Vielfach diskutiert und nicht immer beliebt ist der Nager, der auch rund um den Tegernsee wohnt. Einige Biberfamilien fühlen sich hier wohl. Wir haben recherchiert, was den Biber auszeichnet.
Der Biber umwandert den See
Die Meinungen über ihn gehen weit auseinander und die Zwiespältigkeit über ihn ist nichts Neues. So sind einige Bewohner des Sees erfreut über seinen Besuch, während sie auf der Liegewiese weilen, und andere toben, weil er ihr Grundstück “betreten” hat und umgräbt. 2006 wurde der erste eingewanderte Biber im Landkreis Miesbach wieder entdeckt. Doch wieviele Biber gibt es im Tegernseer Tal?
“Der Bestand der Biber hält sich konstant. Wir betreiben aber kein Monitoring. Im Straßenbereich gibt es regelmäßig verunfallte Biber. Es kommen aber jedes Jahr wieder Junge nach, die sich in den Seezuläufen auf der Suche nach einem Revier in den Gärten der Anwohner bemerkbar machen”, so die Pressestelle des Landratsamtes Miesbach, Abteilung Naturschutz. Eine ganz exakte Zahl könne man jedoch nicht nennen, denn es gibt kein Monitoring, da dies zu teuer und zu aufwendig wäre, erklärt das Landratsamt Miesbach.
Auch der Biberberater des Landkreises Miesbach, Max Wolf, kann keine genaue Zahl festmachen: “Weil der Biber ned imma überall zur selben Zeit is bzw. seinen Bau hat. Und er muss am Tegernsee immer wandern, einmal is er in Wiessee, dann is er wieder in Gmund, dann in Tegernsee, dann in Kaltenbrunn und steigt wieder in einen Kanallauf. Das sind mehrere, aber wieviele genau kann man nicht sagen (…) Ich möchte mich nicht auf eine Zahl festlegen”, führt Wolf aus. Eines ist auf jeden Fall klar: “Der Biber ist am Tegernsee fest verankert”, so Wolf und klar bekommt er auch “Gegenwind”.
Auch das Landratsamt hört immer wieder von gemeindlichen Bauhofmitarbeiterinnen und –mitarbeitern von Biberspuren. Daher gibt es das Bibermanagement. Zum einen kann man sich hier beraten lassen und zum anderen kann bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises gestelltes Zaunmaterial geholt werden, um Schäden möglichst gering zu halten. Auch die Fischer am See waren anfangs nicht so begeistert über den Biber, aber “der Fischbestand hat sich seitdem erhöht”. Denn der Biber schafft Ruhezonen und das ist ideal zum Laichen. Und nun werfen wir einen genaueren Blick auf das “phänomenale Tier”, wie der Biberberater das Tier nennt.
#1 Gewicht und Größe
Der heimische Biber, das zweitgrößte Nagetier, bringt ein Gewicht von bis zu 30 Kilogramm auf die Waage. Er ist bis zu einem Meter lang und seine Kelle, der flache Schwanz, ist circa 30 bis 34 Zentimeter lang.
#2 Körperbau, Aussehen und Sinne
Er kann perfekt seine Umgebung auschecken, da seine Nase, Augen und Ohren auf einer Linie am Kopf liegen und er so, wenn er fast untergetaucht ist, doch seine Umgebung kontrollieren kann. Er kann sehr gut hören und riechen, nur Farben kann er nicht differenzieren. Zudem ist er kurzsichtig. Am Maul und an den Augen trägt er Tasthaare, um sich besser orientieren zu können. Meistens ist er in der Dämmerung unterwegs oder in der Nacht.
#3 Ein sehr guter Schwimmer
Dass der Biber gut tauchen und schwimmen kann, ist bekannt. Mit seiner Kelle steuert er, durch die mit Schwimmhäuten versehenen Hinterfüße erzeugt er Vortrieb und wenn er schwimmt oder taucht, legt er die Vorderfüße an. Ideal ist sein Körperbau: so kann er leicht durchs Wasser gleiten. Seine Füße sind perfekt zum Graben und mit den Vorderfüßen kann er zudem gut greifen.
#4 Der Biber macht sich hübsch
Der Biber ist eitel, denn er kämmt sein Fell regelmäßig. Nicht nur wegen des Aussehens, nein es ist auch ein Ritual, Kämmen muss natürlich auch sein: Das kann der Biber mit seiner speziellen Zehe, die als Doppelkralle ausgebildet ist. Das dichte, wärmeisolierende Fell ist meistens hell- bis dunkelbraun, bisweilen auch schwarz. Am Bauch hat der Säuger etwa 40-mal mehr Haare pro cm² als die menschliche Kopfhaut. Regelmäßig pflegt und fettet er es mit dem Sekret seiner Öldrüsen. So hält das Fell ihn warm und trocken.
#5 Revierabgrenzung
An seinen hauptsächlichen Lebensbereich, dem Element Wasser, ist er hervorragend angepasst. Nase, Augen und Ohren liegen auf einer Linie hoch am Kopf, sodass er, fast ganz untergetaucht, seine Umgebung kontrollieren kann. Hör- und Geruchssinn sind sehr gut ausgeprägt, er ist aber farbenblind und kurzsichtig. Tasthaare an Maul und Augen dienen als zusätzliche Orientierungshilfe. Er kann beides: zu Wasser und zu Land, leben. Und ganz wichtig: er grenzt sich gegen Eindringlinge ab, indem er ein öliges Sekret absondert. Die Größe des Biotops, das er bewohnen kann, ist bisweilen ein 1 bis 3 Kilometer langes Fließgewässer.
#6 Der Biber ist Vegetarier
Er ist ein reiner Vegetarier und nagt nicht nur Weichholz an, sondern auch harte Hölzer und transportiert auch große lange Stämme. Im Winter besteht seine Nahrung nur aus Baumrinde, daher fällt er im Herbst auch Bäume. Vor seinen Bau positioniert er dann für den Winter Äste und Zweige zu Flößen unter Wasser. Dies hat den Zweck, dass er an die Nahrungsvorräte auch bei geschlossener Eisdecke hinkommen kann. Im Sommer ernährt er sich vom Wasserpflanzen, den jungen Trieben von Weichhölzern, Gräsern, Kräutern und Stauden. An die 300 Pflanzen stehen auf seinem Speiseplan. Er fällt auch mal gerne Bäume, um an die frischen Blätter heranzukommen.
#7 Familienleben
Die Biberpaare sind monogam und haben ein Leben lang den gleichen Partner, es sei denn, der Partner stirbt. Er ist ein sehr soziales Wesen und es gibt innerhalb der Familienbande keinen Futterneid. Nahrung wird stets geteilt. Nach drei Jahren sind die Jungen geschlechtsreif und rücken aus. Meistens leben in der Biberburg bis zu vier Junge. Der Biber hält keinen Winterschlaf, wie viele andere Tiere.
#8 Vom Bauen, Stauen und Fällen
Der Nager gilt als „Landschaftsgestalter“. Sein Metier ist das Staudammbauen. Durch die Biberdämme wird das Wasser länger in der Landschaft zurückgehalten, den Extremhochwassern nach starken Niederschlägen wirkt der Biber entgegen. Biber sind als Spezialisten bekannt für ihre Dammbauten, die letztendlich den Grund haben, ihre Burg mit Wasser zu versorgen. Ihm ist es wichtig, einen Wasserstand von mindestens 60 Zentimeter zu erreichen. Der Eingang in den Bau liegt immer unter dem Wasserspiegel und die eigentliche Wohnung über dem Wasser.
Eine weitere Besonderheit ist das Baumfällen, das er mit seiner speziellen Sanduhrtechnik hinbekommt. Nur so kommt er an die Blätter heran. Er schafft sogar einen Baum mit circa 50 Zentimeter zu Fall zu bringen. Somit kann man dem Biber doch einiges Positives abgewinnen.
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