraus entstand die Idee, kleinere Fahrzeuge einzusetzen und ein Subunternehmer des RVO wurde beauftragt. Erschwerend kommt hinzu, dass dies hier eine Bergstraße ist.

Hinein ins Radl-Paradies Valepp

Die top asphaltierte Mautstraße Enterrottach-Sutten führt auf einer Länge von zehn km zum Wanderparkplatz in der Valepp. Bei Freizeitsportlern, Bergwanderern, Radfahrern und Spaziergängern sehr beliebt, denn von hier aus führen zahlreiche Wanderwege auf wunderschöne Berggipfel der Umgebung. Die teils sehr schmale, stellenweise, vor allem in den Kurven, sehr unübersichtliche Strecke birgt daher ein hohes Gefahrenpotential in sich. Auch wenn man versucht hat, die gefährlichsten Stellen durch Felssprengungen zu entschärfen, kann man sich hier mit jedem Fahrzeug zügig fortbewegen: bergauf und bergab. Normalerweise dürften alle Verkehrsteilnehmern nur 30 km/h fahren. Daher steht an der Mautstelle Sutten steht am Anfang ein 30-er Zonen-Schild. “Wir haben allerdings mit den 30 km/h rechtlich irgendwann keine rechtliche Grundlage mehr gehabt, weil das ja ein außer Ortsgebiet ist”, erläuterte der Bürgermeister. Dieses gilt natürlich für Bergauf und Bergab-Fahrten.

Über den Asphalt freuen sich viele Rennradfahrer, denn Radfahren in alpiner Kulisse bei gleichzeitig wenig Autoverkehr macht einfach Spaß; das weiß man aus eigener Erfahrung. Aber nicht nur Rennradler, sondern auch E-Biker, Graveler oder Mountainbikerinnen sind hier unterwegs und genießen die Landschaft. Nicht umsonst ist die Valepperstraße eine der meistbefahrenen Radstrecken in der Region. 

Anzeige
Wer radelt, kann hier ordentlich Speed kriegen. Aber Obacht; Autos kommen entgegen. Foto: Birgit Posselt

Die größere Gefahr sei das Bergab fahren, so die Mitglieder des Gemeinderates. “Da kann man es schon mal krachen lassen”, wie die Radlerinnen und Radler sagen. Auf der Suttenstraße werden Geschwindigkeiten von bis zu 58 km/h erreicht und wenn man sich dann vorstellt, mit einem Bus oder einem Auto zu kollidieren … Und da spielt es keine Rolle, ob man mit einem E-Bike oder einem Rennrad unterwegs ist. Gefährlich ist es für alle Beteiligten: Busfahrer, Autofahrer sowie Radfahrer oder auch Fußgänger.

Maßnahmen: Achtung-Schilder

Im Gemeinderat wurde daher vor allem diskutiert, welche sinnvollen Maßnahmen es geben könnte, um das Rasen zu stoppen. Mit dem „Obacht Gegenverkehr“-Schild nahe der Monialm werden Radfahrerinnen und Radfahrer vor dem Hinunterfahren daran erinnert, dass sie hier immer mit motorisiertem Gegenverkehr rechnen müssen. Das heißt, sie sollten jederzeit bremsbereit sein und schnell reagieren können. An der Wallbergstraße gibt es bereits ähnliche Schilder für Radler.

Der Parkplatz vor der Mautstelle Sutten. Hier treffen Radfahrer, Busse, Wanderer sowie Autos aufeinander. Foto: Birgit Posselt

Die Frage ist nur, inwieweit diese Schilder auch in der Realität dazu führen, dass die Besucherinnen und Besucher aufmerksam werden bzw. sich bewusst werden, dass diese Gefahr besteht? Dies stellte auch die Mitarbeiterin der Mautstelle infrage. Es liege doch stets im Ermessen eines Einzelnen verantwortungsvoll zu fahren.

“Ich glaube, dass es jedem einleuchten muss, dass sein eigenes Verhalten möglicherweise auch andere in Gefahr bringt und ned nur sich selbst. Vielleicht kann man ja da noch mal was erreichen, wenn man die Leute zur Vernunft ruft …”, betonte der Bürgermeister am Ende der Diskussion.

Ganz besonders prekär ist die Situation unten am Parkplatz, wo die Busse die Personen einsteigen lassen. Hier rasen die Radfahrer mit hoher Geschwindigkeit von oben kommend vorbei. Passiert ist allerdings noch nichts. Noch nicht.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner