Die kürzlich in der Rottacher Seestraße eröffnete Brasserie au lac 51, geführt vom ehemaligen Sternekoch Dieter Maiwert und seinem Partner Frank Heppner. Bereits im Vorfeld sorgte die Neuereröffnung für großes Aufsehen – und das nicht nur aufgrund der beeindruckenden Karrieren der beiden in der Spitzengastronomie.
Frank Heppner geriet im Zusammenhang mit der sogenannten Reichsbürger-Szene in Verdacht, an der staatsfeindlichen Organisation um Prinz Heinrich XIII. Reuss beteiligt gewesen zu sein, was sogar zu seiner vorübergehenden Inhaftierung führte. Doch dies ist nicht das Thema des Seeteufels; vielmehr möchte ich den Fokus ausschließlich auf die kulinarische Exzellenz der beiden Köche legen.
Über den Seeteufel
Im Tegernseer Tal gibt es mehr als nur idyllische Landschaften, Berge und einen klaren See. Es ist eine Region, die auch kulinarisch einiges zu bieten hat – eine wahrhaftige Sinneserfahrung für Feinschmecker und Genießer gleichermaßen. Mit meinem Pseudonym Seeteufel tauche ich mutig in die Welt der lokalen Gastronomie ein, bereit, für Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Höhen und Tiefen der heimischen Küche zu erkunden und darüber zu berichten. Begleiten Sie mich monatlich auf ein kulinarisches Abenteuer, während ich von einem Kochtopf zum nächsten reise und Ihnen meine ehrlichen Eindrücke und Empfehlungen präsentiere. Möge mein Gaumen mutig und meine Worte treffend sein. Lassen Sie uns auf eine Reise voller Geschmack, Genuss und vielleicht auch ein paar unerwartete Überraschungen gehen!
Ankunft und erster Eindruck
Wie in fast allen Restaurants oder Gaststätten im Tegernseer Tal ist eine Reservierung meist unerlässlich – so auch im au lac 51. Wir erreichten das Restaurant gegen Abend und nahmen die Stufen von der Seestraße hinauf zum Eingang. Da das Wetter schön und die Temperaturen angenehm mild waren, fragten wir nach einem Platz auf der Terrasse. Die Tischzuweisung zog sich jedoch etwas in die Länge und wir standen eine Weile etwas verloren zwischen den bereits sitzenden anderen Gästen. Nachdem ich mich im Inneren bemerkbar machen wollte, kam eine freundliche Servicekraft auf mich zu. Sie erklärte, dass ihr Kollege am Bonier- und Reservierungsbildschirm noch mit Eingaben beschäftigt war und sie noch nicht nachsehen konnte. Sie führte uns sodann zu unserem eingedeckten Tisch.
Hier vielleicht zum besseren Verständnis eine kleine Anmerkung: Meine Kritiken werden immer erst einige Wochen später veröffentlicht. Bevor sich jetzt der ein oder andere Leser darüber wundert, wie man bei den aktuellen Temperaturen draußen sitzen kann, möchte ich darauf hinweisen, dass der Besuch bei angenehmem Wetter stattfand.
Ambiente und Aperitif
Die Terrasse, leicht erhöht über der Seestraße gelegen, bietet einen wunderbaren Blick auf den See und das westliche Ufer der Egerner Bucht. Als Aperitif gab es einen Sanbitter sowie einen Garden Sprizz, den ich als Schaumwein in Kombination mit Orangenlikör aus dem Haus Chandon kenne. Die freundliche Servicedame brachte uns ein Körbchen mit Weißbrot sowie zwei Aufstriche. In einem Schälchen befand sich ein Humus-Dip, im anderen ein Auberginenaufstrich, den ich optisch nicht unbedingt so aus der Küche geschickt hätte. Die Oberfläche war bereits leicht angetrocknet, wodurch der ohnehin bräunliche Farbton noch dunkler und weniger ansprechend wirkte.
Vorspeisen: Schnelligkeit als Herausforderung
Nur wenige Minuten später folgte der Gruß aus der Küche: eine Ingwer-Zitronengras-Garnelen-Essenz, die sehr aromatisch und kräftig gewürzt war und uns wirklich hervorragend schmeckte. Während wir noch dabei waren, das Süppchen zu genießen, kam bereits der Service mit unseren Vorspeisen. Wir hatten das Lokal erst vor exakt 13 Minuten betreten und hatten noch jeweils ein halb volles Glas mit unserem Aperitif vor uns. Das kann man schon als ein ziemlich effizientes Zeitmanagement sehen, da muss sich der Gast schon ordentlich ranhalten, um mitzuhalten.
Vorspeisen im Detail
Dreierlei vom Yellofin-Thunfisch
Auf dem Teller fanden sich ein Thunfisch-Tatar, ein kurz angebratenes Thunfisch-Sashimi auf einer Thunfisch-Kapern-Sauce – ähnlich wie bei einem Vitello Tonnato – sowie ein kleines Thunfisch-Steak angerichtet mit einem halben wachsweichen Wachtelei und einem Kapernapfel. Das Sashimi war perfekt zubereitet und schmeckte in Kombination mit der Sauce hervorragend. Überrascht war ich vom Tatar, und das nicht im positiven Sinne. Zwar esse ich gerne mal etwas schärfer, aber hier war so viel Wasabi verarbeitet, dass der Geschmack des Thunfischs völlig überdeckt wurde. Schade, denn dadurch ging die eigentliche Qualität des Gerichts verloren.
Pikanter Glasnudelsalat mit Garnelenspießen
Der Glasnudelsalat war mit einer Sojasauce mariniert, die leicht salzig, zugleich süß, kräftig und herzhaft war und eine ausgeprägte Umami-Note aufwies. Die drei Garnelen waren bis auf die kleinen Schwanzspitzen von ihrem Panzer befreit, auf kleine Holzspieße gesteckt und vor dem Frittieren mit Stärke bestäubt worden. Sie hatten einen wunderbaren Crunch und einen knackigen Kern – wirklich perfekt auf den Punkt gegart. Zusätzlich befanden sich auf dem Teller einige orange-rote Tupfer einer Mayonnaise, die für mich wie eine klassische Rouille schmeckte. Allerdings war das Anrichten der halben gelben und roten Cocktailtomate, der drei gepoppten Glasnudelstränge, des Radicchio- und Chicoréestreifens sowie eines Blatts Thai-Basilikum eher mager. Bei zwei Spitzenköchen darf man definitiv eine schönere Präsentation erwarten.
Hauptspeisen: Ein Wechselbad der Gefühle
Krustentiercurry mit Gemüse und Basmatireis
Das Krustentiercurry hat den konzentrierten Fond aus den Schalen der Krustentiere wunderbar aufgenommen. Die Garnelen selbst waren schön knackig gegart, ebenso wie das darin befindliche Gemüse. Das Curry war hervorragend abgeschmeckt mit Zitronengras, Kaffir-Limettenblättern und Thai-Basilikum und hatte diesmal einen angenehmen Schärfegrad. Dazu wurde klassisch Reis serviert.
Koreanisches Rinderfilet in Sesam-Birnen-Marinade
Das Stück Rinderfilet war vollständig bedeckt von der würzigen Sesam-Birnen-Marinade, die einen Hauch zu scharf war – sagen wir vom Schärfegrad grenzwertig, aber ansonsten geschmacklich überzeugend. Das Filet war, wie gewünscht, medium gebraten. Dazu gab es als mediterrane Variante ein Ratatouille mit Silberzwiebeln und als weitere Beilage eine Art Rösti, das optisch irgendwo zwischen Kartoffelstroh und Pommes Allumettes lag.
Nachspeise: Zitronen-Tartelette (mit Zitronensorbet)
Die kleine Schwester der Tarte, das servierte Zitronen-Tartelette mit seinem Mürbeteigboden und der cremigen Füllung, war … naja, ganz okay. Obendrauf thronte eine Kugel Zitronensorbet für den Frischekick. Als rustikale Note fand sich neben dem Pfefferminzblättchen noch eine kandierte Zitrusscheibe, die bei mir sofort Assoziationen hervorrief, nämlich an die Deko bei Adventskränzen – leider war diese ausschließlich visuell genießbar, weil steinhart.
Fazit: Mehr erwartet
Das au lac 51 unter der Leitung von Dieter Maiwert und Frank Heppner enttäuscht trotz hoher Erwartungen in einigen Punkten. Zwar bietet die Terrasse eine schöne Aussicht, doch organisatorische Schwächen traten schon beim Empfang zutage. Das Servicepersonal, stets freundlich, wirkte streckenweise unkoordiniert und das Tempo der Speisenfolge war zu gehetzt, was dem Genuss im Weg stand.
Kulinarisch zeigen sich beide Köche durchaus versiert, doch auch hier waren einige Mängel unübersehbar. Während einzelne Komponenten, wie das sehr gute Krustentiercurry oder das Rinderfilet, überzeugten, gab es deutliche Schwächen bei der Präsentation – in der Preisklasse darf man mehr erwarten – und leider auch bei zwei oben genannten Gerichten in der Ausgewogenheit der Aromen. Insbesondere das Thunfischtatar verdeutlichte eine fehlende Feinabstimmung.
Trotz ihres nachweislichen Könnens gelang es den beiden Köchen an diesem Abend nicht, durchgehend eine stimmige und professionelle Leistung zu erbringen. Bei meinem kurzen Aufenthalt im Innenbereich des Restaurants fiel auf, dass Maiwert und Heppner an diesem Abend allein in der offenen Küche arbeiteten. Die voll besetzte Terrasse dürfte den Druck in der Küche erheblich erhöht haben, was sich möglicherweise auf die erkennbaren Schwächen ausgewirkt hat. Trotz des nachvollziehbaren Personalmangels erwartet der Gast jedoch verständlicherweise, dass die Qualität der Speisen dem vollen Preis gerecht wird.
Seeteufel-Urteil
- Essen: 3,5 Seesterne
- Ambiente: 3,0 Seesterne
- Service: 3,5 Seesterne
Hinweis zu den Bewertungen
Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, habe ich mich entschlossen, meine Bewertungen in drei Kategorien einzuteilen. Jeweils fünf der verwendeten „See”-Zeichen stellen die höchstmögliche Bewertung dar.
Die Seesterne für die gehobene Gastronomie
Die Seeigel für die weltweite Kulinarik
Die Seekühe für die traditionelle Wirtshauskultur
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