Wer am Samstag für seine Lieben Brötchen geholt hat, hat vielleicht eine Tüte mit dem Spruch: “Gewalt kommt nicht in die Tüte” in die Hand bekommen. Anlass war der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen.
In Miesbach haben gleich zwei Bäckereien bei der Aktion mitgemacht: etwa die Bäckerei Perkmann. Drinnen Brezn und Semmeln, auf der Tüte Telefonnummern und Webadressen von Hilfseinrichtungen, an die sich Frauen und Mädchen wenden können, die zu Hause Gewalt erleben. Denn Gewalt hat viele Gesichter, angefangen bei Demütigungen und Beleidigungen, die oft der Einstieg zu körperlichen oder sexuellen Übergriffen sind.
Zum zweiten Mal im Landkreis
Zum zweiten Mal unterstützen regionale Bäckereien die Kampagne des Vereins One Billion Rising München e.V. Es ist ein “niedrigschwelliges” Angebot, so Gudrun Gallin, die die Außenstelle des Frauennotrufs in Miesbach leitet und seit 1989 beim Frauennotruf Rosenheim arbeitet. Eine Aktion, die wie “eine Brücke” funktionieren soll und es Frauen leichter machen soll, sich Hilfe zu suchen. Denn die Zahlen gehen in der Tendenz hoch, etwa in Rosenheim, bestätigt Gallin. Zudem komme eine immense Dunkelziffer hinzu, weil häusliche Gewalt nicht immer angezeigt werde.
Istanbul-Konvention
Die Istanbul-Konvention des Europarats soll Frauen und Mädchen vor Gewalt schützen. Sie ist ein internationales Abkommen, das Gewalt gegen Frauen und Mädchen als Menschenrechtsverletzung und als Zeichen der Ungleichstellung von Frauen und Männern definiert. Seit Februar 2018 ist die Konvention in Deutschland geltendes Recht. Damit haben auch die Kommunen die Pflicht das Vertragswerk zu erfüllen, und für Frauen und Mädchen ein entsprechendes Hilfesystem bereitzustellen.
Hintergrund
In Deutschland ist jede vierte Frau von körperlicher oder sexualisierter Gewalt betroffen. Oft sind es Partner oder Ex-Freunde. Allein im vergangenen Jahr gab es knapp 158.000 Opfer von Partnerschaftsgewalt, laut Bundeskriminalamt. Mit 80 Prozent ist die große Mehrheit weiblich. 2022 ist die Zahl der Fälle im Vergleich zum Vorjahr um 9,4 Prozent gestiegen. Jeden dritten Tag geschieht ein Femizid.
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