Seit Jahren sind wir Nachbarn. Unsere Redaktion und die Papierfabrik werden nur durch die Mangfall getrennt. Zeit mal vorbeizuschauen:
Während draußen die ersten Blätter fallen, wackeln wir von der Tegernseer Stimme zur Blättersuche in den Untergrund, machen einen Rundgang durch die Produktionsstätte der Papierfabrik Gmund.
Ursprünglich hatten sich zahlreiche Papierfabriken im Tegernseer Tal niedergelassen, bis heute “überlebt” haben nur zwei – darunter Gmund Papier, direkt an der Mangfall gelegen. Bereits in vierter Generation betreibt Florian Kohler das Unternehmen. Seit 2020 leitet Kohler gemeinsam mit Torsten Dreke die Fabrik seit 2020.
Florian Kohler ist, wie sein Bruder Korbinian, der bis 2004 auch in der Firma tätig war, eng mit dem Tal verbunden. Beide Brüder engagieren sich in der Lokalpolitik, Florian sitzt im Stadtrat Tegernsee, sein Bruder in Gmund. Laut Brancheninsider-Dienst North Data hat das Unternehmen im Jahr 2021 einen Gewinn von über 2,5 Mio. Euro erwirtschaftet.
Von Holländern und Heidelbergern
“In den letzten 200 Jahren hat sich hier viel getan”, verrät uns Sabine Huber, zuständig für Communications und Cooperations. “Uns war dabei immer wichtig, am ursprünglichen Standort zu bleiben und, wenn nötig, anzubauen.”
Die Liebe zum Detail und zur Präzision sowie der hohe Qualitätsanspruch des Unternehmens zeigen sich nicht nur in den weltweit bekannten Produkten, sondern bereits in der gut strukturierten Produktion. Neben Maschinen aus dem letzten Jahrhundert wie dem “Holländer” oder der Original Heidelberger Buchdruckmaschine befindet sich in einem eher unscheinbaren Glaskasten die digitale Schaltzentrale der Produktion. Hier werden die Produktionsabläufe gesteuert und festgelegt: Wie viel Papier darf in welcher Stärke, Farbe und Beschaffenheit produziert werden?
Der Kontrast zwischen Zukunft und Vergangenheit gibt einem das Gefühl, durch einen Science-Fiction-Film zu laufen. Dazu riesige Ströme blutroter Papierlauge, die durch Walzen und Schleusen gepresst werden, um das Wasser zu entziehen – keine Angelegenheit für Zartbesaitete, dafür umso mehr für Technik- und Maschinenbau Interessierte.
Grün gewinnt
Wie fortschrittlich das Unternehmen ist, zeigt auch die Schwerpunktlegung auf Umweltbewusstsein und ressourcenschonende Produktion. “Wir legen besonderen Wert darauf, in jedem Produktionsschritt nachhaltig zu handeln, um den Rohstoffkreislauf zu gewährleisten. Dazu zählt auch Wasserschutz. Gerade aufgrund unserer Lage im Wasserschutzgebiet und an der sauberen Mangfall leiten wir keinerlei Abwasser ein, sondern haben eine eigene Kläranlage, in der das Wasser chemikalienfrei aufbereitet wird.”
Besonders stolz sind sie auf die Zertifizierung der Produkte mit dem FSC und dem Gmund Eco Zertifikat. Ganz vorne: Die “Gmund Colors”- Serie, die nicht nur mit ihrer bunten Palette aus 48 komplementären Farben besticht, sondern weltweit als erstes Farbpapier CO₂-neutral hergestellt wird. Klar, dass das Unternehmen große Visionen hat und auf Worte Taten folgen lässt.
Exportschlager Qualitätspapier
Diese Standards scheinen gut anzukommen – über 70 Prozent der produzierten Ware werden ins Ausland exportiert. Ein Gutteil davon nach Südkorea: “Made in Germany wird dort einfach extrem geschätzt”, ergänzt Frau Huber. Aus der ursprünglichen Büttenfabrik ist ein globales Unternehmen mit einem weltweiten Kunden- und Vertriebsnetzwerk geworden, das sich einer guten Auftragslage erfreut. “Zu tun gibt es genug, und langweilig wird einem hier sicher nicht”, erklärt uns die Fachfrau bei der Verabschiedung. “Wir freuen uns immer über tatkräftige Unterstützung.”
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