Vor ein paar Tagen ist die Tegernseer Stimme 14 geworden. Im Podcast blickt Gründer und Geschäftsführer Peter Posztos auf viele bewegte Jahre zurück. Hier haben wir nochmal die wichtigsten Fragen für euch zusammengefasst:
Julia Jäckel: Im 19. April 2010 seid ihr gestartet. Lass uns eine Zeitreise machen. Was hat Dich dazu gebracht, mit der Tegernseer Stimme anzufangen?
Peter Posztos: Ich habe ja früher hier in Gmund gewohnt. Vor 15, 16 Jahren kam ein Freund, der Journalismus studiert hat und ich auf die Idee, es mal mit digitalem Online-Lokaljournalismus zu probieren. Wir haben bestimmt eineinhalb Jahre vorher immer wieder darüber geredet, dass man da mal was machen müsste und mal was ausprobieren. Die Frage war immer zu der Zeit und ist heute immer noch sehr drängend: Kann man diesen Online-Journalismus überhaupt bezahlen?
Julia Jäckel: Was hat euch gefehlt in der lokalen Medienlandschaft?
Peter Posztos: Also erstmal muss man sagen, dass uns einfach nur die fixe Idee bewegt hat, zu beweisen, dass es funktionieren kann.
Weil es war halt so wie ein Berg, der halt da ist. Wenn etwas schwer wirkt, finde ich das erstmal spannend.
Julia Jäckel: Warum schwer?
Peter Posztos: Weil es schon viele probiert haben. Wir haben unter anderem auch hier im Tal Umfragen und Interviews geführt. Im lokalen Bereich war meistens die Rückmeldung, wir brauchen das nicht, weil es den Merkur oder die Tegernseer Zeitung als Hauptmedium gab. Aber im Lokalen gab es eine Lücke. Wir wollten etwas Neues bieten. Etwas, das schnell und digital auf die Bedürfnisse der Leser eingeht. Wenn viele sagen, das wird nicht funktionieren, dann kann man es trotzdem einfach probieren.
Julia Jäckel: Und wie hat sich die Tegernseer Stimme im Laufe der Jahre entwickelt?
Peter Posztos: Wir haben schnell gemerkt, dass Schnelligkeit in der Berichterstattung eine unserer Stärken ist. Wenn etwas passiert, sind wir sofort vor Ort und berichten darüber. Das hat sich sehr positiv auf unsere Leserzahlen ausgewirkt.
Julia Jäckel: War das euer Hauptkriterium? Die Schnelligkeit?
Peter Posztos: Geschwindigkeit ist fast immer am leichtesten darzustellen. Also wenn du es wirklich willst und wenn du schnell berichten willst, ist das in einem lokalen Umfeld sehr leicht machbar. Denn du kriegst ja viel mit. Erstens hört man viel. Also, wenn jetzt irgendwie die Sirene geht, dann hörst du es halt. In dem lokalen Umfeld kannst du auch mal losfahren, irgendwie nach Bad Wiessee und da Bilder machen. Und du kannst sehr schnell darüber berichten. Also Schnelligkeit war ein Punkt, um sich abzuheben. Unser Hauptanspruch am Anfang war aber eine Art Gegenöffentlichkeit zu bilden.
Julia Jäckel: Die Käseglocke anheben? Was meinst Du mit diesem Bild?
Peter Posztos: Das Bild ist eigentlich, dass das Tal, und das ist ja nicht nur hier das Tegernseer Tal, sondern es gibt noch andere Regionen in Deutschland, die sind so schön und auch so prosperierend, da funktioniert so viel; doch diese Gesellschaften befinden sich manchmal – so ist mein Bild – wie unter so einer Käseglocke.
Darunter ist der Käse und da scheint die Sonne drauf. Wenn du nicht ab und zu diese Glocke anhebst und frische Luft reinlaufen lässt, dann fängt es an zu müffeln. Und das ist meines Erachtens ein ganz wichtiger Punkt als Journalist; dass man es schafft, immer mal wieder in den guten Momenten diese Käseglocke zumindest ein leichtes Stück anzuheben, damit frische Luft reinkommt.
Julia Jäckel: Habt ihr euch damals auch mit Community-Journalismus beschäftigt?
Peter Posztos: Ich glaube, dass es im Internet ganz viele Beispiele für Communitys gibt, die sehr gut funktionieren. Und ansonsten, wir sind ja eine Community hier, mehr oder weniger. Und wir haben schon relativ schnell gemerkt, dass dieser Ansatz, den Menschen eine Stimme zu geben, wichtig ist.
Julia Jäckel: Was sind so Punkte, wo du sagst, das hat dich total überrascht und vielleicht auch herausgefordert? Umgekehrt, was war einfach total “easy”, obwohl Du vielleicht vorher lange darüber nachgedacht hast?
Peter Posztos: Also, easy war gar nichts. Es war die letzten 14 Jahre nie einfach. Es ist immer ein Kampf gewesen um Inhalte, auch im Rahmen der Konkurrenz, um sich auch durchzusetzen gegen den Wettbewerb. Und es war auch immer ein Kampf, sich abzusetzen oder eine gewisse Distanz zu wahren.
Eben sich nicht vereinnahmen zu lassen, so wie ich es gerade gesagt habe; von den Lesern, das ist die eine Sache; aber viel wichtiger auch von der Politik und von Unternehmen. Wir wollten keine Kommunikationsagentur oder ein Kommunikationsmedium werden. Fehlende Distanz, mangelnde Distanz ist eine der größten Gefahren für lokalen Journalismus.
Julia Jäckel: Peter, danke für das Gespräch.
Hinweis: Das Interview wurde für eine bessere Lesbarkeit gekürzt und redigiert: Das vollständige Gespräch könnt ihr im Podcast nachhören.
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